Der westaustralische Elektroniker Matt Rösner arbeitet experimentell wie ergebnisoffen improvisierend besonders gerne in variierenden Duo-Konstellationen, am bekanntesten und stetigsten wohl mit dem Gitarristen Seaworthy. Gilded, Rösners Duo mit dem Prog/Experimental-Musiker Adam Trainer aus Perth, ist das am wenigsten in Ambient hineinspielende Projekt. Post-Rock-Stücke die einerseits skizzenhaft leicht und fluffig improvisiert daherkommen, aber doch ausgewachsene instrumentale Songs darstellen. Unangestrengt und unanstrengend, quasi organisch experimentell und so laidback, wenn sie sich noch weiter zurücklehnen, kippt das Sofa um.

Die beiden Italiener von Agate Rollings sind ebenfalls ziemlich offensichtlich im Post-Rock sozialisiert, ihre langformatigen Drones kommen auf dem frühmorgendlichen Meantime / Elsewhere (Midira, 14. Januar) allerdings etwas schwerer daher. Psychedelic Rock und Metal schweben als sehr ferne Erinnerung in den dunklen, aber nie zu dichten, zu schweren Dronewolken. Sie lassen jederzeit genug Licht und Luft herein, damit ihre inhärente Melancholie nicht kippt.

Das isländische Duo Hugar hat sich ebenfalls diversifiziert, ohne den eigenen Sound aufgegeben zu haben. Rift (XXIM Records/Sony, 21. Januar) klingt elektronischer, krautiger als zuvor, schwingt sich aber immer noch verlässlich von in sich gekehrter Melancholie zu höchsten, nein, allerhöchsten Tönen in cinematischem Format auf. Pathosgeladene Electronica, von Neoklassik inspiriert und von genuin isländischem Schwermut geerdet. Konzentrierte Abspannmusik bei Sonnenuntergang. Zum drin Baden und Schwelgen.

Das circa eineinhalb Generationen auseinanderliegende Duo aus Michael Rother & Vittoria Maccabruni hat die Krautsynthesizerelektronik quasi schon im Bauplan. Rother, als Mitgründer von Harmonia und Neu! eh schon Teil der Geschichte der elektronischen Popmusik, zieht die Fäden eher im Hintergrund, allenfalls die schwer von Phaser und Digital-Delay-Effekten beladene Gitarre drängt sich hin und wieder nach vorne. Die Synthesizer der italienische Newcomerin Maccabruni klingen allerdings schon für sich genommen so derart klassisch, dass es schwerfällt, hier eine zeitliche Zuordnung machen zu können, sogar, es zu wollen. Vemutlich ist das ein Zeichen von Zeitlosigkeit. Wenn Maccabruni dann noch Vocals in jazzig-dunklem Timbre beisteuert, was sie auf As Long As The Light (Grönland Records/GoodToGo, 21. Januar) leider nicht in jedem Stück tut, ist sowieso klar, dass das hier auf Dauer angelegt ist. Bleibt.

Das Schweizer Duo PLESS, zwei Elektroniker mit Hardcore- und Metal-Vergangenheit, versteckt das Harte im Zarten. Ihr Debüt Hypernormal (Everest Records, 14. Januar) kultiviert die Schwere ihrer musikalischen Vergangenheit im Leichten moderner Kraut-Prog-Epen aus Synthesizern und Drums, unter die sich hin und wieder Death-Metal-konformes spooky Keuchen und kreischendes Grunzen mischt, aber so weit in den Hintergrund gemischt, dass es mehr zur atmosphärischen Abrundung nach unten dient, denn wirkliche Vocals darstellt.

Für den Japaner Motohiro Nakashima liegt ein gewisser Prog-Einfluss in der souverän lässigen Virtuosität, mit der er sein bevorzugtes Instrument, die akustische Gitarre, bedient. Auf Reflection (FLAU) stehen die komplexen Binnenrhythmen und die erweiterten Tonskalen, mit denen Nakashima arbeitet, allerdings jederzeit im Dienst einer feinsinnigen Ambient-Electronica, die, begleitet von Field Recordings, Piano und Spielzeuginstrumenten, vor allem eine immense, pure Freude an der Schönheit und am Leben vermittelt. So dringend notwendig in dunklen Zeiten.

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