Im Delirium gab es aber vor allen Dingen Techno zu kaufen?
Bei uns waren der Sven, Mark Spoon und [DJ] Dag Stammkunden. Ata und ich hatten ein Talent, die Platten vorauszusehen, die zum Beispiel der Sven oder der Dag spielen würde. Und diese Stärke war ein wichtiges Gründungsstandbein des Delirium. Weil uns die DJs vertraut haben. House klang für die meisten Kunden in der Zeit zu fremd. Zu schwul. Ata, Jörg und ich trieben uns gerade darum in den Schwulenclubs rum, weil da eigentlich die beste Musik lief. Und es da auch die geilste Mischung des Publikums gab.
An welchen Orten war das?
Unter anderem im Construction 5. Es gab auch einen Schwulen-Sonntag im Plastik. Da ging es um neun Uhr los und es dauerte nur bis um eins. Die Tür ging auf, innerhalb einer halben Stunde war der Laden voll. Die Schwulen sind total ausgerastet zu den ersten Strictly-Rhythm-Platten. Das war eine ganz andere Feierkultur. Die sind komplett aus sich rausgegangen. Nicht so wie wir Heteros.
Das hat euch geprägt?
Absolut. Im Delirium wars so, dass wir uns auch sehr auf House spezialisiert haben. Das hat am Anfang die normale Kundschaft null interessiert. Ausser die schwulen DJs. Wir hatten ein Fach, das hiess House-Musik und New York Garage. Wir haben die Sachen dann konsequent im Laden gespielt. Bis uns die Leute angesprochen haben: “Wo läuft das denn?” “Na, im Construction 5!” Markus Löffel [Mark Spoon] und Alexander Azary haben dann The Box eröffnet, das war beim Schauspiel im Keller. Und haben Ata und mich gefragt, ob wir da auflegen wollen. Das lief dann eine Weile ganz okay. Bis uns ein schwarzer DJ den Rang abgelaufen hat. Das war Joe Jam. Er war bei der US Army und hat gerade den New Jersey House total verkörpert. Azary hat uns dann rausgestellt. Er meinte, ihr müsst erstmal in die USA fahren und lernen, was House ist.
Ha!
Ja, das war schon etwas bitter. Aber aus jeder Krise entsteht was Gutes. Ata hat dann Ralf Scheffler vom Nachtleben FFM angesprochen, ob er Lust hätte, eine reine House-Nacht zu veranstalten? Und da haben wir da angefangen, das war im November 1993. Man ist über eine U-Boot-artige Schleuse rein gekommen. Und da stand man im Keller, der Raum war eher klein, und es hatte sagenhafte Lautsprecher. An den Hersteller erinnere ich mich nicht, auf jeden Fall klang es gut. Auch weil der Raum so kompakt war.