Das Taxi steht inzwischen vor einem Industriegebäude in Kreuzberg, Nähe Moritzplatz, das Modelabel GmbH hat hier seinen Sitz. Honey Dijon ist mit dessen Gründern, dem Modefotografen Benjamin Alexander Huseby und dem Designer Serhat Isik, befreundet. Sie haben sich beim Ausgehen kennengelernt – meet, mate, and create. Vor Kurzem war GmbH für den Nachwuchspreis des Luxus-Konglomerats LVMH nominiert, es gab lobende Kritiken in Vogue und New York Times. Entsprechend befindet sich das Atelier im Overdrive-Modus. Was Gelegenheit bietet, die andere Honey Dijon zu erleben, sozusagen: die Fashion-Honey-Dijon.

Das Atelier ist vollgepackt mit Berghain-Kids, deutsch-arabischen Teenage-Boys und Muskelschwulen. Honey Dijon schlüpft aus ihrer Jeans und tänzelt im Raubtier-Tanga zwischen den Kleiderstangen herum. Sie entscheidet sich für eine elektrisch blaue Lackhose, die bei jedem Schritt laut quietscht, aber tatsächlich sensationell aussieht. Bei der nächsten GmbH-Show soll sie als Model mitlaufen. „Schon komisch“, sagt sie: „Als Teenager hatte ich schreckliche Akne, dann die sogenannte Geschlechtsidentitätsstörung, außerdem war ich schwarz wie die Nacht. Eigentlich alles falsch. Wenn mir heute Leute sagen, dass ich gut aussehe, sage ich: Freut mich, immerhin habe ich genug Geld dafür bezahlt, genau so auszusehen, wie ich aussehen wollte!“

Honey Dijon ist in der Modewelt bekannt, nicht zuletzt weil sie seit Jahren die Musik für die Shows des britischen Designers Kim Jones mixt. Ihn hat sie, wo sonst, nachts im Club kennengelernt. Erst bat Jones sie, die Musik für die Shows seines eigenen Labels zu mischen. Seit er vor sechs Jahren zum Menswear-Chef bei Louis Vuitton ernannt wurde, arbeitet sie auch für Louis Vuitton. Ein bisschen diebische Freude darüber, dass sie, mit ihrer Geschichte und ihrem subkulturellen Wissen, in dieser High-Fashion-Luxussphäre angekommen ist, lässt sie sich gern anmerken. Als im Januar in Paris die viel beachtete Kollaboration zwischen Louis Vuitton und dem New Yorker Skate-Label Supreme präsentiert wurde, spielte sie Tracks von DJ Pierre und Chez Damier. „Sound-Factory-Klassiker“, sagt sie.

Auch hier geht es letztlich wieder um Politik: Als schwarze Transfrau in der Modewelt arbeiten zu können und sichtbar zu sein, das ist noch lange nicht selbstverständlich. „Ich habe in meinem Leben sehr oft das Wort Nein gehört. Das hat mich gelehrt, mein Selbstwertgefühl nicht davon abhängig zu machen, was andere Leute über mich denken. Ich nenne es meinen I-don’t-give-a-fuck-Muskel“, sagt Honey Dijon. Dann verabschiedet sie sich, um mit der Crew von GmbH um die Ecke mexikanisch essen zu gehen. Ankommen in Berlin. Das war ja das Thema.


Stream: Honey Dijon – The Best of Both Worlds

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