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Die Platten der Woche im Roundtable mit Sleep D, Patricia, FJAAK, D-Leria und Zellmani

Als Kunsthistorikerin, Kommunikationswissenschaftlerin und Publizistin wusste Celeste Lea Dittberner schon viel über die Entstehung, die Relevanz und die Verarbeitung kultureller Inhalte und als gebürtige Berlinerin war sie auch bestens mit der Kultur- und Musiklandschaft der Stadt vertraut. So tauchte sie blitzschnell in den Redaktionsalltag zwischen News, Premieren und Veranstaltungen ein. Da gab es einen illegalen Rave im britischen Steinbruch, einen Matrixxman-Remix, Veranstaltungen mit KI/KI, Mouse on Mars oder Kode9. Als erstes großes Projekt nahm Celeste die Charts unter ihre Fittiche, die sie Woche für Woche veröffentlichte und im Frühling und Sommer zu einer großen Auswertung verarbeitete.

Celestes journalistisches Gesellinnenstück war eine Geschichte über Simona Zamboli, deren platonisch-existenzialistische Musikphilosophie sie für unsere Leser:innen nachvollziehbar machte. Ferner sprach sie mit Dam Swindle und zuletzt noch Ogazón. Dieser Beitrag wird ebenso wie ein Interview mit Massimiliano Pagliara in den nächsten Wochen erscheinen.

Simon Popp hat ein ganz besonderes Profil vorzuweisen. Popp ist zugleich Autor und bildender Künstler, der sich im Spannungsfeld zwischen Klangkunst und elektronischer Musik, zwischen Popkultur und Theoriebildung bewegt. Entsprechend spezifisch sind mit Musikern wie Georg Friedrich Haas oder Autoren wie Rainald Goetz seine Interessen. Die Talkingpoints des GROOVE-News-Stream, die er sich vorgenommen hat, ein Twist zwischen Marshall Jefferson und Kanye West etwa oder spanische Needle-Spiking-Vorfälle, klingen dagegen vergleichsweise banal.

Mit seinem ersten großen Beitrag, einem Interview mit Dr. Motte, setze er sich gleich mit einer Figur auseinander, die die GROOVE seit ihren ersten Tagen begleitet. Mit Carl Cox hat er eine weitere Schlüsselfigur des Technogeschehens interviewt. Die Veröffentlichung des Beitrags steht ebenso wie eine Reportage zum Umbau eines Weltkriegsbunkers zum Technoclub durch das Bremer Zucker-Kollektiv noch aus. Wir wünschen Celeste und Simon alles Gute für ihre Zukunft und freuen uns, mit ihnen zwei kompetente Autor:innen für unser Team gewonnen zu haben.


Sleep D – Freak Of Nature Volume 2 (Butter Sessions)

Sleep D – „Border Control (Ahora Sí) Ft. Ivy Barkakati & Furious Frank”

Max: So, Meinungen zu Sleep D?

Simon: Mir gefallen diese Tribal-Vibes, bin mir aber nicht sicher, ob das auch so gemeint ist.

Max: Für mich seit Jahren eines der vielversprechendsten House-Duos.

Max: Wollte eben schon das grenzwertige Wort Tribal in die Runde werfen.

Celeste: Das trifft wahrscheinlich so einige Geschmäcker der gegenwärtigen Trance-Szene.

Max: Spanische Vocals, klingt leicht proggy. Im Sound zollt es der australischen Herkunft der beiden Tribut. Den Twist mit den Vocals verstehe ich aber nicht ganz.

Celeste: Erinnert mich aber auch etwas an DJ Gigola, muss ich gestehen – die Vocals zumindest.

Simon: Ich finde es ganz gut, sportlich, tribal, bestimmt gut in Hallen mit wuchtiger Klimaanlage.

Max: Tech-housy, repetitive Keys. Klimaanlage, ja?

Simon: Ja, clean, air purified, progressive.

Max: Den Gigola-Einwurf finde ich passend. Obwohl ihr Sound meinem Dafürhalten nach schon etwas anders ist. Aber es zieht auf jeden Fall in seinen Bann.

