5. Irakli & Zesknel – The Moment Just (Intergalactic Research Institute For Sound)
Nach dem Ende von I/Y macht sich der in Berlin lebende Produzent Irakli endlich auch als Solo-Künstler einen Namen, geht aber mit vorsichtigen Schritten voran. Gemeinsam mit dem ebenfalls georgischen Produzenten und Bassiani-Resident Zesknel veröffentlicht er mit The Moment Just auf dem eigenen Intergalactic Research Institute For Sound-Label zwei beziehungsweise in der digitalen Version drei Tracks, die für eine Klanginstallation am Museum Angewandte Kunst Frankfurt produziert und mit Field Recordings von Rezo Glonti ergänzt wurden. Der Fokus liegt dementsprechend auf Design und einer Atmosphäre, die den Esprit von Tbilissi in flatternde Drum-Elemente und flackernde Soundbruchstücke überträgt. Das Ergebnis ist ungemein dicht und funktioniert auch außerhalb steriler musealer Kontexte als Gateway in die Herbstsaison.
4. Herbert – Reissues Part 4 (Accidental Jnr)
Einen Herbert-Track zwischen tausend ähnlichen zu erkennen ist leichtes Spiel. Schwieriger schon ist zu sagen, was eigentlich genau Matthew Herberts Club-Produktionen von allen anderen unterscheidet. Ist es der gleichzeitig trockene und doch wohlige Sound? Diese gewisse, immer am Rhythmus orientierte Schroffheit? Die Deepness, die sich weniger vertikal anhand von Flächen oder Pads eröffnet, sondern eher mit dem horizontalen Zeitverlauf? Sicher ist zumindest, dass die Stücke Herberts nicht altern, keinem Verfallsdatum entgegenstreben und sich nicht abnutzen. Mit dem Reissue der vierten Ausgabe seiner Parts-Serie, ursprünglich 1996 bei Phono erschienen und nun neu aufgelegt auf Accidental Jnr, zeigt sich das mal wieder in vierfacher Schönheit. Never change, Herbert.
3. Perm – R.L. Flingo (LackRec.)
Das Spirit Animal von Perm ist vermutlich irgendein flinkes Nagetier aus Detroit, das sich zur Nachtschicht in die Studios der ganz Großen reinwuselt. „Brunklich“ besucht Robert Hood, „Abrandum“ Jeff Mills und „Kihens“ sowie „Lukwa“ Gerald Donald, bevor „Ergolst“ sich aus der Stadt heraus John Beltran entgegen bewegt. Aber keine Sorge: Der LackRec.-Einstand des Leipzigers klingt keineswegs so epigonal, wie sich das zuerst liest. Stattdessen nimmt Stefan Schmidt-Dichte etablierte Blaupausen als Spielwiese für einen ausgefeilten und stilistisch breit aufgestellten Sound, der im Einzelnen wie im Gesamten völlig überzeugt.
2. Orphx – Learn To Suffer (Sonic Groove)
Im grassierenden EBM-Revival wird gerne mal auf ungeschönten Live-Sound gesetzt, die bevorzugte Konstellation ist das Duo. Wo neue Acts wie Giant Swan reichlich Lorbeeren ernten, werden alte Held*innen aber gerne übersehen. Orphx sind das beste Beispiel dafür. Nachdem es nach der Veröffentlichung ihres Album Pitch Black Mirror im Jahr 2016 weitgehend still um Christina Sealey und Richard Oddie schien, liefern sie mit Learn To Suffer nun vier angriffslustige Tracks auf Sonic Groove nach, die ihre Energie aus den Live-Performances und ihre Eindringlichkeit aus der Erfahrung der beiden ziehen. Nach rund einem Vierteljahrhundert sind Orphx immer noch härter, hintergründer und böser als die neue Garde.
1. D. Tiffany – Feel U (Planet Euphorique)
Der Name D. Tiffany wird bei den meisten nur dunkle Erinnerungen an ein Tape-Relase bei 1080p in Erinnerung rufen. Tatsächlich aber war Sophie Sweetland seitdem alles andere als untätig. Dieses Jahr gründete die Kanadierin mit Planet Euphorique nach einigen verstreuten Releases für unter anderem Pacific Rhythm ihr eigenes Label und übernimmt sogleich die dritte Katalognummer. Feel U pendelt sich zwischen nervöser Rave-Energie, kanadischer Laidbackheit und einer dezenten Nostalgie für all things breakbeat ein, tut das aber meisterlich kohärent. Irgendwo zwischen schluffigem House, scharfkantigem Electro und wilden Jungle-Anmutungen passiert hier in kurzer Zeit extrem viel und klingt dabei so eigen wie selten ein Release der letzten paar Monate. Unbedingte Empfehlung.