Mix-CDs und Compilations sind Kunstformen für sich. Hier wollen DJs ihr Schaffen repräsentativ in eine endgültige Form gießen, dort geht es darum, heterogene Ansätze in ein kohärentes Ganzes zu überführen. Sind sie damit im Playlist-Zeitalter nicht eigentlich überflüssig, ist der Markt nicht bereits mit Bazillionen von Online-Mixen übersaturiert? Wir behaupten: nein. Und wir haben zehn schlagkräftigte Argumente aus 2018 zusammengestellt, die das untermauern. Zwischen Selector-Business, Label-Werkschauen, Archiv-Zusammenstellungen und Mix-CDs, die sich der veränderten medialen Situation angepasst haben, bieten die folgenden, alphabetisch angeordneten Mix-CDs und Compilations über die bloße Kurationsleistung hinaus viel Mehrwert.
Diverse – Don’t Mess With Cupid, ‘Cause Cupid Ain’t Stupid (Trip)
Nina Kraviz’ Trip-Label besteht nun seit 2014 – ein eigentlich überschaubarer Zeitraum. Doch in den vier Jahren hat es die Russin geschafft, einen beachtlichen Katalog und wiederkehrende Gäste wie Aphex Twin, Terrence Dixon und Steve Stoll zusammenzubringen. Während die ersten Releases noch Straight-up-Techno waren, sprengt die nun 20. Ausgabe – zeitgemäß – wohl am stärksten gewohnte Konventionen. Shadowax beginnt „I Want To Be A Stewardess“ mit unerbittlichem, russischem Raumschiff-Enterprise-Kommando, wird langsamer, zieht dann wieder an und ergießt sich urplötzlich in perkussiver Jungle-Extase. Kraviz selbst, Pilldriver und Nikita Zabelin schleudern unverfroren ihre Portion Gabber mit in den Mix. Bjarkis Beitrag fällt zwar formal nicht so aus der Reihe, reißt einem aber umso mehr mit niemals endendem und erstaunt klingendem Wormhole-Vocal-Loop den Boden unter den Füßen weg. Man traut sich zunehmend mehr – Trip wird immer trippiger. Und wirkt dabei absolut glaubwürdig. Benjamin Kaufman
Diverse – Kulør 001 (Kulør)
Kopenhagen ist toll. Die Stadt, in der die Fahrradwege so breit sind wie Autobahnen, in der man in Cafés mit dem Smartphone bezahlt und auf den Spuren von Hans Christian Andersen und Søren Kierkegaard den tiefhängenden grauen Wolken zu entkommen versucht. Neben Prosa und Smørrebrød avanciert vor allem die vor Ort ansässige Technoszene zu einem Alleinstellungsmerkmal. Als Teil der Apeiron Crew spielte sich Courtesy in den vergangenen zwei Jahren mit einem erfrischenden Mix aus Techno und all seinen Sub-Spielarten zunehmend in die internationalen Festival-Line-ups. Kulør ist nach Ecotherm ihr zweites Label. Die Grundidee bleibt die Gleiche, nämlich lokalen Talenten aus dem eigenen Dunstkreis eine Bühne zu bieten. Hier wird abermals deutlich, wie progressiv, ruppig und fernab stereotyper Konventionen Schacke, IBON, Rune Bagge oder Repro Techno made in Denmark interpretieren. Trance und UK-Rave werden zum Spezifikum auserkoren. „No Sleep“ klingt dabei wie der Soundtrack einer Zeitreise, auf den man sich seinerzeit in Warehouses von San Francisco bis Cardiff einigen konnte. Pure Nostalgie. Felix Hüther
Diverse – Studio Barnhus Volym 1 (Studio Barnhus)
In der Musikgeschichte gibt es nicht gerade viele Compilations, die wirklich bleibenden Eindruck hinterlassen konnten. Logical Progression wäre so eine, erschienen auf LTJ Bukems Label Good Looking, Metalheadz’ Platinum Breakz oder die Warp-Serie Artificial Intelligence wären weitere Beispiele. Good Looking, Warp und Metalheadz sind neben Death Row, Def Jam, Svek, Strictly Rhythm, Sex Tags oder Kompakt auch die Labels, die Kornél Kovács und Axel Boman, zwei der drei Gründer der kleinen Stockholmer Plattenfirma Studio Barnhus, vor drei Jahren in einem Interview mit The Ransom Note als prägend nannten.