Celeste: Das war auch tatsächlich nur auf die Vocals bezogen. Diese spacigen Samples sind genau meins.

Simon: Stimmt voll mit Gigola.

Max: Die, die alle vier Takte die Treppe runtertrippeln? Trancet auf jeden Fall.

Celeste: Ich mag’s.

Sleep D – „Post Pump

Hörbeispiele findet ihr in den einschlägigen Stores.

Max: So, was sagt uns dieser Name? Hier ist die Atmosphäre jedenfalls immer noch proggy, aber deutlich entspannter. Weniger Tempo, dennoch mehr Intensität?

Simon: Habe „Post Trump” gelesen. Finds auch schön wuchtig proggy.

Max: Das dockt alles schon relativ eindeutig an diesen ozeanischen House-Sound an. Sehr bush-doofy!

Celeste: Absolut. Ist irgendwie noch tiefer. Haha, Simon!

Simon: Bush-Doofy?

Max: https://en.wikipedia.org/wiki/Doof. Oh, krasser Stimmungswechsel bzw. -aufbau.

Simon: Ja, ich habe auch an Draußen gedacht, aber mit sehr guter, nüchterner, lauter Anlage. Das würde verschwommen bretternd nicht so doll sein.

Max: Würde für mich auch gut auf die Nation passen. Den deutschen Bush Doof.

Celeste: Ach, doch, das ist auch so ein schöner Mittagssonnen-Track.

Simon: Ja Nation, großer Floor. Wie heißt der gleich?

Celeste: An die Nation habe ich auch sofort gedacht.

Simon: Bush-Brandenburg.

Max: Oder Birke? Eher Birke als Wiese, finde ich.

Celeste: Birke, definitiv!

Max: Bloß keine Schuhe anhaben.

Sleep D – „Bass’d in Berlin

Max: Oha, nun ein Wortspiel.

Simon: Finde die echt gut, die EP.

Celeste: Ebenso!

Max: Insgesamt hatte ich Sleep D immer etwas klassischer housy in Erinnerung. Finde sie aber auch top. Die Bassline ist schon nicht mehr proggy, sondern geht in den Psytrance. Expressives Tanzen ist gefragt. Die EP kommt fast etwas spät, wenn man bedenkt, dass der hiesige Festivalsommer rum ist. Aber rotiert wahrscheinlich schon ein paar Monate.

Simon: War einmal bei einer Party-Organisation auf der MS Stubnitz dabei, da gab es einen Streit mit den Leuten vom Goa-Kollektiv um den geeigneten Floor. Ihr Einwand: Sie müssen beachten, dass es bei Goa den Tänzertyp „Läufer” gibt, deswegen kam der eine gebogene Floor nicht in Frage. Ist ja ein Schiff.

Max: Hahaha.

Celeste: Haha!

Simon: In ernstem Dienstagabendplenumdeutsch.

Celeste: Aber ja, ich habe sie auch vor Augen.

Max: Solange der Tänzertyp „Querdenker” nicht diskutiert wurde – Grüße ans KitKat.

Patricia – Less Than 7 EP (Acid Test)

Patricia – „At A Gallop

Max: Nun wird’s acidic. Hintergrundinformation: Patricia ist keineswegs eine weiblich gelesene Person: Max Ravitz ist in Chicago aufgewachsen und hat Wurzeln in Detroit. Hört man das? Ich würde sagen: ja!

Simon: Aber so langsam, die Bassline, dass es vielleicht eher ein perkussives Instrument ist. Okay, jetzt kommt eine Zweite.

Simon: Man hört, dass er ein Typ namens Max ist?

Max: Das sowieso.

Celeste: Wie kam es denn zu dem Künstlernamen Patricia? Das würde mich interessieren.

Max: Schön, wie sich die Hi-Hat langsam bemerkbar macht.

Simon: Ist jedenfalls ein guter Name für ein Musikprojekt.

Max: Tja, Fatima Yamaha, Laurine Frost und Konsorten lassen grüßen. Musik gefällt mir jedenfalls, die Pads machen viel Raum auf, die Acid-Lines klingen frisch.

