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Mixe des Monats: Juli 2025

Greentea Peng – 16 July 2025 (Rinse FM)

Es ist Mitte Juli, eine Frau, die das entspannteste aller Heißgetränke in ihrem Namen trägt, begrüßt zu ihrer Radioshow aus Mexiko. Eigentlich perfekte Zutaten für ein esoterisch-psychedelisch angehauchtes Set. Aber weit gefehlt: Das, was Greentea Peng in ihrem Set für Rinse FM anstellt, ist eben genau das nicht. Es folgt eine musikalische Weltreise über den mexikanischen Tellerrand hinaus.

Diese Reise führt durch sommerlich-leichte Trackgefilde, die sich irgendwo zwischen Deep und Disco House, UK Garage, Afro Tech und R’n’B einordnen. Einen Ausbruch gibt es bei der Hälfte: ein düsteres Detroit-Bekenntnis von niemand geringerem als Moodymann folgt, nur um sich danach wieder in warmes Wohlgefallen aufzulösen. Spätestens hier wird die Eklektik des Ganzen klar, was nicht verwundert. Greentea Peng, die im Haupterwerb Sängerin ist, lässt sich genremäßig nur ganz schwer einfangen. Manche reden von Neo-Soul, um ihre Musik zu beschreiben, andere von Trip-Hop.

 „Not a DJ. A Selecta” – mit diesem Selbstverständnis gestaltet sie ihre Sendung. Das macht sich bemerkbar, weil sie den Fokus eher auf starke Songs als auf große musikalische Spannungsnarration setzt. Insgesamt ist dieses Set trotz des Genre-Patchworks erstaunlich entspannt, gleitet samtig-weich durch die Sinnesorgane – und ist damit dem namensgebenden grünen Tee gar nicht mal so unähnlich. Tom-Luca Freund

Floating Points ‪@ The Lot Radio‬ 11.07.2025

Live aus Greenpoint, Brooklyn, New York City. Floating Points wurde in das wiedereröffnete The Lot Radio eingeladen. 29 Grad hatte es an diesem Mittwoch in der Stadt, und genauso heiß servierte der promovierte Neurowissenschaftler seine Tracks.

Das Set fängt souly und funky an. Die ersten drei Tracks sind allesamt Singles auf Platte. Man könnte meinen, Floating Points wäre gerade von einer Digging-Tour aus dem Academy Record Annex die sechs Minuten zum The Lot Radio rübergelaufen und probiert jetzt seine Finds aus. Im Set ist auch ein kleines Easter Egg versteckt: Die erste Stunde sitzt Four Tet im Hintergrund und lauscht der Darbietung. Nach einer Stunde verschwindet er dann durch die Tür.

Musikalisch zwängt sich der Mancunian in kein Korsett. Nach einem unglaublichen kongolesischen Track folgt ein Bossa-Nova-Hit. Eine halbe Stunde später geht das Set in eine schöne housige Richtung. Immer mal wieder werden einzelne Tracks durch das Mikrofon angesagt. Zwischendurch ein toller Dub Track, dann wieder feinster Disco.

Das letzte Drittel ist nun ganz der elektronischen Musik gewidmet. Es wird schneller und härter. Von Jungle bis Groove mischt Floating Points vieles gekonnt. Nach zwei kurzen Stunden endet das Spektakel mit einem schön luftigen Lovers-Rock-Record. Der Kreis ist geschlossen, man floatet zum Ende hin. Eine elegante Klangreise unter der Leitung eines stilistisch ungebundenen Genies. Ferdinand Görig

Sarah Sommers Live at Fusion Festival – Turmbühne 28.06.2025

Ein UFO landet auf der Turmbühne – zumindest hört es sich so an. Mit einem abgespaceten Einstieg beginnt Sarah Sommers ihr diesjähriges Fusion-Set am Samstagabend, dem vierten Tag des Festivals.

65 Minuten lang nimmt sie ihr Publikum mit auf eine Reise zwischen schrille Parts und groovige Beats. Lange baut sich Spannung auf, alles beginnt zurückhaltend und atmosphärisch, fast wie ein Spaziergang durchs All. Zu hören: Extraterrestrische Sounds und verrückte Geräusche, die inmitten der skurrilen Festivallandschaft gar nicht mal so deplatziert wirken – im Gegenteil, sie passen perfekt ins Bild. Erst spät setzt ein starker dumpfer Bass ein, das Set wird zum Ende hin härter und Sommers heizt die Menge noch einmal richtig an. Trotz des erst spät einsetzenden starken Basses mangelt es dem Set keineswegs an Druck und Härte.

Und das wirkt: Während am vierten Tag viele schon auf Sparflamme tanzen, holt Sarah Sommers mit ihrem Set noch einmal spürbar Energie raus und trifft genau den richtigen Ton, um die letzten Kraftreserven anzuzapfen. Katharina Pittack

NUNØ – Sunday Afternoon Mix (La Boum Deluxe 11.07.2025)

Manchmal, nachts. Gut einen sitzen haben und rauf gucken. Die Sterne sehen. Das ganze schwindlige Zeug. Um pathetische Sachen zu sagen, die man später sicher noch bereuen wird. Aber jetzt, da läuft das Radio. Weit weg, drinnen. Ich hör nur die Hälfte, aber das ist schon ok. Das ist ja Raufguckmusik. Oder ein Universum. Jedenfalls eine gute Gelegenheit für den Garten und den Kopf. Und die Nacht, die ganz schwarz ist, am Land. Wo man wirklich noch rauf gucken kann und wirklich was sieht. Sofern man hinhört, das heißt: am Ende noch ein schönes Lied von Djrum kennt und dann einigermaßen froh ist. Dass es so leise ist. Draußen, nachts. Manchmal. Christoph Benkeser

Den Mix findest du hier.

Sianza – Love On The Rocks (Refuge Worldwide)

Sianza ist eine Münchner DJ, Mitbetreiberin des dort ansässigen Radio 80000 und zudem Resident in der Giesinger Gut-Geschmacks-Tanzbar Charlie. Wenn sie nicht gerade in ihrer eigenen Radioshow rare Perlen aus Genres wie Kraut, Kosmische oder Balearic aneinanderfädelt, spielt sie disco-housige Sets, die ihre Anziehungskraft aus organischem Drumming, Acid-Einschlägen und ausladenden Synth-Kaskaden, die die Achtziger zitieren oder gleich repräsentieren, gewinnen. Das Tolle dabei: Das Ganze wirkt nicht allzu geschmäcklerisch oder gar belanglos, Sianzas Sets sind keine selbstreferenzielle Nabelschau ihres Digerinnentums, sondern in sich konsistent und auf idiosynkratische Weise logisch aufgebaut.

Ein gutes Beispiel: Ihr Gast-Mix für Paramidas Love On The Rocks auf Refuge Worldwide, für den Sianza exakt eine Stunde lang alle oben genannten Qualitäten in Einklang bringt. Dieses Set steckt voller Funk, ohne sich zu verzetteln und an Tanzbarkeit einzubüßen. Dafür sorgen Congas, klappernde Cowbells und Trillerpfeifen, die das perkussive Fundament für einen immerwährenden Strudel aus Synths bilden. Atmosphärisch fängt diese Stunde am ehesten den Moment am frühen zweiten Festivaltag ein, in dem man den Vortageskater abschüttelt und sich mit leicht roboterartigen Verrenkungen gen aufgesandeter Dancefloor aufmacht. Goofy, belebend, sichere Bank. Maximilian Fritz

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