2013 kam er dann zu Ostgut-Booking. Ein weiterer Meilenstein war sein Debütalbum. Da konnte er seinen Anspruch eines genreübergreifenden Clubsounds auf noch umfassendere Weise umsetzen: „Ein reiner Techno-Hörer erwartet da ein neues Berghain-Album“, erklärt er: „Aber vielleicht hat der auch Interesse, mal was anderes zu hören. Ich versuche, das Zwischending zu finden. Früher hatte man für alles Nischen: Techno war Techno und Drum’n’Bass Drum’n’Bass. Heute ist es fließender und offener geworden, gerade bei Alben. Das finde ich gut. Und vielleicht hat Code auch dazu beigetragen, weil man vom Berghain Techno bis dahin etwas anderes erwartet hat. Shed hat es vorgemacht. Wir waren da vielleicht für manche ein Vorbild.“ Diesen Anspruch beim Auflegen umzusetzen ist nicht immer einfach. Party people in UK feiern seinen Sound natürlich, aber wenn er in eine italienische Kleinstadt kommt, dann wollen die es auf die Fresse, sagt er. Patrick will aber auch unter solchen Bedingungen den Leuten etwas Neues zeigen. „Du spielst so anders, aber irgendwie cool, sagte einer zu mir. Das ist auch wichtig, dass man mal geiles Feedback bekommt.“

Patrick steht hinter dem DJ-Deck im Berghain. Er wirkt klein und drahtig. Im Takt der Musik beugt er sich nach vorne, zieht die Schultern nach rechts und links. Es ist Neujahr, die Party tobt schon zwei Tage. Angesichts des exzentrischen Getümmels sieht Patrick außergewöhnlich normal aus. Keine Muskeln, keine Tribals, kein Bart, kein fashion statement, kein larger than life character. Patrick muss seine Beziehung zur Musik nicht mit etwas untermauern, das nicht Teil der Musik ist. Techno ist eine Geisteshaltung. Sie tritt nach Außen, wenn man feiert, wenn man tanzt, wenn man auflegt. Es geht nicht um das Bild, das man dabei abgibt. Vielleicht wirkt Patrick deshalb weniger angespannt als die meisten anderen DJs. Seine schmetternden Hi-Hats und Claps klingen trocken, noisig, schroff. Wo andere die Bassdrum im Zweifel fetter machen und die Tracks mit Sounds vollstopfen, stellt er die Klänge in den Raum und schaut, was vom Dancefloor zurückkommt. Patrick liebt Pattern, die sich in einander verkanten. So entsteht eine Spannung, von der man nicht weiß, ob sie in die eine oder die andere Richtung aufgelöst wird. Er dominiert die Crowd nicht, er gibt ihr Gelegenheit, sich zur Musik zu verhalten. Am Ende seines fünfstündigen Sets pendelt er virtuos zwischen Techno und Hardcore hin und her, und die TänzerInnen feiern die aufbrausenden Breakbeats und die manischen Hooks.

Patrick genießt die Party, ab und zu kommen Freunde und Bekannte vorbei. Es wird umarmt, gelacht, angestoßen. Dann gibt es die Momente, wo er allein hinter dem Mixer steht. Manchmal blickt er regungslos in die Menschenmenge. Was geht in seinem Kopf vor? Denkt er über sein Set nach, hört er den Platten zu, beobachtet er die Tänzer? In diesen Momenten sieht er so ernst aus, wie seine Musik klingt.


Stream: Answer Code Request – Gens

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