Bevor du Produzent wurdest, wolltest du DJ werden. Was hieß das damals? Ein Beruf wie heute war es nicht.
Meine Mutter organisierte zwei Mal im Jahre für ihren Freundeskreis kleine Partys. Ich spielte die Musik, konnte aber nicht auf zwei Plattenspieler zurückgreifen. Ich habe mit Kassetten aufgelegt und darauf aufgepasst, dass ein neues Band anlief wenn das andere durch war. So habe ich angefangen. Natürlich waren Juan und Derrick oder Leute wie Larry Levan ein Einfluss. Im College spielte ich Football und entschied mich, dass Musik meine eigentliche Leidenschaft sein sollte. Und so wurde die Musik zum wichtigsten Teil meines Lebens. Ich hing Football an den Nagel und wollte DJ werden. Derrick stellte mich zwei Typen vor, Art Payne und Keith Martin. Sie besuchten dieselbe Uni wie ich, Eastern Michigan University. Derrick überredete sie dazu, mit mir rumzuhängen. Sie hatten Turntables und einen Haufen Vinyl. Das war der Schlüssel. Durch sie verschaffte ich mir einen Überblick. Zu dieser Zeit war Derrick nach Chicago gezogen und Juan machte seine Sache. Cybotron ging durch die Decke, weswegen ich ihn kaum noch sah.
Wo war er unterwegs? War er bereits in Europa auf Tour?
Er war noch da. Das war zu Collegezeiten, ich war auf der Uni. Menschen entwickeln sich weiter, das alles. Er war also da und machte aber sein Ding und ich meins. Zu der Zeit konnte ich mir Turntables unter den Nagel reißen und ein bisschen üben, Art und Keith nacheifern, mich inspirieren lassen. Irgendwann wollte ich besser werden und zwar so schnell wie möglich. Ich bin Athlet. Athleten üben jeden Tag, verfeinern ihre Skills, sie versuchen sich sofort und so schnell wie möglich zu verbessern. Ich besuchte dieses DJ-Seminar. Wenn du DJ bist und dein Handwerk lernen willst, komm zu uns. Das war in Ohio. Ich habe 50 Dollar bezahlt und saß dann den ganzen Tag dort rum. Sie brachten mir bei, BPM zu zählen. Wenn sie dir das beibringen, dann zugleich auch, deine Platten zu sortieren. Mit dem Pitch stellst du dann kaum noch was an. Natürlich ist das noch lange nicht alles, aber es half mir weiter, gab mir mehr Selbstbewusstsein. Ich kaufte mir meine eigenen Plattenspieler, konnte mir aber keine 1200er leisten. Ich habe riemenbetriebene Turntables in einem Pfandladen aufgetrieben und angefangen zu trainieren. Ich habe irre viel geübt und wurde irgendwann gut genug.
Wo hast du gespielt?
Eddie Folkes ging zu dieser Zeit auch [zur Eastern University]. Er war als DJ ein großes Ding und spielte auf allen Campuspartys. Das hat mich angetrieben. Anfangs habe ich dann auf den Partys von Studentenverbindungen aufgelegt und so einen Fuss in die Tür gestellt.
Wie gingen die Studentenverbindung mit dem race-Problem um?
Es gab schwarze und weiße Studentenverbindungen. Ich war selbstverständlich in einer schwarzen. Das war schon witzig: Die weißen Studentenverbindungen schmissen auf dem Campus riesige Partys mit 2000 Kids, die Rock’n’Roll und Punkrock hörten. Mit Dance Music hatten sie rein gar nichts zu tun. Sie haben Bier getrunken und wollten nicht mal tanzen. Also sagte ich mir, irgendwann werden die schon noch das Tanzen lernen. Schau uns jetzt an, überall auf der Welt – es hat sich alles verändert. Früher tanzten nur die Schwarzen, heute ist es eine globale Kultur.
Was hast du auf der Uni studiert?
Telekommunikation: TV, Radio und Übertragungstechnik. Ich wollte Regisseur werden, was im Filmgeschäft machen, aber immer noch an die Musik angelehnt. Ob als Radio-DJ oder Regisseur, das hing alles zusammen. Ich wollte an Equipment rankommen und lernen, mit einer Kamera umzugehen.
Wie bist du letztlich dazu gekommen, Musik zu machen?
Durchs Auflegen und den Austausch mit Juan und Derrick. Wenn du nicht genug Platten hattest, brachtest du damals eine Drummachine mit zur Party, damit du nicht alles zwei Mal spielen musst.
Was hast du damals aufgelegt?
Disco, Cerrone und Prince, Parliament, Cybotron, Depeche Mode. Es gab ein Loch, das ich mit meiner eigenen Musik stopfen konnte.
Kannten die Verbindungsmitglieder Juans Musik und wussten sie, dass er aus Detroit war?
Das war ein kleiner Haufen. Er war unter den Schwarzen zu der Zeit sehr beliebt. Hip Hop war damals noch nicht angesagt. Es stand alles noch am Anfang und Hip Hop, House und Techno kamen gleichzeitig ins Laufen. Ich spielte noch die Sugarhill Gang. Die Schwarzen Kids hörten damals alles mögliche an progressiver Musik von Hip Hop zu den B52s hin zu .Kraftwerk– Alles, was Musik war.
Es gab also keinen Detroit-Sound, bevor ihr ihn erfunden habt?
Neben Juan und vielleicht [den A Number Of Name-Track] “Sharevari” gab es keinen eindeutigen Detroit-Sound. Und natürlich gab es da noch Motown.