„Richtiger“ Ambient, bei dem so richtig gut nichts passiert, kam in 2017 dagegen aus eher unerwarteten Richtungen. So hat das Synthpop-Shoegaze Duo Von Haze aus Los Angeles mit VII (Drone) ein Album strahlender Schönheit vorgelegt, das die Errungenschaften sowohl Richard James‘ als auch des Kompaktschen Pop Ambient vereint und mit einer rauen aber immer angenehmen Soundoberfläche versetzt. Katherine Kin und Travis Caine, beide auch Teilzeitkräfte bei Death in Vegas, deren Hauptprotagonist Richard Fearless das Album produziert hat, loten die verbliebenen Freiräume aus die noch verblieben sind zwischen klassischen indischen Ragas, den supersubtilen Drones etwa von Celer und den ausschweifenden Flächenerkundungen der Pop-Ambient-Welt. Das immer leicht psychedelische Sounddesign macht ihr Album daher auch eher zu kosmischem „Kraut Ambient“.
Noch überraschender war 2017 das erneute Lebenszeichen von Waveform Transmission nach mehr als zwanzig Jahren. Eine starke Referenz für den Sound des Detroiter Duos von Chris Troy und Dubtechno-Pionier Rod Modell (DeepChord/Echospace) ist heute wie damals Wolfgang Voigts Projekt GAS, allerdings ohne die geraden Beats. Die Gas-typischen stark verwaschenen und ausgebleichten Lo-Fi Klassiksamples sind auf V2.0-V2.9 (Astral Industries) nicht dominant, sie werden verrauschten, zerknitterten oder verregneten Field Recordings und zahlreichen anderen kleinen Soundevents bereichert und aufgeraut.
Nicht komplett ohne Vorwarnung aber im ungebrochenen Wohlklang dann doch überraschend war das jüngste Lebenszeichen des Rainforest Spiritual Enslavement-Projekts von Prurient-Schreihals und Vatican Shadow-Dunkelmann Dominick Fernow. Ambient Black Magic (Hospital Productions) schwelgt in düsterschönem tropischem Noir, regensatte Soundwellen die durch ein undurchdringliches Dickicht brechen wollen. Allenfalls die tief im Untergrund grummelnden Bässe erinnern an Fernows jüngere Berghain-Vergangenheit.
Stream: Von Haze – Solar Plexus
