burger
burger

Diverse Ostgut Ton | Zehn (Ostgut Ton)

- Advertisement -
- Advertisement -

Das Berghain öffnete im Dezember 2004 seine Türen. Ein Jahr später erschien die erste Maxi auf Ostgut Ton: „Dawning / Dead Man Watches The Clock“ von Marcel Dettmann und Ben Klock. Wie jeder weiß, wurde der Club zu einem global wahrgenommenen Phänomen. Gottseidank! Ohne Berghain wäre Techno vielleicht mehr oder weniger ein Aspekt der neunziger Jahre geblieben. Die Musik hätte sich in einem selbstbezogenen Post-Minimal-Sound verloren, die Peripherie von Freizeit und Adoleszenz wäre ihr Ort. Das Berghain verwurzelt Techno in einer radikalen, persönlichen Erfahrung. Deshalb kann die Schauspielerin Claire Danes der US-Talkerin Ellen DeGeneres in deren Sendung heute anhand dieses und keines anderen Clubs den Unterschied von echtem Techno und kommerziellen Trance erklären. Danes weiß wahrscheinlich nicht, dass zum Club auch ein Label gehört. Tatsächlich kann man den Club verstehen, ohne das Label zu kennen. Trotzdem kann es den Club nicht ohne das Label geben. „Dawning / Dead Man Watches The Clock“ und viele der folgende Veröffentlichungen untermauerten den existenziellen Anspruch des Berghain. Sie widerlegten den damals dominierenden Minimal Sound. Die Ostgut Ton-Acts zeigten, dass viele Minimal-Tracks die Hörer mit einer harmlosen Klangtapete abspeisten und beharrten darauf, dass nach wie vor alles auf dem Spiel stand. Innerhalb von zehn Jahren sind tausende, wahrscheinlich zigtausende von Tracks entstanden, die auf eine oder andere Weise auf den Berghain-Sound Bezug nehmen, auch jenseits von Techno, auch jenseits der Clubmusik. Für Zehn ging das Label von der Spannung zwischen den jungen Menschen aus, die Techno und House gerade erst entdecken, und den älteren, die zum Teil schon seit dreißig Jahren mit der Musik leben. Besonders das Schreiben über Dance Music sei besessen von der Vergangenheit, erklären sie. Deshalb habe man in die Zukunft blicken wollen. Neben neuen Tracks der Club-Residents, den Acts des Labels und einigen Freunden des Hauses werden mit Kobosil, Efdemin, Martyn und Etapp Kyle die neuen Künstler der Booking-Agentur vorgestellt. So sind dreißig Stücke zusammen gekommen. Sie erscheinen als Zehnfach-Maxi und als Dreifach-CD in einer Box mit einem Artwork des Künstlers Wolfgang Tillmans. Ein Höhepunkt folgt dem nächsten: Sei es Nick Höppners geniale Fusion von Tribal Techno und Bass Music, Efdemins Ambient-Rave oder Fiedels Techno Boogie. Im Ganzen erstaunt, was für einen konsistenten Fluss die dreißig Tracks erzeugen. Es ist kein Berghain-Techno im engeren Sinn, der sich durch fast alle Stücke zieht, sondern ein bestimmter Ernst, eine technoide Konsequenz und eine Achtsamkeit im Umgang mit den elektronischen Klängen.

Albenstream: Ostgut Ton | Zehn

In diesem Text

Weiterlesen

Features

TSVI: „Es muss nicht immer total verrückt sein”

Groove+ In Porträt verrät der Wahllondoner TSVI, wie sein einzigartiger Stilmix entsteht – und wie er als Anunaku Festival-Banger kredenzt.

Time-Warp-Macher Robin Ebinger und Frank Eichhorn: Die Musik auf anderen, subtilen Ebenen erfahrbar machen

Groove+ Die Time Warp ist die größte Indoor-Techno-Party Europas, demnächst feiert sie ihren 30. Geburtstag. Wir haben mit ihren Machern gesprochen.

James Blake und die neue Plattform Vault: Beschiss mit Ansage

James Blake warb zuletzt ungewohnt offensiv für die Plattform Vault, die das Geschäft mit der Musik revolutionieren soll. Wieso das nichts wird, lest ihr hier.