Seit dem Jahr 2010 existiert das von Kovács, Boman und Petter Nordkvist gegründete Label, benannt nach der Adresse des gemeinsamen Studios: Barnhusgatan, auf Deutsch: Waisenhausstraße. In all den Jahren hatten die drei Schweden nie eine Compilation veröffentlicht, doch nun ist Studio Barnhus Volym 1 da und bläst alles weg. Ein Eintrag in die UNESCO-Liste legendärer Compilations gilt als sicher. Lieblingslied folgt auf Lieblingslied, es ist fast unheimlich. Bei etwas über 90 Minuten Spieldauer und 19 Tracks kommt da einiges zusammen.
Studio Barnhus steht seit jeher für einen reichlich eklektischen Sound irgendwo zwischen Pop und den schön ausgefransten Rändern von House. Entsprechend wild ist die Reise, auf die man sich beim Hören der Compilation begibt. Den Anfang machen Axel Boman und Petter Nordkvist mit ihrem Projekt Man Tear. „Night Fantastic“ ist ein hinreißender Pop-R’n’B-Song mit viel nächtlicher Melancholie. Es geht weiter mit Lukas Nystrand von Unge und der Rave-Euphorie von „sans titre“, ein alles umarmender Breakbeat-Track im Stil der ganz frühen 90er, natürlich betrachtet durch die Studio-Barnhus-Pop-Brille.
Zu hören sind neben den drei Labelmachern das angestammte Labelpersonal und Freunde des Hauses, und zwar mit exklusivem Material. Geliefert haben zum Beispiel der Rave-Liedermacher Baba Stiltz, die Newcomerin Bella Boo, Adrian Lux, Superpitcher, DJ Koze, John Talabot und jede Menge neue Namen. Zu nennen wären etwa der reichlich verquere Rap-Act Off The Meds, Sofia Kourtesis und ihre flirrend heiße Koze’eske Dream-House-Nummer „WinWin San“ oder Qaadir Howard mit ihrem housigen Leftfield-R’n’B/Rap-Hybriden „Bloodied And A Mess“.
Der schönste Moment auf Studio Barnhus Volym 1 ist aber der wundervolle Sommer-Piano-House-Lovesong „Forgot About You“ von Axel Boman & Miljon. Aber hach, da ist so viel mehr. Falls ihr neue, aufregende Musik sucht, hier spielt sie derzeit. Holger Klein
DJ Sprinkles & Hardrock Striker Skylax House Explosion (S.H.E) (Skylax)
Seit ihrer Ankunft 2010 hat Terre Thaemlitz das Programm der französischen Vinyl-only-Plattform Skylax ordentlich aufgemischt. Der Schwerpunkt des Labels verschob sich dabei von Electro und House mit dem üppigen French Touch zu kompromisslosem Deep House und wurde zunehmend queerer und internationaler. Wie das Labelmotto „Stay Underground It Pays“ andeutet, finden sich auf Skylax nur wenige große Namen. DJ Sprinkles, Octo Octa und Lady Blacktronika dürften im Zusammenhang noch die berühmtesten sein. Dafür gibt es jede Menge hochtalentierte Newcomer und Selten-Produzierer wie das nach einem Klassiker von Jovonn benannte Duo Garage Shelter, den Israeli Rosenhaft, oder den Detroiter Jason Grove. Es ist somit nur konsequent, dass Thaemlitz als DJ Sprinkles und Labelboss Joseph Bendavid alias Hardrock Striker die erste Labelcompilation gemeinsam gestalten. Sie steuern je einen Mix auf CD-Länge bei, in die neben Tracks aus dem Backkatalog und unveröffentlichten Stücken diverser Skylax-Künstler, auch Edits ihres neuen gemeinsamen Projekts Skylax House Explosion (S.H.E) eingewebt sind.
