Du veröffentlichst kaum Singles oder Remixe. Warum ist das Albumformat so wichtig für dich?
Ich liebe das einfach. Für mich ist eine Stunde die perfekte Länge, um die Geschichten zu erzählen, die ich erzählen will, und um einen gewissen Bogen zu spannen. Mir ist schon bewusst, dass das Albumformat für Hörer immer unbedeutender wird, aber ich glaube, ich würde immer noch so arbeiten, auch wenn sich keiner mehr ein ganzes Album anhören würde. Das Einzige, was du machen kannst, ist die Art von Musik zu schreiben, die dich antreibt, und bei mir findet das halt auf Albumlänge statt. Was dann letztendlich damit passiert und wie die Leute meine Musik hören, liegt sowieso außerhalb meiner Kontrolle.

Hast du nie das Gefühl, dass du einen Track gemacht hast, der nicht auf ein Album passt und den du einfach so veröffentlichen möchtest?
Nein, zumindest nicht in den letzten Jahren. Ich könnte mir das allerdings mal vorstellen, wenn ich mit anderen Leuten zusammenarbeite – einfach mal eine gemeinsame Maxi mit jemandem zu machen.

Du bist in der privilegierte Situation, dass du anscheinend keine neue Musik veröffentlichen musst, um für Konzerte gebucht zu werden.
Ja, und mir ist sehr bewusst, dass ich mich damit in einer besonderen Situation befinde. Da kann ich wirklich sehr glücklich sein. In der Vergangenheit habe ich zwischen Alben von mir mit anderen Leuten gearbeitet, um mich über Wasser zu halten. Jetzt habe ich den Luxus, mich nur auf meine Solo-Arbeiten konzentrieren zu können. Ich muss nichts überstürzen. Ich kann mir alle Zeit nehmen, um etwas zu schaffen, mit dem ich völlig zufrieden bin.

Du hast mal gesagt, dass du weder ein DJ noch ein Plattensammler bist. Seit anderthalb Jahren legst du nun auch als DJ auf.
Nun, da muss ich wohl meine Meinung geändert haben. (lacht) Ich mache das ja auch erst seit kurzer Zeit. Die Technologie hat dabei eine wichtige Rolle gespielt. Ich bin tatsächlich niemand, der jemals viel Zeit in Plattenläden verbracht hat, das interessiert mich nicht sonderlich. Aber es gab dann ein paar Veränderungen, die mich dazu brachten, auflegen zu wollen. Zum einen hat das mit Ableton Live zu tun. Als ich für das neue Album anfing, die Software zu benutzen, stellte ich schnell fest, dass ich sie auch zum Auflegen benutzen könnte. Zum anderen ist es heute so viel einfacher, Tracks zu finden, die man mag – einfach durch die Algorithmen der verschiedenen Streaming-Plattformen. Ich finde es auch toll, jetzt als DJ die Möglichkeit zu haben, mit meinem Publikum in Kontakt zu treten. Wenn eine Tour vorbei ist und man lange Zeit alleine im Studio verbringt, kann das ganz schön intensiv werden. Da tut es gut, mal rauszukommen. Und ich denke auch, dass diese neue DJ-Erfahrung auf die ein oder andere Art einen Einfluss auf das neue Album hatte.

Was für musikalische Entdeckungen hast du dabei gemacht?
In meinen Sets spiele ich zum Beispiel gerne Tracks von Talaboman, dem gemeinsamen Projekt von John Talabot und Axel Boman oder auch von Gary Beck. Aber die wichtigsten Entdeckungen habe ich eigentlich abseits der Clubmusik gemacht. Ich habe zum Beispiel angefangen, mich stärker für die psychedelischere Seite von Ambient zu interessieren. Es gibt vor allem einen Künstler, den ich sehr schätzen gelernt hab und dessen Musik auch Einfluss auf mein Album hatte. Er nennt sich Ishq, stammt aus Cornwall und ist wahnsinnig produktiv – auf Spotify finden sich über 30 Alben von ihm. Ich halte ihn für ein ziemliches Genie, auch wenn er vielleicht nicht besonders bekannt ist.


Stream: Jon Hopkins – Everything Connected

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