Als dritter Resident stiess dann noch nd_baumecker dazu?
Zuerst war da noch Roland Leesker. Roland, der ein paar Jahre jünger war als wir, hat zu dem Zeitpunkt auch schon im Delirium gearbeitet. Wir haben bald geahnt, wenn wir das jetzt wöchentlich machen, brauchen wir einen dritten Mann. Weil immer jemand mal ausfällt. Und das war der Roland. Als das Delirium umsatzmässig durch die Decke ging, gabs die Idee, dass Roland einen New Yorker Ableger des Delirium eröffnen sollte. Zu Spitzenzeiten gab es sieben oder acht Delirium-Läden in Deutschland. Wir haben Roland abgeraten, Ata und ich, er war aber Feuer und Flamme. Und so fiel Roland Leesker als dritter Mann beim Wild Pitch Club aus, weil er nach New York ging. Andy [Baumecker] übernahm dann diesen Platz. Und das blieb dann auch so bis zum Schluss.

Und wie hat sich Andy eingegliedert?
Das hat sich auf jeden Fall unterschieden von Ata und mir, allein weil Andy natürlich ganz andere Einflüsse mitbrachte. Der Andy hat das alles noch etwas freier betrachtet und spielte auch schneller eine Disco-Platte. Er konnte auch einen House-Mix von Madonna bringen. Der hat das rausgehauen, eiskalt. Uns war das recht, weil es die musikalische Bandbreite vergrössert hat.

“Wild Pitch”, wie war das gemeint?
Wild Pitch steht ja sinngemäss dafür, wie sich die Musik immer weiter steigert. Wir wollten diese überbordende Energie vermitteln. Ein Freund von uns, der Horst, arbeitete damals bei einer Werbeagentur. Der kam mit der Idee um die Ecke.

Interessant ist, dass ihr eure Clubnacht nach einem House-Genre bezeichnet habt.
Ata war anfänglich skeptisch, den Namen eines Musikstils zu verwenden, weil das ja doch etwas flach klingt. Aber letztendlich konnten wir mit dem Namen eine Brücke schlagen. Die Leute haben sich dafür interessiert. Beim Wörtchen “House-Musik” dachten die Leute damals an “Hausmusik”, an ein klassisches Ständchen mit Geige und Cello. Wild Pitch, das klang eben wild und ungezügelt. Das hat dann auch funktioniert.

Von Anfang an?
Es lief mehr schlecht als recht an. Am Anfang kam auch fast nur unser erweiterter Freundeskreis, nicht mehr als 40 oder 50 Personen. Das waren alles Leute, die sich im Nachtleben oder der Gastronomie umher trieben. Sven war öfters da, der Markus Löffel. Viele der Künstler, die später auf unseren Labels Playhouse und Klang veröffentlichen sollten und berühmt werden sollten: Ricardo Villalobos, Rajko Müller [Isolée], LoSoul, Jörn [Elling] Wuttke, Roman Flügel. Das Problem war dann, dass zu viele Leute aus der Szene da waren und zu wenig normales Publikum das einfach Lust auf Ausgang hatte. So hat eigentlich kaum jemand getanzt. Wir wollten dann schon aufhören, als der Ralf Scheffler zu unserer Überraschung gesagt hat, ich glaub an euch, macht mal weiter. Und dann haben wir als ersten ausländischen Gast, Kerri Chandler, eingeladen. An dem Abend war der Laden knallvoll, wir hatten 400 Gäste, vor der Tür war eine Schlange von fünfzig Metern. Und auf einmal war es so, dass sich die Leute dafür interessierten. Danach war der Laden nie mehr leer.

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