S.H.E, das nicht nur im Namen eine Hommage an Thaemlitz’ Kami-Sakunobe House Explosion (K-S.H.E) darstellt, dient als offene Bühne für Kollaborationen. S.H.E steht für House Music, die über die reine Funktionalität hinaus noch etwas zu erzählen hat, sei es von ihrer Herkunft in den glitzernden Discopalästen Manhattans, sei es von den Lebensentwürfen der schwulen, lesbischen und Trans-Menschen, die House als Idee, als Sound und Gemeinschaft erst zu dem gemacht haben, was es ist – und was heute mitsamt aller mikro- und makropolitischen Implikationen weitgehend vergessen ist, im hedonistischen Feierrauschen beinahe unbemerkt verglüht. DJ Sprinkles’ Selektion orientiert sich an der Freiheit die sie sich in ihren wohldokumentierten wie legendären „Deeperama Module Party“ Abenden im gleichnamigen Club in Tokio erspielt hat. Da war von Art Rock über Jazz zu J-Pop vieles möglich, aber es konvergierte immer zu House. So sammelt Sprinkles Skylax-Mix astreine Deep-House-Tracks, die nach dem Vorbild der Früh-90er New-York/New-Jersey-Schule gearbeitet sind: minimalistisch, roh und straight, dabei gerne mit massiv geloopten Vocal-Schnipseln und wohlplatzierten Verweisen auf die stilistischen Anfänge in Disco und queerem Underground.
Dass Sprinkles allein aus Skylax-Material einen Mix bauen kann, der die Stärke und Aufrichtigkeit ihrer besten DJ-Nächte und -Mixe besitzt – und das ohne mit den ultrararen Ballroom-Klassikern aufzuwarten die sie üblicherweise im Gepäck hat – spricht für die Qualität, welche die Veröffentlichungen auf Skylax inzwischen fast durchwegs ihr eigen nennen. Hardrock Strikers komplementärer Mix ist minimalistischer, poppiger und setzt noch stärker auf Kontraste. Beide Kollektionen führen wunderbar vor, wie sich Skylax in den vergangenen Jahren zu einem der tollsten Deep-House-Labels entwickelt hat, und vergessen bei aller Consciousness nie die Party. Ein Fest! Frank P. Eckert
Efdemin – Naïf (Curle/Naïf)
Mit dem Podcast-Zeitalter begann die langsame Absage an die Tradition der Mix-CD. Eine Erfolgsgeschichte wie Kruder & Dorfmeister ist heutzutage nicht mehr ohne Weiteres denkbar. Doch das Business erholt sich: Daphni, Steffi und andere haben in letzter Zeit das Format als Showcase für eigene und Fremdproduktionen genutzt – Single-Auskopplungen nicht ausgeschlossen. Mit Naïf liefert Efdemin zehn Jahre nach seinem Carry On – Pretend We Are Not in the Room-Mix für Curle auf das belgische Label zurück und präsentiert ausschließlich Exclusives, die entweder auf Curle oder seinem eigenen Imprint Naïf im EP-Format nachverlegt werden. Riecht nach Kalkül, klingt aber ungemein konsequent. Zwischen sphärischen Drones, Neue Musik und entschlacktem Melancholie-Techno bewegen sich die 29 Tracks, von denen Phillip Sollmann ganze zehn selbst beisteuert. Als Mix konsequent und lustvoll gemixt, als Compilation abwechslungsreich bestückt – so also kann die Mix-CD im Zeitalter ihrer stetigen Ablösung noch echten Mehrwert liefern. Kristoffer Cornils
Kode9 & Burial – FABRICLIVE 100 (Fabric)
Das Back-to-back-Set ist von den Festival-Line-Ups nicht wegzudenken, offiziell veröffentlicht werden diese Sets aber selten. Für die hundertste und letzte Edition von Fabriclive bringt der Londoner Club zwei Dubstep-Pioniere zusammen, die das Genre in den 2000ern geprägt haben: Burial und Kode9. Mit seinem Hyperdub-Label und als DJ auf den FWD>>-Partys definierte Kode9 das Londoner Nachtleben in den 2000ern nach dem Kollaps der Drum’n’Bass-Szene neu. Als DJ, Producer und Cultural-Studies-Dozent brachte er die postkoloniale Befindlichkeit zwischen kolonialen Traumata und afrofuturistischer Aufbruchsstimmung, die im britischen Bass-Music-Kontinuum steckt, expliziter als jeder andere zum Ausdruck.
