Manche unserer Praktikant*innen versuchen sich in ihrer Zeit bei der GROOVE beruflich zu orientieren. Moritz Weber hatte schon einen Beruf, als er zu uns kam, er kümmerte sich bei einem großen Konzern um organisatorische Aufgaben. Organisation und Management sind aber weniger Moritz’ Leidenschaften. Sein Praktikum wurde von seinem untrüglichen Musikgeschmack getragen, bei dem Zwischentöne und Ambivalenzen genauso wichtig sind wie der Groove, der die Nacht vorantreibt.

Moritz’ Praktikum begann im September 2021, als die kurze Blütezeit der Clubkultur im vergangenen Sommer schon fast wieder vorbei war. Entsprechend deprimierend klingen die Themen seiner ersten News: Die Veranstaltungsbranche fetzt sich mit Jens Spahn, Impfpässe werden in England aufs Eis gelegt, in Berlin wird mit angezogener Handbremse gefeiert. Moritz lenkt sich mit Trackpremieren von Musik von Steffi, Nasty King Kurl, Volvox oder Mr G von der Tristesse ab.

Seine Charts from the Past von Will Saul, Axel Boman oder John Talabot weisen den Weg zu dem Resort, dem er im letzten halben Jahr seinen Stempel aufdrückte: den Charts. Gleich drei große Top30-Charts kompiliert Moritz. Sein erstes Feature handelt von Bradley Zero, wenig später schreibt er über Parris und zuletzt über Mathami/ DJ T. Bei allen drei Musikern arbeitet Moritz heraus, wie sie versuchen, Kommerz und ausgetretenen Pfaden aus dem Weg zu gehen, und legt den Finger darauf, was sie als Menschen und als Künstler einzigartig macht. Wir danken dir für deine Mitarbeit und wünschen dir eine berufliche Zukunft, bei der du sowohl dein Organisationstalent wie dein Interesse an schattierungsreichen, künstlerischen Perspektiven ausleben kannst.

Bambounou – La Sagrada (FIRECAMP)

Bambounou – La Sagrada (FIRECAMP)

Bambounou – „La Sagrada”

Moritz: Es geht also direkt mit dem Titeltrack los.

Max: Das Heiligtum? Der Anglophone würde das als eerie bezeichnen. Das war’s schon? Ein Titeltrack als Intro, schreit nach Konzept-EP.

Moritz: Sieht ganz nach einer konzeptionellen Geschichte aus.

Alexis: Unser Liebling Bambounou legt mit einem so freshen wie roughen Groove los, der ein Tribal-Timing mit Industrial-Sounds verschmilzt und mit ein paar losen Shouts garniert. Erinnert mich an TSVI und DJ Plead.

Moritz: Ich hatte eigentlich nicht erwartet, dass wir so ruhig von ihm abgeholt werden.

Bambounou – „Sans Soleil”

Alexis: Überraschend kurz, der Track. Dann folgt ein eerie Ambient-Interlude mit losen Piano-Tönen und einer durchdringenden Soundscape.

Max: Starker Kontrast zu seinem Berghain-Auftritt im November, den der gute Mann oberkörperfrei und für ihn ungewöhnlich schnell bestritt.

Alexis: Hehe.

Moritz: Warst du da?

Max: Jawohl.

Bambounou – „Un songe / Un jour”

Moritz: Wohin driften wir denn hier ab?

Max: Sehr artsy, das alles. Moritz, kannst du das kontextualisieren? Wie ich dich kenne, hast du die Pressetexte aller EPs auswendig gelernt.

Moritz: Das Label Firecamp kannte ich vorher garnicht.

Alexis: Hier geht es mit einem mehrstimmigen Chor los, der ein sakrales Pathos aufruft, das von sparsamen elektronischen Sounds garniert wird.

Moritz: Sieht ganz frisch aus alles.

Max: Befinden wir uns in einem französischen Kloster? Unter Mönchen?

Bambounou – „Je ne te pardonnerai jamais”

Max: „Ich werde dir nie verzeihen”, dafür reicht mein Schulfranzösisch noch.

Alexis: Wir switchen auf die B-Seite, auf der es wieder industrial-derb zu geht, aber abstrahiert, ohne greifbares Drumming. Headbanging in der Kunstinstallation – so fühlt sich das für mich an.

