Fotos: Virginia De (Alienata)

Die in Berlin lebende DJ, Produzentin und Label-Besitzerin Alienata wuchs in der spanischen Stadt Murcia auf, wo sie später Philosophie an der regionalen Universität studierte. Sie interessierte sich mehr für Musik und für Kollektivität als über die egoistische Lebenseinstellung des Hedonismus nachzudenken und versucht bis heute, Philosophie und Musik so zu verbinden, dass die Musik emotional berührt.

“Einmal spielte ich ein Set und ein Fan kam aufgeregt zu mir und sagte, ich sei entfremdet!”, sie erklärt damit den Ursprung ihres Pseudonyms – “alienada” im Spanischen beziehungsweise “alienata” in italienischer Sprache. Das Gefühl der Entfremdung von bisher unerhörten Klängen, ist genau das, was sie als DJ in ihren Sets zu vermitteln versucht. Sie zitiert das bahnbrechende Die Kunst der Geräusche Manifest des italienischen Futuristen Luigi Russolo als Inspiration, insbesondere den Gedanken, dass es “nötig sei, aus diesem beschränkten Kreis von reinen Tönen auszubrechen und die unendliche Vielfalt der Geräusch-Töne zu erobern.“

Als Produzentin ist Alienata eine Perfektionistin, was sich in ihrem relativ geringen Output niederschlägt – bisher hat sie nur drei Tracks veröffentlicht. Nachdem sie mit Sync 24 für einen Track auf der Killekill’s-Compilation Killekill Megahits III zusammengearbeitet hat, tat sie sich vor Kurzem mit Beta Evers zusammen, um auf der kürzlich erschienenen Devotion Split-EP auf ihrem Label Disco Atónicos einen eigenen Track herauszubringen, der sich aus der reichhaltigen Tradition derjenigen Stadt speist, in der er produziert worden war – Chicago. Wir haben uns mit Alienata getroffen, um über ihre frühen Tage als DJ zu sprechen, wie sie in der Berliner Clubszene eine Familie fand und ihren Beitrag zum kommenden Krake-Festival.

 


 

Wie fing es mit elektronischer Musik für dich an?
Im Jahr 2000 kam ich dank meiner Mitbewohnerin in Murcia erstmals mit elektronischer Musik in Kontakt. Sie arbeitete in einem Plattenladen mit allen Arten von Musik, hauptsächlich aber im elektronischen Gebiet. Ich half ihr im Plattenladen aus. Sie hatte ein Zimmer voll von Vinyl in dem Gebäude, in dem wir zusammen lebten. Fast jedes Wochenende war sie mit ihrer Band unterwegs. So war ich alleine zu Hause und hatte Zeit, um das ganze Vinyl zu durchstöbern. Ich habe fast jede Platte gehört. Es gab Ambient-Sachen, Micro House und dann entdeckte ich Chicago House und Drexciyas Musik, die mich sofort packte.

Hast du 2000 mit dem Auflegen angefangen?
Nein. Ich war zwar schon so weit, das Auflegen zu lernen, aber fühlte mich zu dieser Zeit nicht wohl bei dem Gedanken, in Clubs zu spielen. Zuhause war ich glücklicher, wenn ich Post-Punk, New Wave, psychedelische oder melodische Gitarrenmusik hörte. Ich sammle auch heute noch Musik auf Vinyl hauptsächlich zum Entspannen für zu Hause. Aber zwei Jahre später hatte ich meinen ersten Gig auf der Party eines Freundes und spielte Sachen von Ibrahim Alfa und Chicago House. 2004 war das erste Mal, dass ich für den Club Ocio in Murcia gebucht wurde.

Wie war die Clubszene in Murcia?
Zu dieser Zeit gab es in Murcia große Partys in großen Clubs wie dem Moss Club. I-F spielte früher dort. Als ich ihn das erste Mal sah und seinem Set zuhörte, das mit Disco anfing und zu Electro hinüberging, war ich überwältigt.

Gibt es neben I-F noch andere Künstler*innen, die dich beeinflussen?
Es gibt viele Künstler*innen, die mich beeinflusst haben und beeinflussen. Aber wenn ich jemanden nennen muss, ist es auf jeden Fall Traxx aus Chicago und sein Label Nation, das ist Musik aus anderen Sphären. Wenn du seine oder I-Fs Sets hörst, ist das mehr als nur ein Set, sondern eine Erfahrung, die dich in eine andere Dimension führt, in die nie zuvor jemand vorgedrungen ist.

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