Mit seiner Geheimniskrämerei ist Burial das perfekte Gegenstück zu Kode9. Er löst die archaischen Breakbeats in sphärischen Soundscapes auf, die von spätkapitalistischer Vereinzelung, Depression und Paranoia im Moloch London handeln. Auf ihrer Fabriclive 100 mixen Kode9 & Burial keinen durchgängigen Groove, das Set ist in Kapitel eingeteilt, die durch Ambientstücke verbunden werden, wie sie für Burial typisch sind. Am Anfang lassen sich die Sequenzen mehr oder weniger deutlich einem der beiden Musiker zuordnen.
So beginnt das Set mit 2-Step von Cooly G und dem afrikanischen Gqom von Julz Da Deejay oder TLC Fam, den Kode9 neuerdings in seinen Sets spielt, der zugleich sedierend und beunruhigend klingt. Dann setzt wahrscheinlich Burial mit einer Electroclash-Nummer von Luke Slater von 2002 einen eigentümlichen Bruch. Denn man kann diesen ziemlich abgegessenen Sound mit kaum etwas verbinden, für das die beiden stehen, außer vielleicht Burials Vocalverliebtheit. Vielleicht will er sagen, dass alles möglich sein muss, dass es kein cool oder uncool gibt. Dann spielt er eine Reihe von Hardcore- und Drum’n’Bass-Stücken aus den Neunzigern. Das Vinyl knistert, „Drug Me“ von Jungle Buddha ist einer der Höhepunkte: Eine zuckersüße Frauenstimme wiederholt in Trance immer wieder: „You have to drug me“, dann donnern die Basslines. Dieses Stück eskaliert im sich überschlagenden, comicartigen Acidtrance von Black Acid. Dann ist wieder Kode9 dran mit Footwork von DJ Tre und DJ Rashad, die zerrissenen Juke-Grooves knüpfen an die Collage-Ästhetik der beiden an, aber geben dem Mix eine sinnliche, housige Färbung.
In der zweiten Hälfte werden die Stilwechsel schneller, das Set wird dichter, die beiden scheinen sich Tune für Tune abzuwechseln: aktuelle, schwedische Bass Music trifft auf trippigen Drum & Bass, der wiederum auf ein Trancemonster von Adam Beyer und das auf einen aktuellen Release auf Hyperdub. In ihrem ersten gemeinsamen Set von 2010 bei der BBC spielten sie noch Mary J. Blige, Prince und jazzigen Drum’n’Bass von Foul Play. Solche Konsensklänge gibt es auf Fabriclive 100 nicht mehr: Entweder kommt die Musik von den äußersten Rändern der Clubszene wie Gqom oder Juke. Oder es ist der Trance und Electroclash, der den Hessle-Audio- oder Giegling-Fan die Nase rümpfen lässt. Der Feind ist für Kode9 & Burial der gute Geschmack, der Freund alles, was verfestigte Hörgewohnheiten aufbricht. Alexis Waltz
Lena Willikens – Selectors 005 (Dekmantel)
Statt alter, schwer zu findender Musik hat Lena Willikens für ihre Selectors-Edition viele Tracks von Freunden ausgesucht, die sie gerne spielt und die noch kein Veröffentlichungsdatum hatten. Den Anfang macht JASSS mit „Little Lines“ – ein Collage-Tune, der als JASSS-Variante von TripHop populär werden könnte. Mehr Erstaunliches, Unveröffentlichtes aus der Gegenwart stammt vom Kölner Duo Garland, vom Griechen Anatolian Weapons, dem Niederländer Parrish Smith, sowie dem in Leeds beheimateten Chekov, der ein wundersames Industrial-Dub-Break-Edit eines Stücks des Kanadischen 80er-Duos Varoshi Fame abliefert. Natürlich hat sich die Neu-Amsterdamerin Willikens auch in der Vergangenheit umgeschaut und unterschätzte Techno-, IDM und Acidtracks vom Künstlern wie Sysex, Sandoz oder Vromb eingestreut. Aus welcher Zeit was genau stammt, ist aber schnuppe. Denn Selectors 05 zeichnet sich durch einen fesselnden Spannungsbogen voll ewiger Musik aus, der die Zeit für eine Weile überlistet. Michael Leuffen
