Giovanna Latzke stellte sich bei uns als Autorin mit intellektuell ambitioniertem Profil vor. In den Texten, die Teil ihrer Bewerbung für das Praktikum bei der GROOVE waren, analysiert sie etwa die Klassenzugehörigkeit, die sich im Konsum bestimmter Musik ausdrückt. Ebenso interessiert sie das Konzept der Gegenwartsschrumpfung des Soziologen Hartmut Rosa und ihre Abschlussarbeit handelt von der deterritorialisierenden Wirkung der Soundtracks von Science-Fiction-Filmen.

Gleich am ersten Tag ihres Praktikum stellte sie Wolfgang Tillmans’ Honey-Dijon-Kollaboration vor und wurde vom Meister höchstpersönlich mit den Worten „Schöner Text!” gelobt. Dann tauchte Giovanna in das Tagesgeschäft der GROOVE ein: Trackpremieren von Lakker, Robert Hood oder Max Graef absolvierte sie so gekonnt wie News zum Auf und Ab der Clubkultur in der Corona-Zeit, das wir nun schon seit bald zwei Jahren kennen.

Da berichtete sie von einem Ausbruch in einem Club in Enschede, Markus Söders Prognose für Cluböffnungen im Herbst oder der Absage des Meakusma-Festivals in Eupen. Den rassistischen und homophoben Übergriff im Revier Südost verfolgte Giovanna gleich mit mehreren News. Ihr erstes Feature war ein Interview mit Mano Le Tough, bei dem sie Mano unter anderem fragte, wie sich sein Zürcher Familienleben auf die Entstehung seines neuen, indielastigen Albums ausgewirkt hatte.

Formatsprengend ist ihr DJ’s DJ mit Mathias Kaden, der zum ersten Mal in der Geschichte des DJ’s DJ über einen Live-Act sprach. Turbulent wurde es bei unserer DJ-Konzertreihe Listening Places, für die sie mit uns Getränkekisten an entlegene Orte in der Stadt schleppte. Ein weiteres der vielen Talente Giovannas wollen wir euch nicht vorenthalten: Sie ist nicht nur Wissenschaftlerin, Journalistin und Mensch der Nacht, sondern auch DJ. Ihre außergewöhnlichen Fähigkeiten, uns mittels sparsamer House-Grooves an ihrem facettenreichen Gefühlsleben teilhaben zu lassen, hat sie bei ihrer Berlin-Premiere auf der Idiothek in der Paloma unter Beweis gestellt – und ihre kuratorischen Fähigkeiten bei diesem Roundtable, der einige Stunden davor in der GROOVE-Redaktion abgehalten wurde.


Anthony Naples – Club Pez (ANS)

Anthony Naples – „Bonk”

Alexis: Anthony Naples’ aktuelles Album hat mich ein wenig enttäuscht, seine neue Maxi macht aber gute Laune.

Max: Die LP, die er zuletzt veröffentlichte, war ja eher extrem ruhige Ware. Hier habe ich das Gefühl, dass seine Affinität zu schönem Tech-House in den letzten Jahre ein wenig durch Breaks unterwandert wurde. Dachte gerade, dass auf der Straße draußen Vollbremsungen gemacht werden, dabei kommt das Reifenquietschen aus der Box.

Alexis: Ja, ein guter Mix aus smoothen Tech-House-Sounds und ein wenig, aber nicht zu viel, breakiger Edge.E in quietschender Synth sorgt für eine humorige Note.

Max: Giovanna, was sagt dir diese Musik?

Giovanna: Sie spricht mich nicht wirklich an, zu viel boing zu wenig bonk.

Max: Zu bummelig?

Alexis: Haha.

Anthony Naples – „Drops”

Hörbeispiele findet ihr in den einschlägigen Stores.

Alexis: Jetzt macht Naples vielleicht ein wenig bonk, indem er die nasty Acid-Bassline auspackt.

Max: Der gefällt mir spontan besser, erinnert mich an die früheren Naples-Sachen. Bleibt aber noch im Warm-Up-Bereich. Tut sich nicht viel, nasty finde ich die Bassline aber auch nicht zwingend.

Alexis: Nasty für den Tech-Houser, der es liebt, sich weich zu betten. Und ich weiß, ihr werdet das als Provokation oder gar Majestätsbeleidigung lesen: An Dirty Bird erinnert er mit seinen raumgreifenden, herumhüpfenden Bässen auch.

Max: Wo liefe sowas? In der RAKETE?

