Kristoffer Cornils war zwischen Herbst 2015 und Ende 2018 Online-Redakteur der GROOVE. Er betreut den wöchentlichen GROOVE Podcast sowie den monatlichen GROOVE Resident Podcast und schreibt die Kolumne konkrit.
Lange war kein Jahr so reich an fantastischen Ambient-Platten wie 2014. Vielleicht liegt es daran, dass das Leben noch ein Stück schneller, unüberschaubarer und anstrengender geworden ist.
Nach einigen EPs auf Kompakt wurde das Debütalbum von Rune Reilly Kölsch wohlwollend aufgenommen. Niemand jedoch würde leugnen, dass der Däne, der in der Kopenhagener Anarcho-Siedlung Christiana als Sohn einer künstlerischen Familie geboren wurde, ein Faible für die ganz großen Gesten hat.
Es musste ja kommen: Peter Kerstens Ambient-Album. Überfällig war das schon seit dem Erik Satie-Sample im himmlischen „Last Friday“ auf seinem zweiten Album unter dem Namen Lawrence, wenn nicht sogar vorher.
Da wäre sie also, die alljährliche Cocoon Compilation. Die uns in grellem Türkis entgegen leuchtende, vierzehnte Ausgabe versammelt wie üblich zwölf Tracks.
Hinter dem Projekt Clap! Clap! steckt ein Mann mit einem nicht minder klangvollen Namen: Cristiano Crisci ist ein italienischer Jazzmusiker, der auch unter dem Treppenwitz-Pseudonym Digi G’Alessio elektronische Musik macht.
Die Musik der beiden setzt auf Gitarren, schlierige Drones und mal gesprochene, mal leicht schief gesungene Vocals, hat offenkundig von Post-Rock und Ambient das Faible zur Flach- und Flächigkeit mitgenommen und hüllt sich in eine dezente Analog-Patina.
Jeder Track eine eigene Stadt: New York, Berlin, Mailand, South Beach, London und Palermo – Manfredi Romano behauptet, in ihnen allen ein Local zu sein.
Novos Mistérios versammelt rohe, live eingespielte Rhythmen, die durch Noise-Elemente und Field Recordings ein fiebriges Finish erhalten und auf dem abschließenden Titeltrack in ein irrwitziges, technoides Finale gipfeln. Die brasilianischen Rhythmen des Batucada, einer Unterart des Sambas, sind hier nicht als bloßer Tropikalismus zu verstehen, sondern bringen vielleicht den medial kaum beachteten Furor der Favelas auf den Punkt.