Gelände des Brave! Factory Festivals 2019 in Kiev (Foto: Roman Selezinka)

Seit nunmehr einer Woche herrscht Krieg in der Ukraine. Am Morgen des 24.Februar marschierte die Russische Föderation in das Nachbarland ein und versucht seitdem, das ukrainische Hoheitsgebiet unter ihre Kontrolle zu bringen. Dementsprechend veröffentlichten diverse ukrainische und russische Szeneaktuer*innen und Künstler*innen Statements, in denen sie sich zu den aktuellen Geschehnissen positionieren. Die ukrainische Technoszene galt bis Kriegsbeginn als eine der am schnellsten wachsenden und interessantesten weltweit.

So äußerten sich über die sozialen Medien diverse ukrainische Clubs und Veranstaltungsreihen, die den Angriff der russischen Armee aufs Schärfste verurteilen. Die international bekannte Partyreihe CXEMA und der Kiever Club Closer riefen zu einem kulturellen Boykott von russischen Künstler*innen und Veranstalter*innen auf, die das Regime von Präsident Putin offen unterstützen. Auch das Kollektiv Kultura Zvuka verfasste einen Instagram-Post, in dem es, neben der Betonung der Geschlossenheit des ukrainischen Volkes, Unterstützer*innen weltweit dazu aufrief, sich für die Ukraine einzusetzen und sich beispielsweise an Demonstrationen zu beteiligen oder zu spenden.

Außerdem positionierten sich mehrere russische DJs und Künstler*innen gegen die Invasion. Der Moskauer Pavel Milyakov alias Buttechno postete zahlreiche Fotos und Videos von Raketeneinschlägen und betonte wie wichtig es ist, wahrheitsgemäß über den Krieg zu berichten und nicht der Verzerrung durch die russischen Staatsmedien zu glauben. Außerdem gab er bekannt, dass alle Einkünfte seines Bandcamp-Accounts momentan an ukrainische Hilfsorganisationen gehen. Auch Julia Govor (link) und Kedr Livanskiy (link) sprachen sich gegen den Krieg aus, wobei sich vor allem Letztere dem Thema widmete und sich für ein Zusammenstehen der beiden Länder stark machte. 

Der in Russland geborene ehemalige Boiler-Room-Moderator und DJ Michail Stangl alias Opium Hum veröffentlicht auf seinem Instagram-Account laufend Augenzeug*innenberichte von der ukrainisch-polnischen Grenze, nach denen es BiPoc-Personen extrem schwer gemacht wird, das Land zu verlassen. Ferner informiert Stangl über Möglichkeiten, auch von Deutschland aus Hilfe zu leisten.

Die belarussische Dark-Wave-Band Molchat Doma veröffentlichte ein Video-Statement, in dem sie sich gegen Krieg aussprach und aufrief, mehrere humanitäre Organisationen in der Ukraine zu unterstützen. Belarus gilt als Unterstützer des Aggressors Russland. 

Auch die wohl prominenteste russische DJ Nina Kraviz kommentierte den Krieg indirekt via Instagram und postete ein kurzes Video in dem sie lediglich das Wort „Frieden” in russischer Sprache auf ein Blatt Papier schreibt. Angesichts der Schwammigkeit dieses Statements im Verhältnis zur Eindeutigkeit der Situation erntete Kraviz viele Vorwürfe und Kritik. Unter anderem kommentierte (Post mittlerweile entfernt) die ukrainische DJ Nastia: “You care only of your ass darling. Who you trying to fool here? We know you are trying so hard to be the best actress on our scene, but no one believes you. (…).”

Ähnlich zurückhaltend wie Kraviz äußerte sich auch der russische DJ Vladimir Dubyshkin, der in einem Statement verlauten ließ, dass er sich selbst als apolitischen Pazifisten sieht und deshalb auch gegen den Krieg sei. Allerdings wäre es schwierig, die Wahrheit zu erkennen, wenn man von allen Seiten der Propaganda ausgesetzt sei. Er betonte außerdem die Wichtigkeit, das russische Volk nicht mit der regierenden Elite zu verwechseln.

Im Gegensatz zu Kraviz positionierte sich das russische Duo PTU, das auf ihrem Label Trip gesignt ist, nicht nur klar gegen den Krieg, sondern auch gegen Putin: “We didn’t choose this war. We didn’t vote for Putin and never supported him. What is happening now is a war crime against the people of Ukraine (…).”

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