Und die amerikanischen DJs, inwiefern haben die euch beeinflusst?
Leute wie DJ Sneak oder John Acquaviva haben uns gezeigt, dass man auch mal eine Eddie Grant-Track spielen kann. Oder dass man eine Kraftwerk-Platte mit Garage vermischen kann. Ein ganz wichtiger Einfluss war auch Boris Dlugosch. 1994 waren wir in Hamburg im Front. Da durften Ata und ich ihm auf die Finger gucken. Der hat unglaublich gut aufgelegt. Wie hoch konzentriert er gemixt hat, mit seinen eigenen Dubs und Vocals. Das klingt banal, aber da haben wir realisiert, wie wichtig das Mixing in einem House-Club ist. Wie man zum Beispiel zwei Bässe übereinander legt. Wir hatten im Wild Pitch Club schon früh ein Mischpult, mit dem man ein sauberes Equalizing machen konnte.

Was waren denn Signature Tracks im Wild Pitch Club?
Mood II Swing standen hoch im Kurs, aber auch Masters At Work, weil die immer viele Dub-Mixe gemacht haben. Und Murk, die waren eine Revolution für uns. Die ersten fünf, sechs Murk-Tracks waren alle Mega-Hits im Wild Pitch Club. “U Got Me” [von Intruder] oder “If You Wanna Love Someone” [von Liberty City]. Wir waren enttäuscht, dass es uns nie gelungen ist, Oscar Gaetan und Ralph Falcon von Murk zu buchen. Auch mit Derrick Carter hat es leider nie geklappt, der war auch wichtig, von dem haben wir viel gespielt.


Stream: Intruder – U Got Me

Man kriegt den Eindruck, dass ihr den US-Sound gebetsmühlenartig abgearbeitet habt.
Wir waren zumindest in einer ersten Welle schon sehr fanatisch, wie wir die House-Sache angegangen sind. Die Musik war für uns halt extrem wichtig. Und wir waren auch überkritisch, was deutsche House-Produktionen angingen. Und weil wir uns mit dem amerikanischen Kulturkreis auseinandergesetzt hatten, wollten wir unseren Gästen aus den USA unseren Kulturkreis näher bringen. Auch gastronomisch. Wir sind dann meist ins Eichkatzerl in Sachsenhausen essen gegangen. Da gab es traditionelle hessische Kost. Das hat dann aber nicht allen geschmeckt, teilweise waren die überfordert. Andere fanden es super, ich erinnere mich gut, wie sich DJ Sneak mit Ebbelwoi eingedeckt hat.

Der Sound im Wild Pitch Club hat sich über die Jahre aber auch verändert.
Ja, zirka 1996, als die Herbert-Produktionen auf Phonography erschienen sind. Das war dann die zweite Welle. Irgendwann hat uns auch gelangweilt, dass die Leute erwarten, dass da immer die neuste Strictly Rhythm-Platte läuft. Wir kamen dann auch in einen intensiven Austausch mit Luke Solomon von Classic. Das hatte auch damit zu tun, was wir damals auf Playhouse machten.

1
2
3
4
5
6
Vorheriger ArtikelPlatten der Woche mit Joy O & Ben Vince, Randomer und Róisín Murphy
Nächster ArtikelHeiko M/S/O – Message From The Funk Resistance Mix