Mehr noch als Techno war Electro schon immer stur auf die Zukunft ausgerichtet. Einer der für das Genre richtungsweisenden Tracks von Underground Resistance heißt nicht umsonst “The Final Frontier”, Gerald Donald und James Stinson schafften mit Drexciya ein komplettes Mythengeflecht um eine afrofuturistisch abgehauchte Vision, die sich auf ein ganz anderes unerforschtes Gebiet konzentrierte: die Unterwasserwelt.

Auch Robert Witschakowski zieht den Fortschritt ganz offensichtlich dem Stillstand vor. Seit gut einem Jahrzehnt produziert der ehemalige Resident des Jenaer Kassablanca unablässig unter dem Namen The Exaltics Musik an der Schnittstelle von Electro und Techno, die er unter anderem auf dem von ihm gemeinsam mit Nico Jagiella betriebenen Label SolarOneMusic veröffentlicht. 2015 gönnte Witschakowski sich eine kleine Rückschau in Form der Compilation The Truth, die von einer Remix-EP gefolgt wurde, auf der sich neben alten Hasen auch viel junges Gemüse seiner Leidenschaft für unterkühlten Funk hingab.

Das Jahr 2016 wurde ebenso eifrig wie fortschrittlich angegangen: Am 22. Februar erscheint mit The Girl And The Chameleon das bereits vierte reguläre Studioalbum von The Exaltics. Solange gibt uns Witschakowski Einblick in seine Plattentasche und verrät uns, welche 10 Electro-Platten er für absolut essentiell hält.

10. Elecktroids – Elektroworld

Timeless Classic! Wohl eine der besten Electro-Platten, die je gemacht wurden. Der Sound ist so frisch, dass man sie heute noch getrost rausbringen könnte und keiner würde merken, dass sie eigentlich schon 20 Jahre alt ist. Für mich war sie eine der größten Inspirationen.

9. Drexciya – Neptune’s Lair

Zu James Stinson und Gerald Donald muß man eigentlich nicht viel sagen. Niemand hat den Electro/Techno so sehr geprägt wie die beiden. Für mich ist dieses Album ihr bestes. Voll mit Melodien, Unterwasserwelten, Soul und Funk. Es geht nicht besser.

8. Dopplereffekt – Gesamtkunstwerk

Gerald Donald at his best! Eiskalter Sound, abgedrehte Vocals und einfach nach vorne. Dieses Album hat mich sehr fasziniert in seiner Einfachheit und doch Einzigartigkeit. Unerreicht!

7. E.R.P. – Alsoran

Eigentlich könnte ich jede Platte von Gerard “Convextion” Hanson hier aufführen. Er hat es verstanden wie kein anderer Melodielandschaften zu erschaffen. Immer on point spielt er Akkorde, die dich einfach treffen. Sehr emotionale dramatische Musik.

6. Gosub – Watchers From The Black Universe

Shad T. Scott hab ich schon in seinen frühen Isophlux-Tagen verfolgt, als er noch mehr im Electronica-Sektor tätig war. Später als er sich dem Electro widmete, entdeckte ich ihn wieder. Er hat seinen völlig eigenen Stil entwickelt. Wahnsinnig funky und mit einer Coolness die ihresgleichen sucht. Dieses Album gehört definitiv zu seinen Highlights!

5. Cybotron – Enter

DAS Electro/Techno Album von Godfather Juan Atkins und Richard Davis. Tracks wie “Cosmic Cars”, “Alleys Of Your Mind” und “Clear” sind Meilensteine der elektronischen Musik. Essential!

4. The Other People Place – Lifestyles Of The Laptop Café

James “Drexciya” Stinson mit einem seiner zahlreichen Nebenprojekten. Ich kann mich erinnern als ich dieses Album gekauft habe. Es hat mehrere Wochen nicht meinen Plattenspieler verlassen. So deep und smooth ist diese Platte. Titel we “Let Me Be Me” oder “You Said You Want Me” konnte ich in Endlosschleife hören.

3. Underground Resistance – The Final Frontier

Auch ein Meilenstein der elektronischen Musikgeschichte ist diese Platte. Besonders “The Final Frontier” mit seiner unglaublich charismatischen 303.Line und der Wahnsinnsmelodie machen diesen Track einzigartig. Habe ich eigentlich in fast jedem DJ-Set gespielt.

2. Luke Eargoggle – Audio Warriors

Luke ist definitiv einer der wichtigsten Vertreter der Electro-Szene bis heute. Man spürt, dass er diese Musik aus tiefster Überzeugung macht. “Audio Warriors” ist meiner Meinung nach sein bestes Werk. Dieser Electro klingt einfach anders als alles, was ich vorher gehört habe. Experimentell, seltsam und ultra dark.

1. Nimoy – Bunker 3070

Jan Duivenvoordens Nebenprojekt neben Unit Moebius eines der wohl einflussreichsten Techno-Projekte der Neunziger aus Holland. Der Track “The Orca Reunion” auf dieser Platte hat eine der besten Melodien, die ich je gehört habe. Wahnsinn!

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Kristoffer Cornils war zwischen Herbst 2015 und Ende 2018 Online-Redakteur der GROOVE. Er betreut den wöchentlichen GROOVE Podcast sowie den monatlichen GROOVE Resident Podcast und schreibt die Kolumne konkrit.