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Das Patriarchat hat Gästeliste – Teil III: Lösungen

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Der ‚richtige’ Umgang mit Betroffenen 

Wer sich nun fragt, wie denn der ‚richtige’ Umgang mit Betroffenen aussieht – er ist abhängig von den individuellen Bedürfnissen der jeweiligen Person. Und diese kennt sie selbst am besten. Deshalb: Zuhören, Glauben schenken, aufrichtige Unterstützung anbieten und fragen, was die Person braucht. Konkrete Gesprächstipps fasst dieser Post zusammen. Ein paar konkrete Maßnahmen, mit denen Crews und Clubs Betroffene sexualisierter Gewalt unterstützen und gegen Täter – auch die in den eigenen Reihen – vorgehen können, greift dieser Artikel auf.

Auch Täterschutz ist komplexer, als es auf den ersten Blick scheinen mag. Um die betroffene Person wirklich zu unterstützen, muss jede Form des Täterschutzes überwunden werden. Voraussetzung dafür ist Aufklärung darüber, wie diese Mechanismen funktionieren und wie entsprechende Denk- und Verhaltensmuster erkannt und vermieden werden können. Dabei kann dieser Podcast helfen. 

Cis männlich? Weiß? Hetero? Uniabschluss? – Check your privileges 

Konkrete Lösungsvorschläge umzusetzen, ist immerhin ein Anfang. Doch um die Zustände wirklich nachhaltig zu verbessern, müssen wir tiefer gehen und patriarchale Ursachen hinter den sexistischen Symptomen betrachten. Denn jede*r hat patriarchale Glaubenssätze verinnerlicht – die meisten, ohne sich dessen bewusst zu sein. Das Patriarchat steckt in uns allen. Um es zu überwinden, müssen wir eine Ahnung davon bekommen, welche Rolle wir in diesem System innehaben und wie uns diese Rolle prägt.

„Keiner muss die ganze Zeit ein schlechtes Gewissen haben, weil er als cis Mann geboren wurde und strukturell bevorteilt wird. Aber man sollte sich seiner Startposition im System bewusst werden.”

Dafür ist es zunächst notwendig, sich selbst zu vergegenwärtigen, in welcher Position in der sozialen Hierarchie man sich befindet. Für die in der Clubszene dominierenden Gruppen – cis Männer und weiße Menschen – heißt das vor allem: Die eigenen Privilegien reflektieren. Diese Privilegien zu haben und davon zu profitieren, bemerken viele nicht einmal. Schließlich sind Privilegien schon von Geburt an vorhanden und werden so das ganze Leben als selbstverständlich betrachtet

Judith ist es wichtig, zu betonen, dass kein Mensch beeinflussen kann, in welche gesellschaftliche Stellung er hineingeboren wird – egal ob diskriminiert oder privilegiert. Wer wo wann und mit welchen Merkmalen geboren wird, bestimmt der Zufall der Geburtslotterie. „Keiner muss die ganze Zeit ein schlechtes Gewissen haben, weil er als cis Mann geboren wurde und strukturell bevorteilt wird. Aber man sollte sich seiner Startposition im System bewusst werden.”

Auch Judith hat sich mit ihrer Startposition auseinandergesetzt. Während sie als weiblich gelesene Person strukturell diskriminiert wird, ist sie gleichzeitig aufgrund anderer Merkmale strukturell privilegiert – als unter anderem „gesunde weiße Westeuropäerin mit akademischem Hintergrund, mit einer Wohnung und Krankenversicherung”, wie sie es beschreibt. Einige dieser Privilegien wurden ihr erst durch einen Privilegien-Check bewusst. „Da ist mir klar geworden, dass ich eigentlich eine ziemlich gute Position habe. Ich fänd’s toll, wenn cis Männer auch mal anerkennen, dass sie eine Pole-Position haben.”

