Wie hast du Juan und Derrick kennengelernt?
Ich habe Derrick an der North Junior High in Belleville getroffen. Wir haben zusammen Football im selben Team gespielt. Juan lernte ich durch seinen Bruder Aaron kennen, so hat Derrick auch Juan kennengelernt. Weil wir einige der wenigen Schwarzen in der Nachbarschaft waren. Nach dem Training gingen wir zu Aarons Haus und hingen rum. So traf ich Juan.

Ich habe gelesen, dass deine Beziehung zu Derrick einen holprigen Anfang nahm.
Ich hatte mit Derrick eine Wette laufen, die er verlor. Er meinte: Ich geb dir die keine Kohl! Es ging um 10 Dollar. Nachdem ich ein paar Mal versucht hatte, es von ihm einzutreiben, ging ich einfach auf ihn zu und zog ihm eins über den Kiefer. Seitdem brachte er mir Respekt entgegen und wir kamen gut miteinander aus.

Seid ihr völlig abgeschieden aufgewachsen? Hattest du keine weißen Freunde?
Nicht wirklich. Ein paar Jungs aus der Nachbarschaft schienen ganz cool. Mit denen habe ich mich im Schulbus unterhalten. Es ist nicht so, als wäre ich völlig isoliert gewesen, aber es waren definitiv nur einige wenige.

Welchen Eindruck hattest du von Juan und Derrick, als du sie kennenlerntest?
Derrick war ebenfalls Sportler, in Topform. Ich sah in ihm genau dasselbe wie in mir selbst. Er war Scherzkeks, ständig am Frotzeln. Schien ganz so, als hätte er damals die Aufmerksamkeit nötig gehabt. Juan war komplett anders. Er redete selten. Er wollte gar nicht mit dir sprechen. Es war nicht unbedingt so, als wären Juan und ich wirklich befreundet gewesen, er war nur ein Bekannter. Wenn ich bei ihm zuhause aufkreuzte, dann weil ich mit seinem Bruder befreundet war – Juan war nur jemand, der im selben Haus wohnte. Er sagte “wie geht’s” und das war’s dann auch. Bis zur elften Klasse haben wir uns nie recht unterhalten. Das war vier Jahre später. Juan war zwei Jahre älter. Als ich in der siebten war, war er also in der neunten und ging schon auf High School. Ich habe nur dieses eine Jahr gesehen und als ich selbst auf die High School kam, hatten wir einander schon zwei Jahre lang nicht gesehen. Je älter ich wurde, desto besser kamen wir miteinander klar, aber musikalisch ging da noch nichts abgesehen davon, dass er so mit 17, 18 Jahren langsam anfing, zu produzieren. In der Zeit begann sich alles zu entwickeln.

Wie hast du herausbekommen, dass Juan Musik machte? Seine erste Platte veröffentlicht 1983, mit 19 Jahren.
Derrick ist bei mir eingezogen, als ich in der elften Klasse war. So fand ich raus, dass Juan dieses Projekt namens hattCybotron hatte. Als ich ihn zuhause besuchte, sah ich, das er all dieses Equipment hatte. Ich habe nicht sonderlich drauf geachtet, aber es sah für damalige Verhältnisse schon cool aus. Derrick zog bei mir ein, weil seine Mutter nach Detroit zurück ging. Er blieb gut vier Monate bei mir, um die Schule abzuschließen, und so erfuhr ich davon. Wir haben uns [die Radioshow von] Electrifying Mojo angehört. Mojo spielte Juans Musik und alles andere: Prince, Funkadelic, Depeche Mode. Das war sehr lehrreich.

Das muss eine Überraschung gewesen sein: Die Musik deines High School-Kumpels wurde in der coolsten Show der Stadt gespielt.
Oh yeah, ich dachte mir nur: Wow. Der Typ macht Musik! Und es war cool. Zur selben Zeit machte auch mein Bruder, der immer noch in New York lebte, mit [den Disco-Acts] Brass Construction und B. T. Express Musik. Das waren richtige Live-Bands mit Synthesizern. Er war ihr Tourmanager, kein richtiges Bandmitglied, aber er schrieb einen Song. Mein Bruder, Juan, Mojo und Derrick: Sie lieferten mir die Inspiration, selbst Musik zu machen.

Warst du damals oft in New York?
Jeden Sommer. Ich war bei meinem Vater und meinen Brüdern, weil sie alle älter waren als ich.

Hast du mitbekommen, was im New Yorker Nachtleben abging?
Oh yeah. Mit 17 ging ich in die Paradise Garage, bestimmt vier oder fünf Mal. Ich ging ins Loft. Das war überwältigend für mich. Du kamst nachts um eins oder zwei und hast den Laden erst gegen Mittag verlassen. Draußen schien die Sonne und du wusstest nichts davon. Und da waren alle diese Männer. Es waren so viele Männer, weil es schwul war. Ich wusste damals nichts von Homosexualität, ich habe darüber nicht nachgedacht. Sie tanzten zusammen, als wären sie in Trance. Du hast dich in der Musik verloren. Ich habe viel der Musik kennengelernt, die Larry Levan gespielt hat, viele Vocal-Platten – Chaka Khan, Evelyn Champagne King, Stephanie Mills oder Sister Sledge.

Hast du dich nicht einsam und gelangweilt gefühlt, wenn es danach nach Detroit zurückging?
Nein. Ich denke, dass mich der Sport gerettet hat. Wenn du ein Athlet bist, gehst du zur Schule und du machst Sport. Und ich habe so ziemlich jeden Sport betrieben, Football, dann Basketball, dann Leichtathletik. Im Sommer hatte ich frei. Das war’s im Grunde schon. Im Sommer bin ich nach New York und in die Paradise Garage gegangen. Ich habe mir auch angewöhnt, angeln zu gehen und so Kram, der entspannend war und mir Zeit zum Nachdenken gab.

1
2
3
4
5
6
7
Vorheriger ArtikelAn den Boxen links: Dresdner Kunstprojekt zur Clubkultur
Nächster ArtikelDie 5 besten Alben im November