Hast du das Album ganz allein gemacht?
Erst einmal ja. Ich hab völlig allein gearbeitet, bis die Rohfassungen der neuen Songs standen. Dann hab ich mich mit einem Toningenieur Cherif Hashizume zusammengetan. Ich hatte diese Sessions mit teils 140 Tracks in einem einzelnen Stück – sehr kompliziert, mit verschiedenen Dingen, die völlig unaufgeräumt waren. Er hat sich dessen dann angenommen, die Songs abgemischt und sie mir wiedergegeben, damit ich weiter daran arbeiten konnte. Ich hatte also ein extra Paar Ohren für die Platte zur Verfügung und das war extrem hilfreich.

Auf Immunity hast du im Wesentlichen den legendären Korg MS-20-Synthesizer eingesetzt. Was waren deine Instrumente auf Singularity?
Der MS-20 ist auch wieder da, aber ich hab mir für das neue Album auch ein paar Moog-Synthesizer wie den Sub Phatty besorgt. Aber der größte Unterschied ist wohl, dass ich meine DAW geändert hab: Ich verwende jetzt Ableton.

Zuvor hast du ein eher ungewöhnliches Set-up verwendet: eine alte Version des Programms Sound Forge auf Windows, mit dem du die Musik gemacht hast, die du dann auf einem Mac mit Logic arrangiert hast. Warum hast du dich von dieser Arbeitsweise verabschiedet?
Logic habe ich im Wesentlichen als lineares Aufnahmegerät verwendet. Jetzt habe ich mit Ableton Live das Gefühl, viel einfacher die verschiedensten Dinge in meiner Musik kontrollieren zu können. Es erlaubt mir, kreativer zu sein als zuvor. Es hat vielleicht zwei Monate gedauert, bis ich mit der neuen Software arbeiten konnte, aber das war ein wichtiger Schritt für mich. Das war aufregend.


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Vor allem die Rhythmen klingen auf Singularity anders als zuvor.
Ich brauchte da einfach eine Veränderung. Zuvor war ich fast süchtig nach einer bestimmten Art, Beats zu programmieren. Davon musste mich lösen. Ich wollte mich stärker von dem 4-to-the-Floor-Schema lösen und auch andere Tempi verwenden. Der erste Track auf dem Album hat zum Beispiel 133 BPM, der zweite 107. Für mich bildet der Rhythmus das Skelett eines Tracks, und wenn ich sehr verschiedene Geschwindigkeiten verwende hat das auch völlig andere Songs zur Folge. Wobei für mich oft die Melodie an erster Stelle kommt und sich der Rhythmus erst danach ergibt. Das liegt wohl auch daran, dass ich oft am Klavier sitze und dort die ersten Ideen für einen neuen Song habe.

Eine Besonderheit deiner Musik ist, dass du für die Klänge ausschließlich Hardware-Synthesizer verwendest, für die Beats aber keine Drummachines.
Das stimmt, obwohl ich diesmal schon einige Sounds einer Drum-Library namens „Addictive Drums“ verwendet habe. Aber die verwende ich eigentlich meist nur dazu, um Sounds, die ich selbst gemacht hab, zu verstärken. Ein Groove fängt bei mir oft damit an, dass ich mich beim Beatboxen oder Finger-Drumming aufnehme. Das hat den Vorteil, dass es sehr unmittelbar ist und schnell geht. Dann isoliere ich die einzelnen Schläge, verschiebe und bearbeite sie. Wichtig ist, diesen Moment der ersten Aufgeregtheit einzufangen, um die Details kann ich mich dann immer noch später kümmern. Eine einzelne Bassdrum kann dann am Ende gut mal aus neun oder zehn verschiedenen Elementen bestehen. Und sie soll sich im Laufe eines Tracks auch verändern, zum Beispiel verzerrter klingen, wenn es die anderen Elemente verlangen. Ich verwende nicht gerne den gleichen Drumsound für ein ganzes Stück. Es soll lebendig klingen, wie eine organische Masse.

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