Vor Kurzem hast du zum allerersten Mal mit Juan und Derrick für einen Depeche Mode-Remix zusammengearbeitet.
Ja, das ist der erste Track, den wir jemals zusammen gemacht haben. Es fing in meinem Studio an. Dann hat Juan ein bisschen dran gewerkelt. Derrick hat nicht so viel damit zu tun gehabt, aber er gab uns ein bisschen Input. Viel davon habe ich zu Ende gebracht. Deswegen klingt es mehr nach mir als wirklich nach uns, aber du hörst die Strings, die nach Derrick klingen, und du hast Arpeggien, die an Juan erinnern. Wir haben nur Stems hin und her geschickt, wir waren nicht gemeinsam im Studio. Wir werden das aber tun wenn wir gemeinsam an Material arbeiten.
Hast du je darüber nachgedacht, nach Europa zu ziehen?
Nicht wirklich. Wenn dann hätte ich das sowieso auf dem Höhepunkt von Inner City tun sollen. Aber ich wollte in einer Umgebung leben, in der ich mich wohl fühlte. Ich reise viel, aber Zuhause ist nunmal Zuhause. Ich bin nach Europa rüber und vor allem damals war ich überfordert. Danach kam ich nach Hause und alles war wieder okay und ich widmete mich meinem Kram.
Was meinst du damit, du war überfordert?
Als Inner City berühmt war, wurde ich zu dieser Pop-Person, besonders in London. Die Leute hielten mich auf der Straße an, sie erkannten mich, sie wollten eine Unterschrift, gerade in England. Dein Konzert ist fertig und vor dem Hotel warten 50 Mädchen. Die Leute schreien deinem Bus entgegen. Sehr bizarre Zeiten. Aber auch sehr interessant.
Du hattest diesen unglaublichen Erfolg mit Inner City. Und zehn Jahre später schuf die sogenannte Reese-Bassline ein komplett neues Subgenre von Jungle und Drum’n’Bass.
Fast jede Platte hatte diesen Sound drin. Ich hatte ein paar einflussreiche Momente mit Inner City damit, sogar mit “Rock To The Beat”, das in Belgien total steil ging. Es wurde in Frankreih zum Pop-Hit. Sehr interessante Zeiten.
Wie hast du die Reese-Bassline gemacht?
Auf dem Casio CZ-5000, beim Herumprobieren. Manchmal spielst du eine Melodie und zwar magst du sie, bist aber nicht komplett überzeugt. Dann veränderst du den Sound und so wird es wieder interessanter. Du machst, was dir eben einfällt. Als ich den Track schrieb, wollte ich wieder etwas für die Paradise Garage machen, sehr dark und underground. Etwas, das auch in der Gay-Community gut ankäme. Ich dachte, Larry würde er gefallen.
Haben die Drum’n’Bass-Typen das lediglich gesampelt oder haben sie rausgefunden, wie du es angestellt hast?
Nein, die haben das nur gesampelt. Niemand könnte je nachbauen, was ich da gemacht habe. Ich habe viel experimentiert und manchmal kam etwas Magisches dabei raus. So etwas passiert einfach. Es ist ein Moment, der da eingefangen wird. Sie haben den Sound gesampelt und dann die Töne nachgespielt. Es gibt ein paar Stellen, an denen nur dieser düstere Bass zu hören ist und das war sehr leicht zu sampeln.
Hat dich jemals jemand gefragt, wie du es angestellt hast?
Nein. Ich denke mal, jemand hat es benutzt und dann hat sich dort jemand bedient und so weiter. Hat wohl geklappt.
Was möchtest du jungen MusikerInnen gerne auf den Weg geben?
Ich bin meinen eigenen Weg gegangen. Ich habe keine Furcht gehabt mit meiner Musik, ich habe habe an den Turntables keine Furcht gehabt. Ich habe mich von anderen inspirieren lassen. Ich habe meine Seele nicht verkauft, sondern habe gemacht, was ich wollte – immer schon. Sogar mit Inner City. Ich wollte das musikalisch genau so machen. Ich hab’s nicht für das Geld getan. Sondern weil es in mir war.
Stream: Kevin Saunderson – Heavenly Revisited