Die Anzahl der professionellen Musikschaffenden in Norwegen mag überschaubar sein. Das hat aber den nicht zu unterschätzenden Vorteil, dass Kollaborationen und Wechselwirkungen über einzelne Szenen hinaus irgendwie selbstverständlicher werden und leichter, natürlicher wirken. So hat die experimentelle Singer-Songwriterin Synne Sanden einen guten Draht zur hiesigen Jazz-Szene und trifft sich auf Unfold (Nordic Records/The Orchard, 17. Februar) irgendwo in der Mitte zwischen komplexem, von Emotionen sattem Art Pop und kleinen instrumentalen Irritationen, was in der Verbindung ein exquisites großes Pop-Album ergibt.
Noch ein grundsympathisches, halbelektronisches Indie-Pop-Album? Ja, das muss sein, vor allem, wenn es so klug und reflektiert daherkommt wie Follow The Cyborg (Mute, 24. Februar) von Miss Grit. Als menschlich-maschinell, koreanisch-amerikanisch und sowieso nichtbinär gewendetes Post-Indie-Ding, das klassische Gitarrenriffs mit kribbeliger Digitalelektrik hybridisieren kann, ohne dass es an den Kanten quietscht. Wenn die ganze Welt eine Simulation ist, wenn es keinen Ausweg aus der Matrix gibt, ist so eine hochintelligente Unterhaltungsmusik das mindestens Beste, was wir kriegen können. xoxo.
Wie erfreulich, dass Yasuhiko Fukuzono nach zehn Jahren Pause und Labelarbeit mit Flau, noch dazu mit dem Schock, von einem Musiker-Kollegen bestohlen worden zu sein und das Studio vandalisiert bekommen zu haben, noch Muße und Energie finden konnte, wieder eigene Musik zu produzieren. Nicht nur irgendwelche Musik, sondern tatsächlich so etwas wie eine Quersumme dieser Kolumne in den vergangenen Jahren.
Es ist vom Umfang her nur ein Track mit Remix, aber was die Single Until Then (All My Thoughts / Flau, 27. Januar), die unter Fukuzonos Alias aus erscheint, zusammenfügt – schwelgerisch-neoklassische Streicher, einen balearisch-fluffigen House-Beat, launige Pads und unzerstörbaren Optimismus –, ist einfach so viel, so gut.