Max: Cymbals und ein Slayer-Groove. Was sagt uns das? Groove ist hier auch eine gute Vokabel, haha.

Moritz: Mir fehlt aber schon die Struktur irgendwie.

Max: Bzw. eher Black Metal.

Alexis: Ja, Metal-Vibes dominieren hier. Allerdings fehlt der Kontext, ist kaum mehr als ein Drumloop.

Max: Bin auch etwas verloren.

Bambounou – „Corps entier”

Moritz: Ich finde, das hört sich gut an. Beziehungsweise hier kann man drauf aufbauen, würde ich meinen.

Max: Der ganze Körper. Schon sehr spirituell angehaucht, das alles. Melodisch gefällt mir das aber am besten bislang.

Moritz: Da war es auch schon vorbei.

Max: Auch das hat für mich Metal-Anleihen.

Alexis: Ist aber schon das Ende. Auf eineinhalb Minuten ein eher formloses Synth-Riff, das, ja, auch sakral wirkt.

Moritz: Meine Recherche hat ergeben, dass kein Vinyl gepresst wird, sondern individuelle Kerzen des französischen Künstlers Jules Dumoulin verschickt werden.

Alexis: Und die Musik?

Moritz: Echt ganz schön artsy.

Max: Höchst artsy.

buen clima – Transferencia Electrónica (Peach Discs)

buen clima – Transferencia Electrónica (Peach Discs)

buen clima –„Transferencia Electrónica”

Moritz: Never heard before. Aber Peach Discs eigentlich immer ein Traum.

Max: Ah, da fühlt man sich als stumpfer Technojourno endlich wieder abgeholt.

Moritz: Ich hatte gehofft, dass ich euch damit aufsammeln kann.

Max: Schöne Bassline, jetzt ziehen die Hats an und geben dem Ganzen eine moderate, angenehme Geschwindigkeit. Die Open-Air-Saison geht in Berlin ja gefühlt schon am 15. Januar los, man darf sich freuen.

Moritz: Muss dir bei der Geschwindigkeit zustimmen. Solider Einstieg.

Max: Trippy. Lassen sich da Vergleiche mit Planet Euphorique anstellen? Perfekt für den Upturn jedenfalls.

Alexis: Hier geht es vergleichsweise konventionell zu. Aber auch nicht so konventionell. Ein wenig artsy ist dieser stolpernde House-Groove nämlich. Das Drumming wirkt ein wenig hektisch, die Synths dagegen driftend und eher verloren.

Max: Diese Snare hört sich für mich nach Pagliara an, die Melodie ruht aber deutlich mehr in sich.

Moritz: Ich glaube, diese hektischen Drums werden uns durch die ganze EP verfolgen.

Max: Schöne Drumpatterns für den Sonnenuntergang.

Moritz: Denkst du da schon ans Melt?

Max: Wie gemacht für den Sleepless Floor.

Alexis: Ein paar ungewöhnliche Akzente setzt buen clima mit einem Tambourin und ungewöhnlich dominanten Soundscapes.

buen clima – „PensaD cada as”

Max: Hier bekomme ich vage Lone-Assoziationen, der später auch noch seinen Auftritt haben wird.

Moritz: Diese abgehackten Pausen sind ideal platziert.

Max: Auch wenn das hier positiv verkopfter wirkt.

Alexis: Dieser Track ist noch etwas lebendiger. Er arbeitet auch mit eher spröden, durchlässigen House-Sounds und sorgt mit unerwarteten Sequenzwechseln für Dynamik. Ich denke da an SUED und Acido.

Max: Hektik! Das Klima sagt mir aber in der Tat zu, schöne EP bislang.

Moritz: Ein bisschen mehr Power hätte ich mir aber schon gewünscht in diesem Song. Dennoch super.

Alexis: Ja, die Hektik des Drummings und die driftenden Sounds stehen nebeneinander, diese Spannung wird nicht aufgelöst. Ebenso wenig gehen beide Pole einen Dialog ein.

buen clima – „Croma”

Max: Ah, drischt nun die Blue Man Group auf ihre Plastikröhren ein?

Moritz: Hahaha, die Blue Man Group in Berlin.

Max: Überraschend, dass der erste Track auch der geradlinigste war. Da will jemand nicht so recht pleasen.