Running Back presents FRONT (Running Back)
Running Back schlägt das Geschichtsbuch auf. Das Hamburger Front gilt als einer der frühesten und bedeutendsten deutschen House-Hot-Spots. Als der neue Sound aus Chicago und Detroit Mitte der 80er aufkam, war es der dortige Resident-DJ Klaus Stockhausen, der ihn im Kellerclub als einer der ersten in Deutschland in seine so abenteuerlustigen wie geschmackssicheren Sets einfließen ließ. Manch ein Zeitzeuge hält ihn immer noch für „den besten DJ, den ich je gehört habe“. Die Crowd war mehrheitlich schwul, der DJ in seiner geschlossenen Booth vom Dancefloor aus nur schemenhaft erkennbar. 1991 löste Boris Dlugosch seinen Mentor ab und wurde bald zu einem der einflussreichsten deutschen House-DJs. Die Doppel-CD stellt jeden der beiden Pioniere mit einem Mix vor. Stockhausen, verknüpft Electro-Disco, Freestyle und Hi-NRG mit Hip-House und frühem Techno, Dlugosch spinnt den neuen Faden dann konsequent weiter. Ob früher alles besser war? Im Front bestimmt. Harry Schmidt
Steffi & Martyn – Air Texture Vol. VI (Air Texture)
Keine Floorbanger bitte! Auf diesem ambitionierten, leicht nerdigen Label aus New York stellen jeweils zwei Künstler zweieinhalb Stunden unveröffentlichter Musik zusammen. Das erste Volume verfolgte klassischen, wolkigen Ambient von Klimek oder Wolfgang Voigt. Volume Two klingt mit seinen Drones und dramatischen Melodien spannungsvoller. Teil 3 konzentriert sich auf einen dubbigen Berliner Sound mit Deadbeat oder .Tobias, Teil 4 liegt zwischen Detroit-Streicher und Soundtrack-Momenten. An Fahrt gewinnt Air Textures mit dem fünften Teil, den Juju & Jordash compiliert haben. Roman Flügel, Claude Young oder Rrose erzeugen hier eine Reibung zwischen Soundscapes und rhythmischen Strukturen. Diesen subtilen Dialog zwischen Experiment und Club formulieren Steffi und Martyn expliziter aus. Tracks von Shed, Actress oder DJ Stingray zeigen auf, dass der Verzicht auf „four to the floor“ nicht automatisch beatlosen Ambient und Drone bedeuten muss. Jeder kann einen Drone-Interlude produzieren. Aber diese authentischen Tracks, die dennoch die Philosophie der Compilation widerspiegeln, die sind ein ganz anderes Kaliber. Alexis Waltz / Felix Hüther
The 7th Plain – Chronicles II & III (A-Ton)
Wenn es einem Produzenten gibt, dem die Boxsetisierung seines Schaffens vergönnt sei, dann wohl Luke Slater. Obwohl die Sammlung seiner The 7th Plain-Stücke, die nach einer zaghaften Doppel-LP im Jahr 2016 kurz vor Jahresende 2018 noch mal um vier 12”s erweitert wurde, natürlich am ehesten als Serviceleistung für verzweifelte Slater-Fans dient, die mit dem Briten nicht mehr mitkommen. Wie ginge das auch? Eine LP und zwei EPs gab es in diesem Jahr unter dem L.B. Dub Corp-Alias zu verzeichnen, unter seinem Klarnamen remixte er Thomas Hessler für Index Marcel Fengler und hielt sich allerhöchstens unter seinem Pseudonym Planetary Assault Systems verdächtig bedeckt – nur eben nicht als Labelchef von Mote-Evolver. Vom vollen Tourplan ist da noch nicht mal die Rede. Aber zu den Chronicles, genauer dem zweiten und dritten Teil: Zwischen bereits veröffentlichtem Material und exklusiven Cuts, zwischen rumsenden Techno mit viel Funk im Unterboden hier und dort verträumt-luftigen Breakbeats dort differenziert sich der The 7th Plain-Sound umso weiter aus. Das lässt sich gerade deswegen selbst im Box-Set-Format noch ertragen, weil es so gekonnt hin und her mäandert, einmal quer durch die Vergangenheit auf die Zukunft hin strebt. Kristoffer Cornils