Frisyro Bolani – Trushmix 236 (Trushmix)
Er hat es wieder getan. Bereits im Dezember 2023 lieferte Frisyro Bolani ein fantastisches Set für die skandinavische Reihe Trushmix ab, das mit heimeligem House auf Weihnachten einstimmte. Nun liegen die Dinge anders: Der Frühling kommt in Fahrt, und, wer hätt’s gedacht, auch zu den ersten Sonnenstrahlen und steigenden Temperaturen passen die lebensbejahenden Grooves des Osloers vorzüglich.
Organische Percussion, ob nun breakige oder geraden Rhythmen klopfend, lässt selbst den eingefleischtesten Techno-Ork leicht debil von einem Bein aufs andere wippen. Dazu kommen Basslines, die spielerische Leichtigkeit transportieren, und Synths, die eine Brücke von jauchzender Dödeligkeit zur inneren Mitte bauen, ein wenig wie diese sensationelle Compilation von 2019. Um zum Schluss noch einen weiteren Allgemeinplatz einzustreuen: Man bekommt direkt Lust auf Open-Airs! Maximilian Fritz

Formula w/ Perfo – 28/02/2025 (HKCR)
Ein langsamer, House-artiger Einstieg formt sich zu ausgeklügeltem Techno. Der französische DJ Perfo, bürgerlich Thibaud Guillemin, balanciert gekonnt melodische Techno-Sounds, gepaart mit vollmundigen Rides und Hi-Hats. Diese drei Hauptkomponenten ziehen sich durch das gesamte Set. Trotzdem agiert er nicht nach Schema F.
Das erste Drittel besteht aus Pieptönen, Xylophon-Klopfen und einer eindringlichen Stimme. Die Worte bauen eine Szenerie auf: Man sitzt in der S-Bahn, die Sonne scheint und man sieht die Stadt in der Fahrt an sich vorbeiziehen. Weiter geht es mit dem Dancefloor. Schnelle Hi-Hats und Claps werden ausgepackt und nur von einer seichten Melodie in Zaum gehalten. Diese Mischung zeigt, mit welchem Feingefühl Perfo hier arbeitet. Der Franzose führt durch eine Berg- und Talfahrt aus intensiven und deeperen Parts. Er gewährt Zeit, sich auf das jeweilige Gefühl einzulassen, um eine Geschichte zu schaffen. Jacob Runge

Rifts – Multisex (27/02/2025)
Wir haben es fast geschafft. Die Tage werden länger und wärmer, und dieser Mix von Rifts fängt genau dieses Gefühl ein. Die House-Beats der Winterbefreiung. Disco-Elemente verschmelzen mit üppigen Klavierakkorden. Während der Mix zwischen House, Tech-House und sogar Techno hin und her tanzt, schmilzt durch warmes Layering alles zu einem geschmeidigen Gesamtpaket zusammen. Akzente aus Acid und Tribal-Sounds bereichern die ohnehin schon breite Palette.
Obwohl ich diesen Mix zuhause gehört habe, passt dieses Set perfekt auf ein Festival am Strand oder noch passender auf eine Multisex-Party. Beides wäre genauso farbenfroh und lebendig. Das Tüpfelchen auf dem i ist Moroses „Holy Ghost”, das perfekt zur Stimmung des Sets passt, verspielt und mitreißend. Obwohl der Mix manchmal etwas Vocal-lastig ausfällt, fangen die Lyrics das Gesamtgefühl passend ein – „Music breathes life into me”. Genau, Rifts, das tut sie wirklich. Jacob Hession

Ruff & Tuff – High Noon Soundstation 12.03.25 (Callshop Radio)
Mit Reggae kannst du mich jagen. Also, na ja, zum Kiffen ist das sicher geil. Aber Gras war nie so meins, und wenn man das mal gecheckt hat, dann muss man auch nicht unbedingt eine Viertelstunde warten, auf eine Snare oder die Paranoia. Ganz geil ist aber: Drum’n’Bass. So die Richtung, die nach zweiwöchiger Karibikkreuzfahrt klingt und wie Rum aus dem Eichenfass schmeckt. Wer cool ist, sagt Jungle dazu. Und eigentlich denke ich da direkt an Human Traffic, was für ein guter Film, sollte man echt mal wieder schauen.
So, jetzt aber noch zwei Sätze zu diesem Mix. Der kommt nämlich aus der Düsseldorfer High Noon Soundstation, wohl eine Hotbox für rheinländische Ganjafreunde und also genau das: Gute, sonnengereifte Laune, die mich vor dem letzten Kipppunktschalter zu 38 Grad im Schatten so sicher abholt wie das Amen im Gebreak. Christoph Benkeser

Sandwell District – Bleep Mix #297 (Bleep)
Anfang März nahmen Sandwell District nach mehr als zehn Jahren wieder einen Mix auf. Dave Sumner und Karl O’Connor mischten darin unveröffentlichte Tracks aus ihrem Umfeld, etwa von Tropic of Cancer oder Stefanie Parnow, mit Lieblingssongs des verstorbenen Mitstreiters Juan Mendez, zum Beispiel von Psychic TV, Grace Jones und Galaxie 500. Dabei ging es darum, die Wurzeln des eigenen Technosounds in der Avantgarde-Elektronik der Siebziger, im Postpunk und Synthpop zu unterstreichen.
Ihr vorgestern veröffentlichter Bleep-Mix verortet sich dagegen ganz und gar im Techno-Kosmos. Allein schon diese klaren konzeptuellen Setzungen machen die beiden Mixe interessanter als vieles andere, was derzeit erscheint. Im Bleep-Mix entfesseln Sandwell District ihren Technosturm durch peitschende Claps, die von einer pulsierenden Basswalze unterfüttert sind. Die Qualität des Mixes liegt nun darin, dass sie von diesem Loop-Gebet nur selten abweichen, sich aber doch den Raum geben, eine düstere und dennoch in die Zukunft weisende Psychedelik zu entwickeln. Alexis Waltz