Alexis: So klingt es, Electro-Vibes mit Pop-affinen 80s-Klängen und einer subtil-humorigen Vocoder-Stimme.

Moritz: Wenn ich mich nicht irre, hatte buen clima einen Auftritt auf der Peach-Discs-Compilation letztes Jahr.

Max: Würde auf dem Dancefloor aber ganz hervorragend funktionieren, glaube ich. Auch in dem Tempo. Und mit dieser Videospielmelodie darunter.

Moritz: Glaube ich auch, besonders mit der langgezogenen Melodie, ideal.

Alexis: Dass die einzelnen Elemente sich nicht ganz erschließen, macht den Charme der Stücke aus. Wobei diese Nummer am besten aufgeht.

Max: Der Moment auf Festivals, wo man sich um die Kleiderhaufen auf dem Dancefloor noch keine Sorgen machen muss.

buen clima –„Bau House”

Max: Hahaha, was ein Name.

Moritz: Jetzt geht es erst richtig lous.

Max: Schöner Baukasten-House.

Alexis: Aber für verlorene Afterhour-Momente ist der Groove überraschend knüppelig.

Max: Mal schauen, ob sich da noch ein Wiedererkennungswert destillieren lässt.

Moritz: Sicherlich.

Max: Sehr Drummachine-affin, die komplette EP.

Moritz: Es wird ab und zu immer was reingeworfen. Schöne Sphäre, die da aufspringt.

Max: Wauwauwau, jetzt dubt es. Mein Favorit.

Alexis: Man fragt sich, was Unvermögen ist und was gewollt. Der Wiedererkennungswert liegt hier bestenfalls in der Bassline.

Max: Auch hier suchen mich wieder Pagliara-Assoziationen heim.

Moritz: Schon ne Sommer EP, wenn man so was sagen darf.

Max: ABSOLUTES NO-GO! Aber stimmt natürlich. Treibt und lässt nicht wirklich los, ist doch schön. Das Dub-Moment intensiviert sich.

Alexis: Steigert sich auf jeden Fall kontinuierlich. Mir fällt hier auch Giant Swan ein, vom Jam-Charakter her.

Max: Das ist höchst interessant. Jammig definitiv, aber da liegen ja etliche BPM dazwischen.

Alexis: Ja, stilistisch ganz anders.

Moritz: Stilistisch schon eher Detroit und Chicago, meint ihr nicht?

Alexis: Chicago. Auch gerade diese blechernen Drumsounds, die so rausstechen.

Max: Ja. Das Dubbige, auf das ich mich jetzt zum x-ten Mal berufe, hat was von Delano Smith oder Norm Talley.

buen clima – „Ninguna Despedida Podr Ser Suficiente”

Moritz: Mein kleiner Abschluss-Fact zu dieser EP: Gramrcy hat sich eigens um das Cover gekümmert.

Alexis: Jetzt noch eine Downbeat-Nummer, die Fatboy-Slim-Drums mit Kraftwerk-Pads in einem alten Aluminiumkochtopf bei starker Flamme und geschlossenen Deckel brodeln lässt.

Max: Jetzt noch Electro, klingt sauber. Was mir gefällt, ist, wie die Vocals unter der Oberfläche dümpeln.

Moritz: Gefällt mir auch sehr gut.

Alexis: Downbeat?

Moritz: Bisschen wie Galcher Lustwerk, nur etwas fixer.

Max: Für Metaraph-Hörer*innen vielleicht.

Moritz: Ich meine auch die Vocals.

Alexis: Haha, na ja, alles unter 145BPM ist halt Downbeat.

Max: Bzw: Reggae.

Max: Schön, wie die Hats kommen. Rundum runde Sache.

Moritz: Die ganze EP, würde ich sagen.

Alexis: Originell gemacht.

Moritz: Na ja, es ist jetzt nicht so, als hätte man so was noch nie gehört.

Max: Ich kann nur resümieren, das ich mich davon gut unterhalten gefühlt habe.

Moritz: Das auf jeden Fall.

Alexis: Aber die Banger-Banger waren es nicht.

Max: Ne.

Alexis: Nicht die Tracks, die ich zu hören hoffe, wenn ich nach zwei Jahren Rave-Abstinenz auf dem Berghain-Floor zum Len-Faki-Set aufschlage.