Dass ihrer Erfahrung nach ziemlich viele Männer diese Pole-Position nicht anerkennen, zeigt sich aus Judiths Sicht zum Beispiel in den Abwehrreaktionen auf Kritik an eigenem sexistischen Verhalten und im Ignorieren oder Verneinen von individuellem und strukturellem Sexismus. „Die machen sich nicht die Mühe, die Perspektive zu wechseln: ‚Ich sehe die Welt durch meine Augen, und so ist es. Punkt.’ Aber das ist nur deine Realität – in dem Moment, wo du als weißer Typ auf die Welt kommst, hast du die Pole-Position. Meine Realität ist eine andere.”

Lernbereitschaft und Kritikfähigkeit

Letztlich sind solche Abwehrreaktionen auf Kritik an sexistischen Denk- und Verhaltensmustern Ausdruck einer Diskrepanz der Selbstwahrnehmung – ‚Ich bin kein:e Sexist*in!’ – und der Wahrnehmung des Gegenübers – ‚Diese Aussage ist sexistisch.’ 

Dass dieser vermeintliche Widerspruch im ersten Impuls für Ablehnung sorgt, mag bis zu einem gewissen Grad verständlich sein. Wenn sich ein seit Kindheit verinnerlichtes Naturgesetz als Ausdruck eines in Wahrheit von Menschen konstruierten Unterdrückungsmechanismus, als simple Lüge zum Machterhalt zu entpuppen droht, kann das Welt- und Selbstbild ganz schön aus dem Gleichgewicht geraten. Zu akzeptieren, dass wir alle patriarchal sozialisiert wurden und selbst diverse Unterdrückungsmechanismen anwenden, ist unbequem, schmerzhaft. Doch der kollektive Wille zu lernen, zu reflektieren und Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen, ist notwendig, um die Unterdrückung zu überwinden.

„Einige denken, sie sind fertig mit Lernen und wissen Bescheid, wenn sie drei Texte über Feminismus gelesen haben. Nee! Wir alle sind niemals fertig mit Lernen – das war auch für mich ein großer Aha-Moment.”

Wer also auf diskriminierende Äußerungen oder Verhalten hingewiesen wird und den Impuls verspürt, in die Defensive zu gehen: Den Ego-Drang stummschalten, den Umgang mit eigenen Fehlern gründlich überdenken und aufrichtig sagen: ‚Danke, dass du mich darauf hingewiesen hast – ich werde versuchen, es besser zu machen.’

Zentrale Voraussetzung für eine Verbesserung des eigenen Verhaltens ist allerdings der Wille, kontinuierlich dazuzulernen. „Einige denken, sie sind fertig mit Lernen und wissen Bescheid, wenn sie drei Texte über Feminismus gelesen haben. Nee! Die Sachen verändern sich, Sprache verändert sich, wir verändern uns. Meine Hoffnung ist, dass andere, die lernbereiter sind, da weiter dranbleiben. Wir alle sind niemals fertig mit Lernen – das war auch für mich ein großer Aha-Moment.”

Den offenen Umgang mit Fehlern erleichtern

Dass die Abwehrhaltung auch in als progressiv geltenden Kreisen zu den Standardreaktionen auf Kritik zählt, kann je nach Anlass der Kritik noch einen weiteren Grund haben: „Ich merke das auch bei Plena, da haben so viele Leute die Weisheit mit Löffeln gefressen. Und du wirst dummgemacht, wenn du einen Begriff nicht kanntest, dies noch nicht wusstest, noch keine Promotion zum Thema geschrieben hast.” Neben dem individuellen und kollektiven Willen zu Reflexion und Lernen braucht es also noch etwas mehr: Fehlerfreundlichkeit. 

Dieser Begriff ist allerdings kein Freifahrtschein für wiederholt mieses Verhalten ohne Konsequenzen, betont Judith. Vielmehr geht es bei der Fehlerfreundlichkeit darum, Menschen den offenen Umgang mit eigenen Fehlern zu erleichtern. Sie erklärt es so: „Wenn ich öffentlich mache, dass ich mich falsch verhalten habe, dass ich reflektiere, mich entschuldige und dazu noch einen Ausblick gebe, wie ich es in Zukunft besser mache; und wenn gesehen wird, dass das funktioniert, dass ich nicht aus Gemeinschaften ausgeschlossen werde, sondern mir zugestanden wird, dass ich weiter dabei sein darf, weiter lernen darf, dann trauen sich mehr Leute, sich zu hinterfragen und ihr Verhalten zu reflektieren. Und wenn wir selbst diese Mechanismen verstanden haben, können wir weiterreden über Prävention.”

