Wie hast du deinen ersten eigenen Track produziert?
Ich habe mit Drummachines angefangen und war schnell davon gelangweilt, nur Beats zu produzieren. Ich dachte: Es muss noch mehr geben. Aber wie kann ich etwas Anderes machen? Damals bedeutete das, sich einen Sequencer und ein paar Keyboards zuzulegen, um Basslines hinzufügen zu können. So habe ich angefangen, Musik zu produzieren. Zur gleichen Zeit hatte Derrick ein Keyboard und vielleicht einen Sequencer und Juan hatte in jedem Fall seinen Kram. Aber Juan hast du nie gesehen, wenn er Musik machte, er ließ sich dabei von niemandem stören. Mein Bruder hatte auch viel Technik. Irgendwann fand ich dann raus, welche Tools ich brauchte und wie ich damit umgehen musste, indem ich einfach Derrick und den anderen dabei zusah.

Deine Musik ist sehr positiv, kraftvoller und euphorischer als die meisten anderen Detroit-Produktionen. Warum denkst du war deine Haltung eine andere?
Ich schätze, das war mein gottgegebenes Talent. Meine Inspiration war eine ganz andere als bei Derrick oder Juan. Meine erste Veröffentlichung war eine Vocal-Platte. Niemand in Detroit machte Vocal-Platten. Ich ging einen anderen Weg. Weil ich in New York gelebt hatte, war ich stärker von Disco beeinflusst.

Wie haben sie auf deine Musik reagiert?
Ich hatte meinen eigenen Vibe. Ich habe in Detroit gelebt und hatte dort meine Freunde, aber ich ging meinen eigenen Weg. Ich habe auf meine Inspirationen zurückgegriffen und mir eine eigene Nische erschaffen. Ich habe nicht versucht, Juan oder Derrick zu folgen. Die Leute wussten nicht, ob ich aus New York oder Detroit komme. Ich kann ganz schön polarisierend sein.

Dann kam Neil Rushton aus London nach Detroit. Er hat Musik aus der Szene für die bahnbrechende Techno! The New Dance Sound of Detroit-Compilation lizensiert. Bald wussten alle in Europa, die sich für Dance Music interessierten, wer du warst.
Es war eine schöne Fügung, dass wir alle diese fantastische Musik machten. Derrick traf Neil und Neil kam nach Detroit, wo er unsere Musik hörte. Er hatte diese Idee von einer Compilation und es klappte tatsächlich. Zur selben Zeit veröffentlichte Derrick Musik und ich ebenso, und wir konnten Erfolge im Untergrund einfahren. Die Compilation verschaffte uns dann noch mehr Aufmerksamkeit. Weil alle Welt nach Chicago schaute, kam Detroit genau zur rechten Zeit. Es war ähnlich, aber anders. Schneller, minimalistischer. Mehr Soundtrack-ähnlich – zumindest in Hinsicht auf Derrick und Juan. Es war relevant. Das war eine wichtige Zeit. Zudem hatte ich “Big Fun” auf der Compilation, was mir noch mehr Türen öffnete, weil es ein kommerzieller Erfolg wurde. Es wurde Techno genannt, im Grunde aber habe ich einfach nur Tracks gemacht.


Video: Inner City – Big Fun

Hast du dich der Detroiter Szene verbunden gefühlt oder warst du auf dich allein gestellt?
Ich war von New York und Detroit beeinflusst. Das war die Richtung, in die ich ging. Ich machte diesen Track namens “The Sound”, sehr minimalistisch, sehr basic. Der war in New York riesengroß, ein echter Hit. New York war ein bisschen langsamer, ein bisschen deeper und sehr groovy. Er war auch in Chicago recht groß. Auf der Flipside war ein Track namens “You Can’t Tell Us How To Play Our Music”. Der war in Detroit und Chicago ein Erfolg. Das war sehr underground und ich konnte auf allen dieser Märkte punkten. Ich hatte sie alle in der Tasche. Ich schätze, ich hatte Glück. Da gab es eine Leerstelle, die gefüllt werden wollte.