GiGi FM – Magnetite EP (Bambe)

GiGi FM – Magnetite EP (Bambe)

GiGi GM – „Senstronau (MYO)

Max: An der EP war etwas sehr brainy, wenn ich mich recht erinnere. Habe letztens mal den Promotext überflogen, da stand drin, dass sie einen der Tracks mit einem sensorischen Verfahren produziert hat oder so. Bzw. eben nicht brainy, sondern bodily.

Moritz: Die gute GiGi FM habe ich letztes Jahr noch beim OXI-Opening gesehen. Deswegen musste das hier rein. Platte sieht auch gut aus, bin gespannt.

Max: Stark, wie die Bassdrum situativ reindonnert. Und sich langsam ein gerades Beatschema rausschält.

Moritz: Ich denke, hier kann man sich komplett verlieren.

Alexis: Diese Tracks haben das Ausrufezeichen, was den beiden anderen Platten gefehlt hat.

Max: Bass Music mit Wucht, die auch auf Timedance gut aufgehoben wäre.

Moritz: Ich finde, es passt super zu Bambe.

Max: Vier Schläge hintereinander gibt’s aber nicht, da wird gegeizt. Tut dem Ganzen gut.

Moritz: Wobei man ja noch gar nicht weiß, wie sich das Label ausrichten wird.

Alexis: Ein komplexes Breakbeat-Gebilde, dass die Aufmerksamkeit ganz und gar absorbiert, das vlt. schon ein wenig zu durchstrukturiert und -komponiert ist.

Max: Wie war das Set im OXI? Polyrhythmik ist das Un- und Zauberwort. Schön auch gerade die Zählzeiten, die ausgelassen werden.

Moritz: Sehr gut ausgewählte Songs, die Mixing-Skills sind definitiv vorhanden. Das HÖR-Set lege ich euch auch ans Herz.

Max: Ein Track, der in jeden Teil eines Sets passt. Nur ein Closer ist es nicht. Standing Ovations dafür.

Moritz: Hat mich auch gekriegt.

GiGi FM – „Manas (PST)”

Hörbeispiele findet ihr in den einschlägigen Stores.

Moritz: Da baut sich was auf.

Max: Distinkt anderer Ansatz. Bin gespannt, ob sich dieser betuliche Groove auch durchzieht. Beeindruckend, wie samten die Bassstöße kommen.

Alexis: Sehr gut arrangiert sind diese Tracks, mit viel Antizipation erzählt.

Max: Das erinnert mich beispielsweise an Deena Abdelwahed.

Alexis: Überraschend, diese Nummer, einen subtilen Technovibe hat sie.

Moritz: Beeindruckend wie alle Komponente sich still und heimlich zu einem Konstrukt zusammenbringen.

Max: Four-To-The-Floor, aber nicht ganz.

Moritz: Und die Vögelgeräusche sind wunderbar.

Alexis: Voll.

Max: Passt auch wunderbärle zum Labelchef, der im ersten Lockdown mit einem Set nur aus Vogelzwitschern einen der wenigen spannenden Ambient-Akzente setzen konnte.

Moritz: Ich glaube, die beiden haben auch das eine oder andere Mal zusammen auf NTS gespielt.

Max: Wertiger Autorinnen-Techno.

GiGi FM – „Ketu’s Dance”

Hörbeispiele findet ihr in den einschlägigen Stores.

Max: Toolgefahr!

Alexis: Jetzt geht es mit einem satten, millsigen 909-Groove eine Nummer geradliniger zu.

Moritz: Wer oder was ist in dem Fall Ketu?

Alexis: Hab’ ich da Keta gehört?

Max: Eine sphärische Eminenz. Der lag aber so was auf der Hand, Alexis.

Alexis: I know.

Max: Der Groove ist down to earth, die Melodie bewegt sich einige Meter drüber.

Moritz: Schön gesagt. Das sehe ich aber so was von im Club!

Alexis: Mit der Zeit tritt der Groove zurück, und die sphärische Eminenz übernimmt zusammen mit quietschenden, gummiartigen Sounds, die das Pathos brechen.

Max: Wow, starke Entfaltung. Da zieht’s den Blumenkindern die Yogamatte unter den Füßen weg. Strings, Synths, das Gesamtpaket wird aufgefahren. Toll auch die Variabilität, die in ausnahmslos jeder Nummer steckt.

