5. Neel – Calcata (Token)

Den italienischen Producer und Mastering Engineer Neel kennt man vor allem als Teil des Deep Techo-Ambient-Projekts Voices Of The Lake, das er – ebenso wie das exzellente Spazio Disponsibile Label – zusammen mit Donato Dozzy betreibt. Die Calcata EP erscheint nun auf Token, wo sie mit ihrer Mischung aus hypnotischen Techno-Loops und fein austarierten, sprudelnden Synths auch bestens aufgehoben sind. Fällt der Titeltrack mit seiner pulsierenden Bassline und den Noise-Spielereien noch in das Ambient-Spektrum des Labels, sind es dann vor allem die Tracks „Re.Vox“ und „Bassiani“, eine Hommage an den gleichnamigen Club in Tiflis, die für den DJ von Interesse sein dürften. Neel ist ein Feinmechaniker – viel passiert in seinen Tracks nicht, es sind die kleinen Verschiebungen, die seine Musik interessant machen.

4. Joe – Tail Lift / MPH (Hessle Audio)

Der britische Producer Joe trägt seine Bescheidenheit nicht nur im Namen, sondern schwimmt auch ansonsten gerne etwas unter dem Radar. Ungefähr nur alle zwei Jahre erscheint eine Platte von ihm, die dafür aber auch meist das Warten wert ist (angefangen mit dem tollen „Claptrap“ von 2010). Nun sind wieder zwei Jahre nach seiner letzten Single auf Four Tets Text verstrichen – Zeit also, zwei neue Tracks auf seinem Stammlabel Hessle Audio zu veröffentlichen. „Tail Lift“ ist ein großartiger sambaesker Dance-Track mit Dschungel-Atmo, der das zur Flamboyanz neigende Thema angenehm reduziert und gut gelaunt umsetzt. „MPH“ kommt mit langsamen Jungle-Breaks und einer an exotisches Federtier denken lassende Kadenz – auch gut.

3. Jacob Korn – Son Of GX (Uncanny Valley)

Fast genau ein Jahr nach seiner letzten EP (EP3), erscheint nun die neue Platte des Dresdner Jacob Korn. Die vier Tracks sind wohl maßgeblich mit der alten Yamaha E-75 Heimorgel entstanden, besonders pastoral fällt die Musik allerdings zum Glück nicht aus. Korn hat wie so oft den Schalk im Nacken, was sich vor allem in den ersten beiden Tracks „Singlefinger Chord“ und „Cats On Organs“ durch extrem heitere Italo Disco-Anwandlungen ausdrückt. Schnalzende Cowbells, genretreue 80ies Basslines und eine herrlich debile Melodie bei „Cats On Organs“ grätschen passgenau zwischen dem einstigen Italo-Sound auf Viewlexx und aktuelleren Releases auf Permanent Vacation. Die beiden anderen Tracks sind roughere Synth- und Percussion-Jams, die mich persönlich nicht ganz so einfangen wie die beiden happy go lucky-Tracks der A-Seite.

2. E-Unity – Perihelion (Oscilla Sound)

Debüt-EP des Pariser Produzenten E-Unity auf Oscilla Sound, die erfreulich freigeistig und anschlussfähig an britische Labels wie Livity Sound ausgefallen ist. Der Titeltrack hält während der ganzen Spielzeit von 7 Minuten die Spannung mit Breaks, maschinellen Percussions und verspielten, kühlen Bleeps oben. Auch „Morty“ spielt mit den Erwartungshaltungen der Tänzer und nimmt, begleitet von flauschig warmen und schwelgerischen Pads, immer wieder den Groove raus, um ihn nach einer Weile umso effektiver wieder zurückzubringen. Ein wirklich gelungener Einstand.

1. Agnes Obel – Stretch Your Eyes (Quiet Village Mixes) (Phonica Special Editions)

Das Original von „Stretch Your Eyes“ der dänischen Sängerin und Pianistin Agnes Obel ist ein schöner, konzentrierter Kammerpopsong mit klassischer Instrumentierung. Auf Phonica Special Editions erschien nun ein Remix von Quiet Village, der sich nahtlos in die Reihe ihrer exzellenten Arbeiten einfügt. Matt Edwards (alias Radio Slave) und Joel Martin machen sich den Song zu eigen, indem sie ihn in ein vorsichtig düstere Schattierungen abtastenden, langsamen 9-Minutentrack mit dräuenden Streichern und einem sehr geschickten Umgang mit Obels entrückter Stimme transformieren. Das Label fühlt sich hier an Massive Attacks „Teardrops“ erinnert und auch wenn das etwas hoch gegriffen scheinen mag, spielt die Quiet Village Bearbeitung von „Stretch Your Eyes“ schon in der gleichen Liga.

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