Alexis: Haha, meisterlich, wie du hier Nürnberg-Referenzen in die Review einwebst. Die*der geneigte Leser*in muss wissen: Giovanna kommt aus Nürnberg. Im New Yorker Club für Tech-House mit Anspruch, in dem die Martinez Bros nicht auflegen.

Max: Das stünde ja dann auch in der Einleitung!

Giovanna: Ist ein bisschen wie ein Fusion-Macarena.

Alexis: Jetzt fließt eine leicht melancholische Indie-Note in den Track, das Drumming bleibt aber tight. Und das war’s auch schon.

Anthony Naples – „Pez Anthem”

Max: Jetzt drängt sich mir natürlich die Frage auf, was Pez ist.

Alexis: Ist der Titel etwa eine Anspielung auf eine Ikone New Yorker Unterhaltungsgeschichte, die Pez-Folge von Seinfeld?

Giovanna: Oder er fühlt sich mit seinen schrulligen Synthesizern so verbunden wie mit Haustieren.

Alexis: Haha.

Max: Ich kann mir das, ehrlich gesagt, ganz gut anhören. Man muss ja nicht immer brettern. Schrullen sind ja auch eine Qualität. Aber wirkt schon eher für den großen Festivalfloor konzipiert.

Giovanna: Zu viel Acid-Salz in der Suppe für meinen Geschmack.

Max: Ist Acid für dich ein sog. No-Go?

Giovanna: In Maßen genießen. :-)

Alexis: Der beste, konzentrierteste Track bisher. Fängt zurückhaltend an mit einem hypnotischen, reduzierten Groove und entwickelt dann eine große Energie mit einer breiten Rave-Hook, die gerade aus ihrer Kontrolliertheit ihre Unberechenbarkeit zieht.

Anthony Naples – „Uni Vibes”

Hörbeispiele findet ihr in den einschlägigen Stores.

Alexis: Hier verarbeitet Naples Erinnerungen an seine Studientage.

Max: Also die Tracktitel sind für mich über alle Zweifel erhaben.

Alexis: Inwiefern?

Max: Weil ich witzigerweise auch sagen würde, dass ich sowas auf der Uni gehört habe. Mitten ins Nostalgie-Sensorium. Aber schon alles extrem mit angezogener Handbremse. Wertiger Tech-House, den man zum Vorglühen unbedenklich konsumieren kann, ohne auf den persönlichen Spotify-Mix des Monats zurückgreifen zu müssen.

Alexis: Erinnert schon sehr an 2000er-Tech-House. Ich mag die Nonchalance dabei.

Max: Ist das dieses Phänomen, zu dem Vladislav Delay im Interview meinte, dass die Leute damals nur Kickdrums und Ketamin wollten? Oder Tech-House und Ketamin? Man weiß es nicht. Die melodischen Einsprengsel sind jedenfalls sein Markenzeichen.

Alexis: Teils, Teils. Jetzt kommen noch ein paar moody Pads mit poetischen Arab-Anklängen.

Max: Verdikt? Ich finde die EP schon gelungen.

Alexis: Ich würde sagen: Meisterlich.

Max: Ich habe das dumpfe Gefühl, Giovanna vibet nicht so recht damit.

Alexis: Was ist dein Verdikt? An die Löwen verfüttern?

Giovanna: Doch, der Track hat schon einen gewissen Drive, wenn auch einen stupiden. Das Sounddesign war zum Schluss am besten.

Felipe Gordon – Highly Conductive Rhythms EP (Heist)

Felipe Gordon – „Highly Smooth Tone (feat. Julio Rigal & Equilibrium)”

Max: Kenne ihn leider so überhaupt nicht, Heist ist allerdings das Label von Detroit Swindle. Sorry, DAM Swindle.

Alexis: Felipe Gordon ist ein House-Prodigy, über den wir in der GROOVE noch kaum was gemacht haben.

Max: Das hat sowas Muckiges.

Alexis: Vielleicht, weil er ein wenig zu jazzig ist für die rigide, durch Monotonie definierte Generallinie der GROOVE.

Max: Da will man in die House-Lounge zum Zigarillorauchen.

Alexis: Hier jazzt es ordentlich ab, mit einem Sto-and-Go-Saxophon und einem Slap-Bass, dessen Ruhepol in der schönen Bassline liegt.

Giovanna: Schönes Easy Listening. Auch wenn ich mir ein Tool zum Saxophon-Eliminieren wünsche.

Alexis: Muckermäßiger, jazzy House, aber stilsicher. Ob das Samples sind? Oder hat er das selbst eingespielt?

