War es einfach, reinzukommen?
Natürlich musste man an der Türe dafür sorgen, dass ein gutes Verhältnis zwischen Männern und Frauen da war. Die Türsteher haben aber vor allem aussortiert, wenn jemand nach Ärger aussah oder zu betrunken war. Weil wir auf dem Kiez waren, auf der Konstabler Wache, gab es natürlich auch keinen Dresscode. Da waren Leute, die waren stinknormal angezogen. Ich erinnere mich an einen älteren Türken mit Schnurrbart, der öfters gekommen ist, der hat die ganze Nacht durchgetanzt, nonstop. Es gab den Zigarettenschwinger aus dem Omen, der hat beim Tanzen immer ausschweifend seine Zigaretten kreisen lassen. Nach einer halben Stunde war er patschnass geschwitzt. Am Anfang hatten wir auch noch eine Menge Schwule, das hat sich dann aber leider über Jahre immer mehr verloren, die sind dann an ihre eigenen Partys gegangen.

Wie hat sich der Standort atmosphärisch ausgewirkt?
Ja, die Konsti war halt ein Drogenumschlagplatz. Man konnte nicht quer über den Platz laufen, ohne angesprochen zu werden. Dass es da öfters mal Prügeleien gab, war auch so. Das hatten die Türsteher aber gut im Griff, ich kann mich an wenig Schlägereien im Club erinnern. Der Kiez heizt natürlich die Atmosphäre an, genauso wie im Bahnhofsviertel. Menschen unterschiedlichster Ausrichtung, das hat es in Frankfurt immer ausgemacht. Das gehört zu der Clubkultur. Dass sich die Leute vermischen, und niemand ausgegrenzt wird.

Roman Flügel über Heiko M/S/O

Das waren Ecstasy-geschwängerte Zeiten. Welche Drogen wurden im Wild Pitch Club genommen?
Gekifft wurde. Und getrunken natürlich. An der Bar gab es Shots von so einem Slushpuppies-Wodka-Gebräu. Weil der Wild Pitch Club an einem Donnerstag war, haben sich die Leute aber nicht so weggeschossen. Gerade synthetische Drogen haben bei uns keine Rolle gespielt. Sicher war irgendjemand mal auf Ecstasy, aber das war die Ausnahme. Und am Wochenende war ja immer noch das Omen. Und Ata und ich mussten sowieso freitags wieder im Delirium stehen. Da haben wir dann öfters mal im Laden die Decke ausgerollt, um ein paar Stunden zu schlafen.

Welche musikalischen Momente waren unvergesslich?
Das Liveset von Mr. Fingers! Wie Larry Heard, dieser feinsinnige Typ, beim Soundcheck auf zwei Keyboards beidhändig gespielt hat und dazu gesungen hat. Ata und ich standen da, völlig gerührt, es hat uns die Tränen eingeschossen. Roman [Flügel] war auch da und hat dann festgestellt, dass Larry nur mit Standardsounds von Casio arbeitet. Aber wie er es machte, das war einzigartig. Als er später gespielt hat, da war Andacht im Club. Annn-dacht, das kann man nicht anders sagen! Ich erinnere mich auch gut an eine Nacht mit Cajmere. Er hat dann seinen eigenen Track gesungen, “Let Me Be”. Die Leute sind ausgerastet. In den besten Momenten konntest du die Luft schneiden. Es gab auch Nächte in denen Raphael [Rack] extrem gut aufgelegt hat, er hat diesen Def Mix-Kram total im Griff gehabt. Der konnte total gut mischen, Accappellas nach US-Manier drüber legen. Das hat dann Ata und mir einen Ansporn gegeben, unsere Technik noch mal zu ändern.

1
2
3
4
5
6
Vorheriger ArtikelPlatten der Woche mit Joy O & Ben Vince, Randomer und Róisín Murphy
Nächster ArtikelHeiko M/S/O – Message From The Funk Resistance Mix