Alexis: Ja, ihre Interpretation von Classic Techno, die den Groove nach hinten stellt und sich sehr auf die Sounds konzentriert.

Moritz: Ich würde mir wünschen, dass die Tracks ein wenig länger gehalten werden würden. Da steckt noch ein bisschen Potenzial drin, mit den Arrangements zuspielen.

GiGi FM – „22 Tear Drop”

Hörbeispiele findet ihr in den einschlägigen Stores.

Max: Oh, kommt jetzt eine Massive-Attack-Adaption?

Alexis: Voll. Deepe, soulige Downbeats mit eerie Sounds

Moritz: Geheimnisvolles Massive-Attack-Intro.

Max: „Water is my eye”, sage ich da nur. Ne, im Ernst: Wieder starke Drums, die konsequenter europäische Hörgewohnheiten herausfordern als bislang.

Moritz: Diese Drums hauen mich echt um.

Max: Und: Ein Dub-Akkord, angenehm.

Moritz: Mehr davon.

Max: Meditativ zum Ausklang, klar stärkste EP bis jetzt.

Alexis: Na ja, schon eher cozy. Dubby Kopfkino, virtuos produziert.

Moritz: Natürlich kommt hier auch noch eine Info von mir: GiGi FM tanzt Ballet, hat in New York studiert und wohnt seitdem in den verschiedensten Großstädten der Welt.

Alexis: Ungewöhnlich vielfältige EP, die durch ihre irren Ableton-Skills fasziniert.

Max: Ah, daher die Produktionsweise mit Körper usw.

Moritz: Genau.

Lone – Natural Aerials (Greco-Roman)

Lone – Natural Aerials (Greco-Roman)

Lone – „Natural Aerials (Mouth Of God Part Two)”

Hörbeispiele findet ihr in den einschlägigen Stores.

Max: „Aerials in the sky.” Eine weitere popkulturelle Referenz von mir, die mit den Tracks hier überhaupt nichts zu tun hat. Schon faszinierend, wie Lone ziemlich cheesigen Pop und unnachahmliche Drums zusammenbringt.

Alexis: Ein schöner, klassischer Lone-Track, ein tighter, unprätentiöser Breakbeat, kristallklare Sci-Fi-Pads.

Moritz: Ganz der alte Lone. Ein bisschen schwierig nach GiGi.

Max: Da darf man auch einfach mal zugeben, dass das schlicht schön ist. Wenn auch eher Bühnen- als Floor-Musik.

Alexis: Keine krasse Überraschung, aber stilsicher.

Moritz: In UK ist er aber schon echt groß, oder?

Max: Ja, was man in der Sparte nun wirklich nicht von jedem oder jeder behaupten kann. Absolut. Hat schon Bicep-Sound für Teens und Tweens gemacht, bevor die die Schiene entdeckt haben. Obwohl er ja immer mehr Hip-Hop-beinflusst war. Diese Bodzin-Synths sind allerdings schon dick aufgetragen.

Alexis: Einfach sehr gut gemacht. das, die mäanderne Bassline ist auch klasse.

Lone – „InLove2 (One Thirty Mix)”

Hörbeispiele findet ihr in den einschlägigen Stores.

Max: Du meinst: Anthony Rother: „Father”. Auch hier wieder: Melodie cheesy, Drums kontrastieren.

Moritz: So was ist gefühlt der Soundtrack der BBC.

Alexis: Das ist jetzt eher strange, geht eher in die Richtung von seinem eher poplastigen Album, das letztes Jahr erschienen ist und mir nicht so gemundet hat.

Max: Das ist das weirdeste Lied, das ich seit langer Zeit gehört habe. Interessant aber schon irgendwie. Jetzt noch verzerrte Panflöten. Erinnert mich an Nils Frahms All Melody.

Alexis: Klingt nach 2000er Indie-Disco, Simian Mobile Disco in nicht so gut.

Moritz: Vielleicht hat er Schwierigkeiten, sich neu zu erfinden.

Alexis: Stimmt, Frahm ist auch drin.

Max: Ne, also ich muss ehrlich sagen, dass ich’s super interessant finde. Kann mir nur überhaupt keinen Reim drauf machen. Also super interessant, weil’s von Lone kommt.

