burger
burger

Motherboard: Mai 2023

Der hier öfter, zuletzt im April als Teil von YELKA erwähnte Daniel Meteo hat im vergangenen Jahr übrigens zusammen mit Sven Hasenjäger und dem Berliner „KulturKaufhaus” das Vinyl-Only-Label Editions DUR gegründet, das ohne großes Aufheben eher kunstorientierte, weniger direkt funktionale Alben etablierter Künstler:innen wie Shed oder (schon wieder) Oval veröffentlicht, aber ebenso die feine Neoklassik von toechter oder ein Album mit Brecht/Weill-Liedern, gesungen von Lotte Lenya.

Da passt, dass die jüngsten Alben ebenfalls kaum diverser sein könnten: Nämlich einmal Androide Scrip (Edition DUR, 24. März) von Shramm, dem akustischen Bandprojekt des Drummers von Bodi Bill und The DAS. In klassischer Jazz-Trio-Besetzung aus Piano, Bass und Schlagzeug mäandert die Kombo in hörbar über Jahre eingeübter Lässigkeit von Modern Jazz zu Post-Rock und wieder zurück.

Die Berliner Komponistin und Musikprofessorin Christina Kubisch gehört ebenfalls zu den Figuren die diese Kolumne in den mittlerweile über 20 Jahren ihres Bestehens geprägt haben, wenn auch selten direkt. Kubischs psychogeografische Electrical Walks etwa waren und sind Inspiration für Generationen elektroakustischer, experimentell und performativ arbeitender Künstler:innen, und die allererste Ausgabe in Köln vor 19 Jahren ein Ohrenöffner sondergleichen nicht nur für den Kolumnisten. Die bis heute in zahlreichen Städten um den Globus kuratierten Spaziergänge mit präparierten Kopfhörern, deren Induktionsspulen die verborgenen elektromagnetischen Ströme der Metropolen in Sound umwandeln, bringen ein Verständnis von Klang als Umwelt und Allgegenwart besonders gut auf den Punkt. Kubisch arbeitet aber genauso souverän mit Samples, akustischen Klangerzeugern und avancierter Mikrofonierung. Plus (Edition DUR,  28. April) ist in dieser Hinsicht ein exzellenter Querschnitt durch mehr als 50 Jahre Kubisch-Komposition.

Das Motherboard bringt ja eigentlich keine Reissues mehr. Für die pop-experimentellen Grundsympathen von hackedepiciotto muss aber eine Ausnahme möglich sein. Danielle de Picciotto und Alexander Hacke bekommen nämlich heuer drei ihrer im physischen Format lange vergriffenen Alben aus den vergangenen anderthalb Dekaden auf großem Label und auf Vinyl wiederveröffentlicht: Perseverantia (Mute, 28. April), The Current (Mute, 28. April) und Menetekel (Mute, 28. April): es ist eine Freude, es ist ein Fest.

In diesem Text

Weiterlesen

Features

Zehn Jahre Institut fuer Zukunft: „Wir hatten keinen Bock drauf, dass uns alte Leute sagen, wie wir Spaß haben sollen”

Groove+ Zum zehnten Geburtstag zeichnet das Team des IfZ ein ambivalentes Bild des Clubs – und blickt der Zukunft trotzdem optimistisch entgegen.

Der Club Macadam in Nantes: „DJs sollen bei uns am Können gemessen werden”

Groove+ Der französische Club zeigt, dass man für anständiges Feiern am Sonntag keineswegs zwingend nach Berlin fahren muss. Was ihn sonst ausmacht, lest ihr im Porträt.

Paranoid London: Mit praktisch nichts sehr viel erreichen

Groove+ Chicago-Sound, eine illustre Truppe von Sängern und turbulente Auftritte machen Paranoid London zu einem herausragenden britischen House-Act. Lest hier unser Porträt.