Illustration: Dominika Huber

Allyship: Teil der Lösung sein – statt Teil des Problems

Was können cis Männer, die Allies für FLINTA* sein wollen, dafür tun? Das, was alle privilegierten Menschen tun können (und sollten), um Menschen, die wegen bestimmter Merkmale diskriminiert werden, zu unterstützen: „Der erste Schritt ist, wirklich zuzuhören und anzuerkennen, dass es so ist. Und anstatt sich zu verteidigen, Fragen zu stellen: ‚Was braucht ihr? Was kann ich machen?’ Offene Fragen, an die, die es auf jeden Fall wissen müssen – nämlich die Betroffenen. Und transparent machen, dass man durch die eigene Nicht-Betroffenheit unsicher ist. Das ist doch voll okay!”

Reflektieren und Weiterbilden

Außerdem unerlässlich: Aktive Weiterbildung. Zum Beispiel mithilfe von intersektional-feministischen Podcasts, Artikeln, Texten, Büchern und Dokus von und/oder mit Betroffenen und anderen Expert*innen zum jeweiligen Thema. Erhellend und eindringlich sind beispielsweise die über ein Vierteljahrhundert alten, nach wie vor hochaktuellen Texte der afrodeutschen Aktivistin May Ayim sowie die Texte der afrodeutschen Aktivistinnen und Wissenschaftlerinnen der Gegenwart, die in Ayims Tradition gegen Sexismus und Rassismus in Deutschland kämpfen. Wie gesagt – drei Texte über Feminismus lesen reicht nicht aus, um die patriarchalen Zustände und ihre intersektionalen Zusammenhänge wirklich durchdringen zu können.

Statt sich die eigene patriarchale Sozialisierung, das eigene sexistische Denken und Verhalten sowie die Rolle in unserer Gesellschaft nur allein zuhause zu vergegenwärtigen, ist es wichtig, sich auch mit anderen Männern kritisch über Sexismus, Macht und Prävention auszutauschen – zum Beispiel unter Freunden oder in einer Gruppe für Kritische Männlichkeit. Schließlich geht es um kein individuelles, sondern ein kollektives Problem. 

Gleichzeitig im regelmäßigen Austausch mit FLINTA* zu stehen und die fortlaufende Weiterbildung mit oben genannten Quellen in die Treffen zu integrieren, kann vermeiden, dass die Teilnehmenden sich vielleicht doch lieber gegenseitig die Egos streicheln, anstatt den Kumpels unbequeme Fragen zu stellen und vor den Kumpels unbequeme Antworten zu geben.

An dieser Stelle eine Empfehlung zu einem Artikel, in dem vier Männer, die die Grenzen der sexuellen Selbstbestimmung anderer verletzt haben, ihre sexualisierte Gewaltausübung vor dem Hintergrund ihrer männlichen Sozialisierung reflektieren.

Solidarisieren und Reichweite der individuellen Bubble nutzen

Der nächste Schritt ist, sich mit Betroffenen zu solidarisieren. Solidarisch sein heißt zum Beispiel, von Diskriminierung Betroffenen in verletzenden digitalen und Real-Life-Diskussionen zur Seite zu springen – anstatt sie aus Angst, etwas Falsches zu sagen, allein im Gegenwind stehen zu lassen. Judith wünscht sich das auch von ihren männlichen Crew-Kollegen, die sie bei Diskussionen über Sexismus in der Regel im ‚Ich guck nur lieber zu’-Modus oder im ‚Ich bin nicht der Böse’-Modus erlebt hat.

