Antigone & Rødhåd – WSNWG003 (WSNWG) 

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Rødhåds Ankündigung nicht mehr nur als DJ, sondern gar auch noch live performen zu wollen, verlor durch die temporäre Schließung der Clubs für den Moment leider ein wenig an „Oomph”. Davon allerdings nicht direkt betroffen ist seine neueste Kollaboration mit seinem französischen Compagnon Antigone. WSNWG003 ist vor allem für all diejenigen, die Rødhåds Sound 2013 und ’14 auf Dystopian geliebt haben, ein echter Leckerbissen. Starke Melodien, detailreiche Soundwelten, pushende Percussion-Elemente und aufregende Arrangements führen dazu, dass jeder einzelne der vier Tracks das Potenzial einer nuklearen Dancefloor-Explosion in sich birgt. „180702.1” ist der trancigste Titel auf dem Release, was hauptsächlich an den gelungenen Hüllkurven-Variationen der modularen Bleeps liegt, die im Laufe der gut sechs Minuten ihre ganz eigene Geschichte zu erzählen vermögen. Die anderen drei Tracks sind weniger emotional und vor allem darauf ausgelegt, die Gläser (und infolgedessen auch das Personal) einer jeden Clubbar zum zittern zu bringen. „180702.2” ist das Epitom einer psychedelischen Abfahrt, „190709” zeigt, wie innovative Drum-Patterns und der Einsatz eines Vocal-Samples richtig gehen, und das abschließende „190904” kann man als Big-Room-Rave-Bombe kategorisieren. Eine facettenreiche Techno-EP ohne große Schwächen – hat man lange nicht mehr gesehen. Andreas Cevatli

Paleman – PLMN004 (PLMN)

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Nach Eisbär, Wal und Tintenfisch drehen sich auf der neuen Paleman-Platte die Malariamücken im Kreis. Was sich anhört wie der Streichelzoo für Richkids aus der Proleten-Bubble, dreht sich – super klassisch – auf den Plattentellern von Calum Lee aus Manchester. Dabei könnte man sich die Tierlogos, die der der ehemalige Jazz-Drummer auf die Etiketten stempelt, locker auf die Stirn tätowieren. Als staatlich geprüfter Dompteur für Bass, Bumms und In-die-Fresse-Geballer weiß Paleman, wie man unter die Haut fährt. Erste Magengruben hat Lee in der Londoner Dubstep-Szene um Swamp 81 zerboxt, später verschob er für das Berliner Label Zehnin, Boddikas Nonplus Records oder den eigenen Privatzoo PLMN das Gebrochene ins Treibende. Egal wie, egal wo, der Mann sägt an Gitterstäben wie Hardcore-Knackis nach drei Wochen Isolationshaft, schmeckt das DMT in der nordischen Flora neben Abdulla Rashim und Varg ab und bringt dir Schwedisch mit Bauchstich bei. „Sieves” füllt die Pupillenteller aus. „Wax Wasp” lässt Knut auf den Bongos tanzen. „Audio Repeater” mischt den bunten Zaubersaft in die Nebelmaschine. Techno für den Peak und für die Tiere! Christoph Benkeser

RNBWS – Autonomy (Jelly Bean Farm)

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Selbstbestimmt zu leben ist ein wichtiges Ideal – egal, ob es darum geht, wo wir leben, wen wir lieben oder was für Musik wir machen. Der Titel der neuen EP von RNBWS aus Russland kann in diesem Sinn politisch und ästhetisch verstanden werden: als knapper Hinweis auf gesellschaftliche Entwicklungen (nicht nur in Russland), die nach starken Autoritäten schreien. Und als selbstbewusstes Statement eines Produzenten. Für die neue EP von RNBWS bedeutet das, Rave-Geschichte in der Gegenwart zusammenzubinden. Die gebrochenen Beats von Electro sind der feste Boden, auf denen Amen Breaks, Bleeps, verschwurbelte Acid-Synths und vibrierende Bässe effektiv Energie freisetzen können. Die Klangästhetik und der Einsatz der Stilelemente, die RNBWS zu stimmigen und voll klingenden Clubtracks arrangiert, verweisen auf eine gemeinsame Rave-Vergangenheit der Sounds. Die Tracks stehen nicht nur für die vielfältigen Quellen, aus der sich RNBWS Gegenwart ergibt, sondern auch  für die der Dance Music allgemein – aus Detroit Techno, Electro, Chicago House, Acid House, Sound-System-Kultur. Die Tracks auf Autonomy zeigen das Verbindende. Und dass Selbstbestimmung weder Egoismus noch Abschottung, sondern Vielfalt bedeuten muss. Philipp Weichenrieder

Satoshi Tomiie – Immersed EP (Kaoz Theory)

Satoshi Tomiie_Immersed EP_Kaoz Theory

Mit drei Originalen gelingt dem Japaner Satoshi Tomiie – wie vom Label angekündigt – eine gelungene Rückkehr auf Kerri Chandlers Kaoz Theory. „65Hz” übt sich nicht in Zurückhaltung und überzeugt mit treibender Percussion auf einem dumpfen, abgehackten House-Fundament. „Coincidence” ist entgegen seiner Namensgebung absehbar, spielt aber gekonnt mit dubbigen Elementen und fügt sich als Mittler gewieft in die Veröffentlichung ein. Abgerundet wird die EP mit „Immersed”, einem charakteristischen Gebilde, das verspielte Synthesizer-Linien charmant umarmen und ganz der musikalischen Ästhetik Tomiies entspricht. Das Ganze ist eine runde Sache, der Produzent selbst versierter Architekt eines einzigartigen Sounds. Progressiv und roh, stets mit einem Blick in die Vergangenheit, einem Bewusstsein für das Jetzt und der visionären Neugier für die Zukunft. Aline Fürer

Squarepusher – Lamental (Warp)

Squarepusher_Lamental_Warp

Thomas Jenkinson hat einen Lauf. Als Squarepusher und mit seinen Nebenprojekten polarisiert der bassgewaltige Brite ja gern seit einiger Zeit, auch weil er in jüngeren Jahren nicht ausschließlich Meisterwerke abgeliefert hat. Mit seinem Werkschau-artigen, wunderbar dicht geratenen Album Be Up a Hello hat er im Januar andererseits gezeigt, dass mit ihm weiterhin zu rechnen ist. Was er auf seiner Lamental-EP noch einmal unterstreicht. Das Breakbeat-Revival mag ihm zusätzlich in die Hände spielen, doch ist sein Sinn für wohldosierte Albernheit im Drum’n’Bass weiterhin ungebrochen, desgleichen sein Gespür für sehnsuchtsbefördernde Melodien aus handgepflegten altertümlichen Synthesizern, etwa im ruckelig-nostalgischen „Midi Sans Frontières (Avec Batterie)”. Das alles hätte man gern auf seiner geplanten Welttournee gehört. Doch die muss erst einmal warten. Wenn es so weit ist, darf man sich umso mehr freuen. Tim Caspar Boehme

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