Max: Erfährt das Saxophon eine Wiedergeburt? War doch weitestgehend ausgestorben in der elektronischen Musik, nachdem es vor knapp zehn Jahren endgültig totgeritten wurde.

Alexis: I don’t know.

Max: Das ist jetzt leider wiederum nicht ganz meins. St. Germain ohne Drive.

Alexis: Es ist schon mehr Easy Listening als Tanzmusik.

Giovanna: Next. Sonst werden wir noch im Loophole gefangen gehalten.

Felipe Gordon – „Highly Deep And Conductive”

Alexis: Nun wird’s Detroit-y.

Max: Gefällt mir deutlich besser. Weiches Drumming, fokussiert auf die Melodie. Funktioniert.

Giovanna: Damenlich im Sinne von herrlich.

Alexis: Aber er hat ein Energie-Problem. Und ein Sound-Problem. Das ganze klingt lasch und klanglich nicht schön. Irgendwie dumpf.

Max: Damenlich? Was hat es mit diesem Begriff auf sich?

Giovanna: Herrlich mit weiblicher Energie. Also nicht dämlich.

Felipe Gordon – „Highly Corrosive Acid”

Max: Die EP gewinnt mit jedem Track an Intensität. So zumindest mein Gefühl.

Alexis: Jetzt die Acid-Nummer der Platte, die immer noch sehr nett ist. Eher verspielt als nagend.

Max: Passt das mit dem Acid-Maß?

Giovanna: Felipe ist ein guter Koch!

Max: Das ist ja fast schon ein Freakout.

Alexis: Joey-Beltram-Rave-Stabs jetzt auch noch.

Max: Für den Moment, in dem das Warm-Up zur Fete wird.

Alexis: Und gefilterte Stimmen treiben die Raver*innen in den psychedelischen Wahnsinn. Er ist in jedem Fall ein Mann, der auf einigen Hochzeiten tanzt.

Max: Ja, auf manchen besser, auf manchen weniger gut. Aber der Track macht was her.

Alexis: Rave, aber nicht als Amphetamin-Grimasse, sondern mit menschlichem Antlitz. Mit mildem Lächeln.

Felipe Gordon – „Highly Rhythmic Pace”

Max: Der hält das Energielevel des Vorgängers nicht komplett, wirkt eher bisschen introvertiert. Und jetzt Piano-House.

Alexis: Jetzt macht er noch den Mr. Bongo Man mit Percussions und Chorgesängen. Aber auch hier klingt er etwas träge. Und das Piano wirft er auch an.

Max: Pianos werden angeworfen – wieder was dazugelernt.

Giovanna: Es kommen schon auch noch andere, roughere Elemente hinzu. Aber subtil.

Max: Sneaky? Aber irgendwas hat das.

Giovanna: !

Max: Die zweite Hälfte ist auf jeden Fall nicht verkehrt. Trotzdem mache ich mich langsam, aber sicher für den Skip stark. Um nicht zu sagen: Ich votiere dafür.

Alexis: Mein Verdikt: Gänzlich unmusikalisch ist der Mann nicht, aber gehörig lahm. Da fehlt der euphorisierende Überschuss, den man sich von elektronischer Tanzmusik wünscht. Fühlt sich an wie öliger Rock zwischen Blues und Indie.

Giovanna: Ansichtssache des gesunden Herzrhythmus.

Mainline Magic Orchestra – Tettsui (Public Possession)

Mainline Magic Orchestra – „MMO Theme

Giovanna: Massive Bassline. I’m in.

Max: Nicht zu verwechseln mit dem japanischen Evergreen Tetsuo.

Giovanna: Aber auch japanisch angehaucht, richtig schön.

Max: Da gehe ich mit.

Alexis: Ui. Hier ist auf jeden Fall schon mal Rave angesagt. Eine hypnotische Chicago-House-Bassline, würdig eines Armando oder Marshall Jefferson. Die dann aber von wiehernden Pferden und einem Männerchor gebrochen wird. Und klar eine queere, campige Note setzt. Ironie mit solider Basis.

Max: Habe auf jeden Fall starke Japano-House-Vibes. Aber Alexis hat auch Recht. Obwohl, vergesst das mit Japano-House, die Sache ging ganz anders aus als erwartet. Aber: Ich mag’s. Nur: Zu viel davon kann einen Ermüdungseffekt haben.

Giovanna: Ich verstehe die Lyrics nicht, aber der Vibe ist universell. Und ultratanzbar.