Simon: Finde den Track nicht so mega, ist mir zu langsam, trotz des vielen Materials.

Max: Dir tut sich zu viel?

Simon: Aber als Listening-Album vielleicht gut.

Max: Schon mal von Warm-ups gehört?

Celeste: Ein gediegener, etwas düsterer, aber schöner Einstieg in die EP. Bin gespannt auf die folgenden Tracks.

Simon: Also kann es nicht ganz als Tanzmusik, aber auch noch nicht als Synthesizer-Gefrickel lesen. Und sorry für das Wort. Hat Max eigentlich mal verboten.

Max: Haha, Gefrickel ist eine meiner liebsten Vokabeln.

Celeste: Gefrickel?

Simon: Ach nein, Tüftler wolltest du nicht.

Max: Beides! Der musikjournalistische Giftschrank öffnet sich weit.

Patricia – „Head Gap Width

Celeste: Da bahnt sich doch deine Tanzmusik an, Simon.

Simon: Das ist geil.

Max: Wusste nach Sekunden, dass das was für dich ist.

Celeste: Ist auch klasse.

Max: Gefällt mir auf Anhieb auch besser, nicht nur wegen des Tempos. Wird klarer, zielgerichteter. Klingt mit seinen Dub-Chords etwas wie Barker.

Simon: Hat natürlich bisschen was von Phylyps.

Max: Oder so, wenn man noch weiter zurückgehen will. Was mehr Sinn macht.

Simon: Barker habe ich während meines ganzen Praktikums nicht gesehen in Berlin, hab erwartet, dass er mehr auftaucht.

Max: Schöner, stringenter Dub-House (?). Irgendwie schon die zweite Platte, die den Sonnengruß praktiziert.

Simon: Und ein sehr wenig versteckter Flanger drauf?

Max: Durchaus.

Simon: Ist das noch derselbe Track?

Max: Na, hör’ mal! Ich gebe mir größte Mühe, den Überblick zu behalten.

Celeste: Wir haben wohl unterbewusst mit dem Sommer noch nicht abgeschlossen, trotz des offiziellen astronomischen Herbstbeginns – gestern?

Max: Heute ist Äquinoktum! Tag- und Nachtgleiche, magisch.

Celeste: Ui. Ein besonderer Tag!

Patricia – „Winding To The Side

Max: Das gibt mir leichte Innervisions-Vibes. Recondite, irgendwie.

Simon: Gibt’s den noch?

Max: Tempo moderat, Acid nicht zu sauer.

Simon: Der hat doch mal dieses Bayern-Album gemacht.

Celeste: Wieder etwas ruhiger. Eine Berg- und Talfahrt, diese EP, positiv konnotiert allerdings.

Max: Ist ja auch ein Niederbayer.

Simon: Das dürfte deine Ecke gewesen sein, Max. Genau!

Celeste: Bayern-Album?

Max: Oberbayern!

Simon: Hinterland, im selben Jahr hatte aber Cro oder Casper oder so ein Album mit gleichem Titel herausgebracht.

Max: Introspektiver Groove, kommt nicht so recht vom Fleck, will er aber auch nicht, habe ich das Gefühl. Ich entsinne mich, müsste so 2013 gewesen sein.

Simon: Man sollte vielleicht mal ein Bayernfeature machen, Pantha Du Prince hatte ja auch mal diesen See dort auf dem Cover, noch ein paar Jahre vorher.

Max: Schön, angenehm, traumtänzerisch. Vielseitig einsetzbar – wenn man sich nicht im dunklen Club befindet. Unbedingt, Bayern ist die eigentliche Wiege der elektronischen Musik.

Celeste: Passend zur Zeit des Oktoberfests, meinst du? Das läuft doch gerade, wenn ich mich recht entsinne. Haha.

Simon: Irgendwie hört man, dass das aus Amerika kommt. Wo Techno nicht gleich Club sein muss.

Max: Finde ich auch.

Simon: Eher Expertenmusik für Moog-Freund:innen. Ich würde gerne mal aufs Oktoberfest.

