Gab es eigentlich Anfeindungen aus der Szene?
Es gab schon Leute, die uns nicht gemocht haben. Bei einigen galten wir als die kritischen Arschlöcher, weil Ata und ich sagten, hey, deine Anlage klingt nicht gut. Oder ihr müsst jemand anders an die Tür setzen. Da hiess es dann schnell mal: Für euch ist nichts gut genug, ja? Spannend war für uns ja in der Zeit die Szene auch überregional miteinzubeziehen, DJs in Darmstadt wie Thomas Hammann oder Tiefschwarz in Stuttgart. Wir haben da auch gespielt, im Basement in Wiesbaden, im Kesselhaus in Darmstadt oder im Babalu in München.

So richtig fahrende DJs gab es ja noch kaum.
Ein Laden hat davon gelebt, dass er einen guten Resident hatte. Dass der Laden einen bestimmten Sound hatte. Wir sind dann aber schon früh ziemlich umhergekommen. Da gabs dann auch Gigs, die teils unterirdisch waren. Weil jeder Techno-Club plötzlich meinte, er müsse jetzt auch noch einen House-Floor einrichten. Ata und ich haben da unsere Blaze-Platten gespielt. Die Leute haben uns angeguckt, als wären wir nicht ganz sauber. Mach mal härter, Alter! Das waren die Reaktionen. Es gab damals auch diese Marlboro US-House-Tour. Da kamen dann Felix Da Housecat, DJ Duke und Mike Dunn. Auch Hans Nieswandt war dabei. Das ganze wurde aber sehr schnell sehr kommerziell. In dieser grossen Sponsorenzeit wo alle möglichen Firmen von Coca-Cola über Marlboro bis Camel aufgesprungen sind. Das hat ein völlig falsches Publikum gezogen.

Heiko M/S/O – Magical Mystery Mix

Aus welchen Gründen ist es mit dem Wild Pitch Club zu Ende gegangen?
Das ist wie in einer guten Beziehung. Irgendwann lässt die Aufmerksamkeit gegenseitig ein bisschen nach. Oder die persönlichen Ziele stehen plötzlich voran. Dazu kommt, dass sich dein Publikum abnützt. 1999 war für uns klar, es macht keinen Sinn, nochmals eine neue Welle anzuschieben. Und Ata lag mir schon 1995 in den Ohren mit dem Robert Johnson Club: er hatte mir schon damals erklärt wie der Laden aussehen soll und wie die Anlage klingen muss, er hatte das schon alles im Kopf. Und so ist dann der Wild Pitch Club in den Hintergrund gerückt, wir haben uns auch auf unsere Label-Arbeit mit Playhouse konzentriert. Rückblickend kann man sagen: So eine Chance zu bekommen, einen Laden wie mit dem Wild Pitch Club musikalisch zu gestalten: dafür bin ich extrem dankbar. Wir haben da grandiose Stunden verbracht. Besser kann es im Prinzip nicht sein, wenn das ein paar Jahre lang funktioniert. Aber irgendwann mussten wir eine alte Tür zu machen, um eine neue aufzutun.


Stream: Heiko M/S/O – Message From The Funk Resistance

1
2
3
4
5
6
Vorheriger ArtikelPlatten der Woche mit Joy O & Ben Vince, Randomer und Róisín Murphy
Nächster ArtikelHeiko M/S/O – Message From The Funk Resistance Mix