Mainline Magic Orchestra – „Xumba Xumba”

Max: Ich mag besonders die Drums. Wie auch im Track davor hat das was sehr Organisches. Bisschen Cocktail d’Amore auch.

Alexis: Jetzt eine ähnliche Flöte, die Bassline und die Kick eher im funky Modus.

Max: Wie gemacht auch, um als DJ rumzucutten. Bin natürlich auch sehr anfällig für random Tiergeräusche.

Alexis: Mega Cocktail d’Amore. Eigentlich klassischer Garage House, der viele Leidenschaften von Larry Levans Paradise Garage verbindet: Treibende, monotone Grooves, überraschende, humorige Elemente – und eine melancholische Stimmung, die dem Ganzen zugrunde liegt.

Mainline Magic Orchestra – „Okilele”

Alexis: Checkt mal das Platten-Cover:

Max: Bisschen wie Damien Lazarus & The Ancient Moons. Irgendwie behagt mir das Sample nicht.

Alexis: Auf jeden Fall an der Grenze des guten Geschmacks, aber sehr lustig auch.

Max: Schon großer Acid-Spaß, aber ich tue mich damit schwer.

Alexis: Ein shoutender Männer-Chor, der aus einem alten Hollywood-Piraten-Film mit Errol Flynn oder einem avantgardistischen Ballett aus den 1950er Jahren stammen könnte, ist gegen schmetternde Percussions gesetzt – das Ganze wird von einer wüsten Acid-Figur aufgefangen. Auch eine schöne, kurzweilige Nummer.

Giovanna: Nach dem geschmeidigen Pad-interlude fällt mir nochmal mehr aufm wie drüber der Track ist..zu viele wilde Elemente können sich nicht einigen.

Mainline Magic Orchestra – „Jack Sparrow”

Giovanna: Ok, ich habe mich geirrt, es kommt ein Track, der noch primitiver die niedersten Instinkte anspricht

Max: Wenn nur die Melodie wäre, fände ich’s ziemlich geil. Aber dieses Exaltierte stört mich auf Dauer zu stark. Haha, Tanzmusik und niederste Instinkte gehen ja Hand in Hand!

Alexis: Im Finale dieser denkwürdigen Platte montieren MMO einen nach den drei ersten Tracks überraschend gradlinigen Groove gegen ein echtes oder gefaktes Vocal des gleichnamigen Disney-Blockbuster-Helden.

Max: Geile Rimshots. Aber sonst tut sich mir da etwas zu viel. Extrem goofy.

Alexis: Sein Brummbass im Austausch mit einer Comic-Stimme. Goofy als Lebensentwurf.

Max: Total.

Alexis: Ich fühle mich gut unterhalten.

Max: Ist ja auch schön, dass man sich nicht so ernst nimmt. Im Endeffekt wirkt’s aber dennoch sehr over the top.

Unknown – Untitled (Oge White)

Unknown – „Weird Situation

Hörbeispiele findet ihr in den einschlägigen Stores.

Max: Klingt für mich bislang am einnehmendsten.

Alexis: Oge White ist ein so genanntes Handstamped-House-Label aus Italien.

Max: Irgendwie zwar Standard-House, aber ein schönes Tempo mit super Synths. Dreamy.

Alexis: Oder England. Seine Herkunft ist genau so mysteriös wie seine Künstler*innen. Beim Track handelt es sich um soliden Chicago-House der dritten Generation mit Detroit-Einsprengseln.

Giovanna: Ich finde es außergalaktisch, guter Flug bisher

Max: Giovanna, erzähl’ uns was zu Oge.

Unknown – „Calamaro’s Face”

Hörbeispiele findet ihr in den einschlägigen Stores.

Alexis: Ja, was hat es auf sich mit Oge?

Max: Das Label ist mir komplett unbekannt, sollte es aber wohl nicht sein.

Giovanna: Es kommen stetig litte Pressungen seit 2017.

Max: Das muss auch genügen.

Alexis: Sehr gut produziert mit seinen lebendigen Sounds, tightem Drumming und den sparsamen Melodien und Shouts. Zeitloser, traditionalistischer House US-amerikanischer Prägung.

Max: „Weird Situation” gefiel mir etwas besser, aber „Calamaro’s Face” hat auch was. Leicht proggy. Uptempo-y. Da muss Felipe Gordon leider hintenanstehen.

Alexis: Der Vergleich drängt sich auf. 

Unknown – „Background Flour”

Hörbeispiele findet ihr in den einschlägigen Stores.

Max: Haha, geht. Also der Vergleich. Das ist tatsächlich eher die amerikanische Schule. Obwohl auf einem britischen Label. Aber wer dieser Unknown ist, bleibt natürlich ein Rätsel.