Wenn es um Solidarität auf Social Media geht, wünscht Judith sich mehr aufrichtige, öffentliche Solidaritätsbekundungen. „Ich weiß nicht, was ich schlimmer finde – Worthülsen oder Schweigen. Ich glaube, Schweigen.” Damit bezieht sie sich einerseits auf die Resonanz derjenigen Posts, in denen sie oder andere ihre Betroffenenperspektive vermitteln und/oder Lösungsansätze aufzeigen, aber auch auf Reaktionen (und Nicht-Reaktionen) auf Artikel, Podcasts, Posts und andere Beiträge über sexistische Missstände in der Clubszene und/oder entsprechende Lösungsansätze. 

„Es braucht mal mehrere Männer, die sich hinstellen und laut sagen: ‚Leute, es ist nicht in Ordnung, was hier gerade passiert. Wir müssen uns damit auseinandersetzen.’”

Warum ist es wichtig, solche Inhalte zu teilen, statt sich nur allein damit zu weiterzubilden? Wer zum Beispiel die eigene Reichweite auf Instagram nutzt, erreicht eine individuelle Bubble und trägt die Inhalte vielleicht auch zu Menschen, die sich so zum ersten Mal bewusst mit den patriarchalen Verhältnissen auseinandersetzen. Judith sieht darin einen entscheidenden Faktor: „Männer hören Männern zu. Für viele bin ich ja nur diese krakeelende Frau, dieses Grundrauschen. Mir gefällt es zwar nicht – weil die Stimmen von Betroffenen ausreichen sollten – aber es braucht eigentlich mal mehrere Männer, die sich hinstellen und laut sagen: ‚Leute, es ist nicht in Ordnung, was hier gerade passiert. Wir müssen uns damit auseinandersetzen.’ Das hat einen ganz anderen Impact, als wenn ich das die ganze Zeit sage.” Dabei geht es allerdings nicht darum, so zu tun, als wüsste man, wie sich die jeweilige Diskriminierung für Betroffene anfühlt. „Aber du kannst sagen, dass du deinen Kolleginnen glaubst, und kannst Inhalte und Lösungsansätze teilen.”

Am diesjährigen feministischen Kampftag am 8. März war Judith schockiert, wie viele Männer nicht einen Tag abwarten konnten, den Feed anderer mit lustigen Selfies, DJ-Sets und anderen thematisch belanglosen Posts zu fluten – „Dann lieber die Klappe halten.” Oder Betroffenen temporär den eigenen Social-Media-Account für eine Aufklärungsoffensive überlassen: „Männer, bekannte DJs, unbekannte DJs, Clubs könnten ihren Account mal einen Tag an eine Kollegin oder an ein FLINTA*-Kollektiv abgeben. Die könnten dann ihre Inhalte und Aufrufe teilen und werden ganz anders ernstgenommen – weil der DJ ihnen vertraut und somit seine Follower ganz anders zuhören und mitlesen.”

Feminismus hilft allen – auch Männern

Gegenteiligen Narrativen zum Trotz profitiert die gesamte Gesellschaft, wenn sie Ungleichheit und Unterdrückung überwindet. So wünscht Judith sich, dass die Auseinandersetzung mit Sexismus als Chance statt als notwendiges Übel gesehen wird – „Feminismus ist was ziemlich Gutes, für alle.” 

An dieser Stelle muss differenziert werden: Cis Männer, die nicht heterosexuell sind und/oder als queer gelesen werden, erleben ebenfalls sexistische Diskriminierung. Wer als männlich gelesener Mensch als ‚zu feminin’ bewertet wird, passt damit nicht in das Geschlechterrollenbild der Gesellschaft und wird ausgegrenzt. 

Doch selbst heterosexuelle cis Männer genießen zwar wegen ihres Geschlechts soziale Privilegien, können aber – wie auch queere cis Männer – unter dem gesellschaftlichen Druck, andauernd die Rolle des ‚richtigen Mannes’ spielen zu müssen, leiden. Stichwort: ‚Toxische Männlichkeit’. „Ich kenne Männer, die sagen: ‚Ich finde es richtig anstrengend, keine Emotionen zeigen zu dürfen, dass von mir erwartet wird, dass ich das Alphatier bin, dass wir uns in unserer Männlichkeit immer gegenseitig übertrumpfen müssen.’ Ich stelle es mir anstrengend vor, diese ganzen männlichen Erwartungen, diese Stereotype erfüllen zu müssen. Ich glaube, viele weinen heimlich zuhause, würden aber eigentlich auch gern mal in den Arm genommen werden.”