Lone – „Visited By Astronauts (SHERELLE Had A Groove Remix)”

Moritz: Soweit ich weiß, der erste Sherelle-Remix überhaupt.

Max: Aha? Spannend.

Alexis: Das Original kommt vom erwähnten Album.

Max: Langer, aufreizender Break, dann Drum’n’Bass-Kapriolen, die energetische Claps durchpflügen.

Moritz: Schon in Sherelle-Manier, aber nicht so wie sonst. Also nicht in dein Gesicht.

Alexis: Das klingt wie ein Drum’n’Bass-Remix von Hot Chip.

Max: Auf Greco-Roman, dem Label, auf dem schon Totally Enormous Extinct Dinosaurs gastierte. Erklärt dann auch die Richtung des Ganzen.

Alexis: Beides will aber gar nicht zusammengehen, und sie ist zu höflich, ihr Ding zu machen.

Max: Zieht sich, ja. Vielleicht zu distinctly British, um’s nachvollziehen zu können.

Lone – „Echo Paths Ebb And Flow”

Hörbeispiele findet ihr in den einschlägigen Stores.

Moritz: Das sind, glaube ich, alles Reworks von dem Album davor.

Max: Haha, gut, dass wir das jetzt geklärt hätten.

Alexis: Jetzt noch Ambient der eher kitschigen Sorte.

Max: Schöner Trackname allerdings.

Moritz: Immerhin. Am Ende des Tages habe ich da mehr erwartet.

Rhyw – Slow Strings (Fever AM)

Rhyw – „Slow Strings”

Alexis: Reggae!

Moritz: An der Stelle muss ich auch sagen, dass wir uns hier mit den Ausläufern der EP davor beschäftigen, die überragend war. Übrigens auch in unseren Top30 ganz weit oben.

Alexis: Das ist eine waschechte Ragga-Nummer.

Max: Rhyw hat sich letztes Jahr mit seiner EP The Devil’s In The Dlzlzlzlzlzlzlzlzlzzlzlzlzlzlzlz in den Bestenlisten wiedergefunden. Absolut zu Recht.

Alexis: Wieso Ausläufer? Hat damit wenig zu tun, die war eher techy und komplex, das ist kaum mehr als ein Groove.

Moritz: Vielleicht haben die es nicht auf The Devil’s In The Dlzlzlzlzlzlzlzlzlzzlzlzlzlzlzlz geschafft.

Max: Mag Rhyw sehr gern, erinnert mich aufgrund seines Namens leider aber immer an den unsäglichen Rhye.

Alexis: Vom SEO her aber stark der Name – wenn man sich an ihn erinnern kann.

Max: Sehr toolig, viel tut sich nicht.

Alexis: Bloß für was für eine Party

Max: Obwohl ich’s schön gemacht finde. Behände Breaks, die mit ihrer Sterilität einfangen.

Moritz: Ihr seid mir ein bisschen zu kritisch hier.

Max: Du hast doch von Ausläufern gesprochen, Kollege!

Alexis: Die Fallhöhe ist halt groß.

Max: Habe eh kundgetan, dass mir das gefällt.

Moritz: Auch wieder wahr, vielleicht bezeichnen wir es lieber als interessante Zusatztracks, die nur die wenigsten verstehen.

Rhyw – „Termite Tavern”

Max: Alexis mixt sich hier um Kopf und Kragen. Oder ist das so clever angelegt, dass der Übergang von einem Track zum anderen schlicht nahtlos ist?

Moritz: Der zweite Track gefällt mir auf jeden Fall deutlich besser.

Alexis: Der ist etwas komplexer und erinnert mehr an die letzte EP.

Moritz: Ein netter Abschluss des Projekts.

Max: Definitiv. Spröde Kicks mit dödeligem Charakter…

Moritz: Vielleicht etwas für die späteren Stunden.

Max: … kriegen spröde Menschen mit dödeligem Charakter wie mich einfach.

Alexis: Haha. Der Track ist viel stärker, mehr innere Spannung und eine ungewöhnliche, widerständige Dynamik. Kann ich nur feiern.

Moritz: So nämlich.

Max: Versöhnlicher Abschuss, danke für alles, Mr. Weber!

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