Alexis: Wollen schon etwas Ähnliches die beiden Acts.

Max: Und zwar? Der Modus Operandi ist für mich ein komplett anderer.

Alexis: Ich schätze, dass OGE was mit DOGE zu tun hat, der Crypto-Währung. Ich coine hiermit den Begriff Crypto House, womit ich in die Annalen des Musikjournalismus einzugehen beabsichtige. Aber zunächst natürlich nur Verachtung und Spott ernte.

Max: Du bist du an was Großem dran, weiter so.

Unknown – „Southern Breeze”

Hörbeispiele findet ihr in den einschlägigen Stores.

Max: Aber, um das mal festzustellen: Es ist stets der- oder dieselbe Unknown?

Alexis: Jetzt nochmal die sich aufhellende Melancholie des New Jersey House von Blaze mit verspielten Sounds.

Max: Lege mich jedenfalls fest: Beste Platte bislang. Könnte im Houseum rotieren, wirkt aber irgendwie ausgereifter.

Alexis: Okay jetzt ein großes Mea Culpa von meiner Seite. Mit Crypto hat das nichts zu tun, sondern eher mit dem Auge. Zumindest ist das das Logo des Labels.

Max: Investigativjournalismus am Limit.

Theo Parrish – In Motion (Sound Signature)

Theo Parrish – „Don’t Play”

Hörbeispiele findet ihr in den einschlägigen Stores.

Alexis: Diese Theo-Parrish-Maxi hat einiges Aufsehen erregt, zu Recht.

Max: Schon beeindruckend, wie klar der Interpret nach wenigen Sekunden ist. Aber da erzähle ich nichts Neues. Ein wunderschöner Ausklang des Roundtables. Krass, wie Theo Parrish aus so behäbigen Grooves diese Energie zu entwickeln weiß. Erinnert leicht an das Mr.-G-Album aus dem August (?), nur im Sound nicht so konkret.

Alexis: Ja, alles ist hier Parrish-like out of tune: Das shufflende, monotone Drumming ist etwas laut gemischt, die Synths geistern orientierungslos durch den Track, ihre Arbeit verrichtet eigentlich nur die Bassline. Gänzlich unkitschig erklingt dann und wann ein Piano in diesem kaputten Szenario.

Max: Orientierungslos und vor allem leicht atonal.

Alexis: Dass das trotzdem, wie du sagst, treibend und funky klingt, hat mit dem Genie Theo Parrishs zu tun, der das so zielsichere wie skizzenhafte „Don’t Play” äußerst lässig aus dem Ärmel schüttelt.

Max: Hat einfach mehr Wumms als so manches stupide Techno-Geballer. Obwohl es schon auch krasse Musik für selbsternannte Heads ist.

Alexis: Am Ende konzentriert er sich ganz auf den Groove und lässt das titelgebende Vocal reinlaufen, das einen Moment der Klarheit entstehen lässt. Um da hinzukommen, muss man erstmal durch Chaos und Dreck.

Theo Parrish – „In Motion”

Hörbeispiele findet ihr in den einschlägigen Stores.

Alexis: Nun der Titeltrack, den Theo Parrish sinnigerweise auf der B-Seite platziert.

Max: Hat so oder so ähnlich nicht schon sein Smasher „Sweet Sticky” angefangen?

Alexis: No Idea. Hier schnipst und singt bzw. spricht der Meister selbst.

Max: Aus den Neunzigern, glaube ich.

Alexis: In der Nummer geht es mehr um das Arrangement. Parrish startet mit einer Groove-Skizze, deren Spannung sich in jazzige Elemente mit einem orchestralen Sample auflöst.

Giovanna: Ich empfinde das arhythmische Jazz-Arrangement bewegend nah am Leben. Zwingt zur Gedankenimprovisation. Das Ouh-Shit-Sample lockert es wieder auf. Mit hoffnungsvoller Note, lieb’s.

Max: Ich tu mir schwer, da viel dazu zu schreiben. Weil Theo Parrish eigentlich immer ähnlich agiert, aber halt auch ähnlich genial. Schlicht großartig.

Alexis: Jetzt löst sich alles ineinander auf und klingt, ja, hoffnungsvoller und harmonischer.

Max: Aber ja, für mich bleibt Mr. G eine valide Referenz.

Giovanna: Genauso komplex und menschlich herausragend, wie sich das Praktikum hier bei euch angefühlt hat. :’)

Max: Haha, es menschelte.

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