Wie waren deine Erlebnisse, als du ins UK gereist bist, um dort zu spielen? Haben sich die Crowds darauf eingelassen?
Die Leute, die kamen, schon, und ein paar von den schwarzen Kids waren auf jeder Party. In Detroit gab es das Music Institute, das den Leuten die Musik näherbrachte. So ist Richie Hawtin auf Techno gestoßen. Er war nur ein junger Bursche aus Kanada. Solche Leute kamen zu uns und sagten: Jetzt wollen wir auch Musik machen.

Wie war das Music Institute?
Da passten 400 bis 500 Leute rein. Es öffnete um Mitternacht und bleib bis fünf oder sechs Uhr morgens geöffnet. Kein Alkohol, nur Saft und Früchte. Es war in Detroit sehr ungewöhnlich, weil du so einen Ort eher in Chicago oder New York erwarten würdest. Es war unsere Music Box, unser Paradise Garage.

Wie war die Crowd drauf?
Das waren überwiegend Schwarze, aber als etwas Zeit verstrich und die Musik populärer wurde, mischte sich das Publikum immer mehr. Wir hatten eine Nacht, die sehr schwul war, wie in der Paradise Garage. Tatsächlich habe ich den Club eröffnet und die ganze Nacht aufgelegt, für sechs Stunden. Derrick sollte eigentlich spielen, aber er traf sich mit Neil Rushton. Ich spielte auf den ersten Veranstaltungen, dann aber wurde Inner City immer bekannter und ich machte Musik, ging auf Tour und trat bei Pop-Shows auf.

Inner City kam aus dem Nichts. Du warst 24, als du “Big Fun” und “Good Life” geschrieben hast. Deinen ersten Track hattest du erst im Vorjahr veröffentlicht.
Ich denke, ich hatte einfach das richtige Ohr. Ein guter Produzent zu sein bedeutet nicht zwangsläufig, dass du auch ein guter Musiker sein musst. Mir fielen gute Riffs ein, und das, obwohl ich nicht mal Noten lesen konnte. Ich hatte die Grundlagen, die ich für wichtig hielt. Außerdem ging es darum, einen bestimmten Sound zu schaffen. Ich war sehr gut darin, einen bestimmten Klang hinzukriegen, der Inner City herausstechen ließ, und die richtigen Vocalists anzuheuern. Paris Greys Stimme ist ein Sound ganz für sich. Ich war auf magische Art davon verzückt, wie sie sang und was sie schrieb. Es war ein tolles Miteinander. Es gab einerseits musikalische und andererseits stimmliche Hooks. Das war eine sehr einnehmende Kombination und brachte die Szene ein ganzes Stück vorwärts. Wir hatten “Move Your Body” und “Love Can’t Turn Around”, aber das war noch mal was anderes.

Wie hast du diesen spezifischen Sound hinbekommen? Oder ist das ein Geheimnis?
Ein Teil davon basierte auf Samples. Ich manipulierte sie mit anderen Instrumenten, mit Oszillatoren und Filtern. Danach habe ich das wiederum gesampelt. Das Ergebnis klang beinahe wie ein Akkord. Also dachte ich mir: Würde jemand diesen Sound in der Paradise Garage spielen? Darüber dachte ich oft nach, besonders wenn es um meine Vocal-Tracks ging. Wie bekomme ich die Balance hin bei einem Vocal-Track, den Larry noch auf einem großen Soundsystem spielen kann? Ich hatte dort so viele tolle Vocal-Stücke gehört, also wollte ich selbst welche produzieren, die dort laufen konnten. Das passierte nur nicht, weil die Paradise Garage ihre Pforten schloss, als “Good Life” und “Big Fun” rauskamen. Aber “The Sound” wurde glaube ich in der Paradise Garage gespielt.

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