„Wir reden viel über Gewalt gegen Frauen – und das ist richtig und wichtig. Gewalt wird hauptsächlich von Männern ausgeübt, aber Betroffene sind Frauen, wie Männer, wie alle anderen Geschlechter.”

Um Missverständnissen vorzubeugen: ‚Toxische Männlichkeit’ bedeutet nicht, dass die Identifizierung mit dem Geschlecht ‚Mann’ toxisch ist. Unter dem Begriff werden verschiedenste Formen sozial erlernter, patriarchal geprägter Denk- und Verhaltensmuster zusammengefasst, mit denen sich die betreffende Person ebenso selbst schadet wie anderen Männern, Frauen und nicht-binären Menschen. Der Begriff ist zwar umstritten, wird aber hier dennoch verwendet, um die Schädlichkeit dieser Muster deutlich zu machen.

Toxische Männlichkeit führt nicht nur zu Gewalt gegen FLINTA* – sie führt auch zur Gewalt durch Männer gegen andere Männer. „Wir reden viel über Gewalt gegen Frauen – und das ist richtig und wichtig, und ich finde, das sollte man Betroffenen auch nicht vorwerfen. Gewalt wird hauptsächlich von Männern ausgeübt, aber Betroffene sind Frauen, wie Männer, wie alle anderen Geschlechter.” 

Toxische Männlichkeit kann letztlich auch zu Gewalt gegen sich selbst führen. „Die Suizidrate ist hoch, viele sind sehr hart zu sich und machen ständig Sachen, die sie in Gefahr bringen. Und sind dann am Ende auch Betroffene ihrer eigenen Gewalt.” Das wirkt sich sogar auf die statistische Lebenserwartung von Männern aus.

‚Quotenfrau’-Bookings pushen das Konkurrenzdenken 

Judith wünscht sich nicht nur von cis Männern Verständnis und Solidarität, sondern auch von anderen FLINTA*. Die ist im Fall weiblich sozialisierter Menschen gar nicht so selbstverständlich, wie es vielleicht scheint. Grund dafür ist ein Phänomen, das vom Prinzip her mit Toxischer Männlichkeit vergleichbar ist und als ‚Toxische Weiblichkeit’ bezeichnet werden kann. Diese Denk- und Verhaltensmuster von weiblich sozialisierten Menschen führen zwar in der Regel nicht zur physischen Gewaltausübung, doch sie schaden sowohl der Person selbst als auch anderen FLINTA* – individuell wie kollektiv.

Ein Beispiel ist das seit frühester Kindheit einprogrammierte, kapitalistisch bedingte Konkurrenzdenken, das unter anderem durch patriarchale Strukturen verstärkt und gelenkt wird. Vor dem Fernseher der Eltern wirkt das ‚Schlumpfine-Prinzip’, Jahre später das ‚Quotenfrau’-Booking in der Clubbranche. In beiden Fällen wird die Funktion der Person allein durch ihr (eventuell vermeintliches) ‚Frausein’ bestimmt, dazu ist sie die einzige weiblich gelesene Person in einer beliebig großen Gruppe von Männern. 

So kommt es zu solchen Situationen: Als Judith für einen Gig an einem bereits verplanten Wochenende angefragt wird und einen Termin für das folgende Wochenende vorschlägt, antwortet der Booker: ‚Sorry, da kannst du nicht spielen. Da spielt schon eine Frau.’ Diese Aussage macht die Message der ‚Quotenfrau’-Bookings deutlich: ‚Entweder du oder eine deiner Kolleginnen – es kann nur eine Quotenfrau im Line-Up geben.’ Botschaften wie diese pushen das Konkurrenzdenken unter weiblich gelesenen Musiker:innen.

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