Fotos: Steve Gullick (Jon Hopkins)
Zuerst erschienen in Groove 172 (April/Mai 2017).

Mit Immunity gelang dem Briten Jon Hopkins vor vier Jahren ein großer Wurf: Das Album wurde als eines der besten Techno-LPs der vergangenen Jahre gefeiert und etablierte Hopkins zudem als Live-Act. Seitdem hat Jon Hopkins mit Nils Frahm improvisiert, Moderat auf Tour begleitet und sich vor allem Zeit für neue Musik genommen. Jetzt erscheint mit Singularity das neue Album des 38-Jährigen.

 


 

Seit deinem letzten Album Immunity sind fünf Jahre vergangen. Wann hast du danach wieder angefangen, Musik zu machen?
Es ist tatsächlich viel Zeit vergangen, seit ich Immunity veröffentlicht habe, aber die eigentliche Arbeit an dem neuen Album begann erst vor etwa anderthalb Jahren. Ich mach das eigentlich nach jeder Platte so, dass ich mir die Zeit nehme, erstmal keine neue Musik zu machen, weil ich sonst die Befürchtung hätte, dass die Musik zu ähnlich klingt, wie die, die ich gerade fertiggestellt hab.

Was hast du, außer auf Tour zu gehen, in der Zwischenzeit gemacht?
Die Tour zu Immunity dauerte immerhin zwei Jahre. Dann bin ich für eine Weile von London nach Los Angeles gezogen, weil ich dachte, dass mir ein Ortswechsel dabei helfen würde, auf neue Ideen zu kommen. Ich hatte keine Lust mehr auf mein kleines Studio am Ende der Straße, wo ich wohne. Alles ist zwar wunderbar dort, aber ich hatte das Gefühl, mich zu sehr im Kreis zu bewegen, wenn ich dort gleich wieder an einem neuen Album arbeiten würde. Es war wohl dieses klassische Weiße-Leinwand-Syndrom, unter dem ich litt. Ich brauchte einen Reset, sowohl körperlich als auch mental.

Hat das funktioniert?
Ja, es hat mir dabei geholfen, Abstand zu gewinnen. Und ich hab neue Erfahrungen sammeln können, die sich dann auch in neuer Musik niederschlugen. Zufällig war einer meiner Nachbarn in Los Angeles Simon Green alias Bonobo und ich hab dann auch an dem Titeltrack seines aktuellen Albums Migration mitgewirkt.


Stream: Bonobo – Migration

Was waren die ersten Ideen für dein neues Album Singularity?
Eine Grundidee war, dass die Platte erhebender klingen sollte als Immunity. Klar finden sich jetzt auch dramatische oder traurige Momente auf dem Album – vor allem am Anfang –, aber ich wollte, dass sich die Platte positiver anfühlt und Freude ausstrahlt: ein lebendiger Krach. Das hat wohl auch mit meinem Aufenthalt in L.A. zu tun und lauter Aktivitäten wie Mediation und Yoga, die sich sehr klischeehaft nach Kalifornien anhören. Aber für mich hat sich das richtig angefühlt. Immunity klang für mich ziemlich urban und dystopisch, hypnotisch und cluborientiert. Die neue Platte ist für mich hingegen kosmischer, psychedelischer und auch hoffnungsvoller.

Was erstaunlich ist, wenn man bedenkt, in was für Zeiten wir leben.
Genau, und die einzige Möglichkeit, wie ich das erreichen konnte, ist durch Techniken wie Atemübungen und Meditation. Wenn ich das nicht angewendet hätte, würde das Album vermutlich ganz anders klingen.

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