Max: Kann mich immer mehr mit diesen subtilen Acid-Sprenklern anfreunden, die die 303 nicht an die Grenze der Belastbarkeit bringen.

Patricia — Coffee Computer

Simon: Guter Titel schon mal.

Celeste: Schon mal ein toller Titel.

Max: Titel erinnert mich natürlich an mein Lieblingsalbum überhaupt. Haha, da scheinen wir alle drauf anzuspringen.

Simon: Welches Album ist das? Pardon.

Max: Lifestyles of the Laptop Café. Der Track passt auf verschrobene Art und Weise auch dazu. Klingt aber auch ein wenig wie ein Lobster-Release von vor fünf Jahren. Schön, wie die Keys verspielter werden. Roher Maschinen-Jam, ansprechend.

Celeste: Da kriegst du doch direkt wieder Lust auf einen weiteren Flat White, richtig, Max?

Max: Coffee is life. Schöner, melancholischer Ausklang einer EP, die tatsächlich eher was für die Kopfhörer ist.

Celeste: Ist eine tolle Symbiose futuristischer und verträumter House-Sounds.

FJAAK – FJAAK 008 (Spandau20)

FJAAK – „Plan of Escape

Max: Verträumt wird’s jetzt vermutlich nicht. Obwohl der Acid bleibt.

Celeste: Ja, ein ordentlicher Genrewechsel.

Max: Zurück in die düstere Realität. Der Winter naht, ab nach drinnen. Industrial-Vocals, Techno-Beat, Warten auf den Drop. Wieso nicht?

Celeste: In die verrauchten, stickigen Berliner Bunker.

Max: Interessante Snare. Da wird ordentlich abgeatzt.

Simon: Ja, ist cool! Nicht tribal, aber etwas trancig-urig klingt diese Bassline auch.

Max: Schema ist klar: Kurze Katharsis, dann wieder Aufbau – und von vorne. Klappt.

FJAAK – „I Can’t even See Me

Max: Drogenreferenz oder der Dunkelheit geschuldet? Man weiß es nicht.
Klingt sehr detroitig. Bisschen DJ Bone – „Shut The Lights Off”. Auch hier braut sich wieder was zusammen. Toolige EP, die ihre Wirkung nicht verfehlen wird. Wie gemacht fürs große Haus.

Simon: Reversed Kicks und Subbass auf der Zwei, und jetzt gerade klingt es echt wie ein Drumcomputer-Jam. Ist echt cool, aber auch ein bisschen vintage gemacht. Aber gute EP.

Max: Oh, oh, Sirenen. Tiefschürfende Kicks und der nächste Build-up. Musik, die nichts intellektualisiert, im Gegenteil. Auch mal erfrischend.

Simon: Doch, ist gut.

D-LERIA – Vibrazione (Non Series)

D-Leria – „Esc

Simon: Schon wieder SO ein Bass, oder sind das die Lautsprecher? Wäre erneut was für den australischen Busch.

Max: Nun D-Leria. Weiß nicht, das ist schon extrem ernster Techno, der auf Tauchstation geht. Veröffentlichungen auf Shifteds Avian oder seinem eigenen Label: Delirio. Seit 2001 dabei.

Celeste: Klingt nicht nach Sonnentanz im Busch.

Simon: Nee, ich meinte auch konkret den Bass.

Max: Ein gewisser Chefredakteur spräche hier von der reinen Lehre. Klingt aquatisch, ultraernst, unfunky. Was nichts Schlechtes bedeuten muss.

Simon: Der hat was Urtümliches, also halt viele Obertöne, bisschen hölzern und natural.

Max: Ja!

Celeste: Total.

Max: Semantica ist auch ein Bezugspunkt.

D-Leria – „Time Flies

Max: Jetzt ein Siebeneinhalbminüter. Mal schauen, ob der auch wirklich so schnell vergeht.

Celeste: Wie die Zeit hier bei der Groove!

Max: Vor nicht allzu langer Zeit hatten wir hier im Roundtable was von Peryl. Klang ähnlich roh, aber noch eine Spur dreckiger. Schöne Entwicklung auch, die wir hier nehmen. Vom Bush Doof ins Gewölbe. Das Ganze klingt absolut nach südeuropäischem Techno. Atonale Lead-Melodie, Bass raus, Bass rein. Simpel, aber effektiv.

