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Die Platten der Woche mit Devi G., Edward, Nick Holder, