In Berlin sieht das für Honey Dijon gerade auch so aus: Sie war seit Anfang Mai unterwegs, hat durchschnittlich vier Nächte pro Woche aufgelegt. München, London, Madrid, Ibiza, New York, Detroit, São Paulo. Jetzt ist Mitte Juli und Honey Dijon spielt in der Distillery in Leipzig in der Nacht von Samstag auf Sonntag ihren vorerst letzten Gig vor einer zweiwöchigen Pause. Ein elegant von House zu Techno zu Disco und wieder zurück führendes Drei-Stunden-Set – bis sechs Uhr.

Noch während die Crowd applaudiert, sitzt Honey Dijon schon im Taxi ins Hotel, wo sie nur zwei Stunden schläft, um dann in den ICE nach Berlin zu springen und endlich mal wieder sonntagnachmittags als Gast in die Panorama Bar zu gehen, also: als Tänzerin, als Musikbegeisterte, nicht als gebuchte DJ. Das war gestern, Maurice Fulton hat aufgelegt, und Honey Dijon berichtet ganz begeistert, wie eklektisch dessen Set war: Techno, Disco, Cheryl Lynn, Talking Heads, „und das auf einer vierfachen Dosis MDMA. Das war toll anzusehen. Dem ist scheißegal, ob ihn die Leute cool finden, er will niemanden beeindrucken. Ich liebe das! Ein DJ wie aus der Larry-Levan– oder Ron-Hardy-Schule.“

Im Grunde genommen: ein DJ wie Honey Dijon. Auch sie zieht beim Auflegen ein produktives Aufeinanderprallen von Stilen und Stimmungen einem sogenannten perfekten Mix jederzeit vor. In der Distillery sah das so aus, dass sie die A-cappella-Spur von Ultra Natés Househymne „Free“ über einen „Percolator“-mäßigen Chicago-Jack-Track knallte, ohne das Tempo vorher anzupassen. Der Moment verlangte nach Vocals, jetzt, nicht erst zehn Sekunden später. Der Gesang eierte also erst mal ziemlich herum und man hörte Honey Dijon dann live beim Einfangen der Eins mit dem Pitch-Regler zu, was die Sache aber gerade spannend machte. Flipping the track nennen wir das in Chicago“, erklärt Honey Dijon, „also wenn man zwei Tracks, die man eigentlich nie zusammendenken würde, so zusammenschmeißt, dass es funktioniert. Das habe ich von Ron Hardy gelernt, von Farley ‚Jackmaster‘ Funk, von Derrick Carter. Die Musik wird da sozusagen von beiden Seiten dekonstruiert. Ein bisschen wie bei Burroughs’ Cut-up-Methode.“

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