Celeste: Absolut, erinnert mich auch tatsächlich an einen Bunker-Rave in Portugal, wo ich mal irgendwie gelandet bin. Exakt die gleiche Atmosphäre, was den Sound betrifft.

Max: Wo man nicht überall landet.

D-Leria – „Dejavu

Max: Mit dem Titel beweist jemand Humor. Der Beat klingt wie von der Blue Man Group geklopft.

Celeste: Haha!

Max: Wann ist wieder Wetten, dass?

Celeste: Aber ja, der repetitive Charakter lässt einen wirklich annehmen, man habe den Track zuvor schon mal irgendwo gehört. Vielleicht war’s wirklich die Blue Man Group.

Max: War mal bei denen, Berlinfahrt 2010. Intensiver Flashback.

Celeste: Hast du lauter gedreht oder ist das innerhalb des Tracks?

Max: Das wird mein Geheimnis bleiben. Vielleicht gefällt’s mir ja. Geht nicht so auf die Zwölf, sondern verzettelt sich etwas, entwickelt einen obskuren Funk.

Simon: Passt schon gut zu diesem Urbass von davor, dieses Geklopfe.

Max: Dazu tanzt man mit dem Armen. Aber gefällt mir tatsächlich, weil er von der Norm abweicht. Und am Ende noch rauscht.

Simon: Das Rauschen war gut, ja.

D-Leria – „Join The Tribe

Max: Nun die Flip!

Simon: AHA.

Max: Und mit jedem Titel wird offensichtlicher, was die Stunde geschlagen hat.

Simon: Genau.

Celeste: Das war ein wilder, abrupter und schneller Übergang zum Nächsten.

Max: Ob Techno oder Bush Doof, so ziemlich jeder Act entdeckt seine Liebe fürs Psychedelische.

Celeste: Was sagt das über uns aus?

Max: Nichts, wir hören das ja nur.

Celeste: Und haben die EPs ausgewählt.

Max: Das müsst ihr mir erklären. Ich habe mit der Auswahl nichts am Hut.
Nimmt man aber die Titel, ist das fast schon ein Techno-Konzeptalbum im Kleinformat. Der atonalste Track bislang.

D-Leria – „Nocturnal

Simon: Hallihallo. Das klingt wie diese iranische Drum. Moment.

Max: Alles auch trancig, aber von einem ganz anderen Ende aufgezogen als beispielsweise bei Sleep D. Fokussiert, Höhlentechno.

Simon: Daf, so heißt die Trommel, die ich meine. Eventuell hat er aber synthetisiert.

Max: Eventuell, ja. Erinnert mich auch an Lucy.

Simon: Ne, glaube, das ist ein Sample.

Celeste: Dazu würden auch wieder ein paar Didgeridoo-Samples passen, irgendwie.

D-Leria – „Contatto”

Max: Nun das grande finale. Die Botschaft ist klar – Engtanz! Sehr opulent, da bahnt sich was an. Was das wohl sein wird? Möglicherweise ein Drop?

Simon: Glaube nicht.

Max: Spoiler: Nein! Der Track bildet mit 2:41 einen epischen Abschluss.

Simon: Aber insgesamt wirklich sehr italienisch.

Zellmani – Percussion Heaven (Public Possession)

Zellmani – „Percussion Heaven

Max: Zum Abschluss entschleunigter Techno-Tech-House mit Verschicker-Synths.

Celeste: Oh, das klang wie meine Katze nachts um 3 Uhr.

Max: Maunz! Harte Kost für 18 Uhr in der Redaktion.

Simon: Hm.

Celeste: Da ist ganz schön viel los in dem Stück.

Max: Einer sägenden Bassline stehen irisierende Hochtöne gegenüber. Simon ist angefressen? Ist für mich irgendwie die erste Allzweckwaffe im Roundtable. Weiß nicht genau, warum, aber ich find’s ziemlich gut.

Celeste: Jetzt geht es sogar in Richtung tanzbar. Das hätte ich nicht erwartet.

Max: Definitiv, aber was für den provozierten Spannungsabfall.

Celeste: Der Track steckt voller Überraschungen.

Max: Apropos: Provokation in den Hochtönen, dann Belohnung mit Tech-House-Tropen. Im Hintergrund teilnahmslose Glöckchen. So kann der Percussion Heaven auch klingen.

Simon: Ist alles nicht megaschlecht, aber auch nicht so toll. Die anderen Produktionen heute waren schon jeweils eine andere Nummer.

Celeste: Ich finde es eigentlich recht spannend, weil man eben nie erahnt, was noch kommt.

Zellmani – „Draft

Max: Zellmani – Draft 1644. Moment: Zellmani – Draft

Simon:  Was ist das 1644? 16:44 Min?

Celeste: Max unternimmt eine kleine Zeitreise.

Max Fritz: Die Tracktitel-Exegese lohnt sich auch hier. Ein Bongo-Beat, der House-Assoziationen aufruft. Melodisch klingt’s aber verkifft, dubby. Weiß nicht so ganz, was es sein will.

Simon: Finde es etwas cringy, auch diese Hi-Hat gerade.

Max: Da tummelt sich schon viel auf einem Fleck. Wo kommt die denn her?Also: Wer hat die EP ausgesucht? Pressetext von decks.de: „Talk to plants on the edge of a garden. Spiritual tribal House/Techno from the woods of Sweden brought to you by Nicolai Zellmani.”

Celeste: Nun, das geht wohl auf meine Kappe. Ich war der Meinung, dass sich dazu sicher einiges sagen lässt.

Max: Ist auch so. Immerhin eine weitere EP, die sich ins spirituelle Narrativ dieses Roundtables einfügt. Ich find’s nur etwas arg disparat, was hier passiert.
Leute, die mit Pflanzen kommunizieren, sind in der Regel mit Vorsicht zu genießen.

Simon: Hat auch mit dem ganzen Autoren-, Autorinnentechno von davor nicht so viel gemein. Vielleicht würde dieses und jenes als Tool funktionieren

Zellmani – „Bang For The Buchla”

Max: Zum Abschluss noch eine Reise, die über neun Minuten dauert.
Das wirkt mit seinen Rauschgeräuschen wie Party-Tech-House, der sich über sich selbst lustig macht.

Celeste: Buchla?

Simon: Ein sehr gutes Buchla-Album kam von Surgeon unter bürgerlichem Namen 2015 auf MEGO! Glaube, das hat mir Peter Rehberg damals persönlich zur WG gebracht. Bilde ich mir gerade ein. Also zum Versandkosten sparen.

Max: Oh, oh! Eine der wichtigsten Synthesizer-Firmen überhaupt.

Simon: Anthony Child – Electronic Recordings From Maui Jungle Vol 1. Ist ein Synthesizer-Hersteller. Genau, sehr teuer. Und der Easel wurde von Surgeon dort verwendet.

Celeste: Schande über mein Haupt, aber so auch auf den letzten Metern noch etwas dazugelernt.

Max: Ich muss schon sagen: Finde die Platte von allen hier am überraschendsten. Es passiert immer was, mit dem ich gerechnet hätte. Muss mir eine Monstera anschaffen. Bleep-Techno im House-Korsett. Wirkt celestial, sorry.

Celeste: Haha. Das gerade ist ganz nett.

Simon: Aber da kommt jetzt doch der Kater durch. Oder?

Max: Viele Twists wird selbst der gute Zellmani hier nicht mehr reinbringen. Die Chöre zwischen Klischee und emotionaler Verwirklichung. Für den Kater finde ich das zu ernst.

Simon: Ok, den Drop meinte ich. Habt schon recht.

Max: Muss als Schnauzbartträger aber auch aufpassen, was ich sage. Bzw. bin biased.

Celeste: Definitiv zu ernst für den Kater.

Max: In meinen Ohren hat da jemand einen relativ unverwechselbaren Sound gefunden. Mögt es oder nicht, so was hört man selten.

Celeste: Nischenmusik eben!

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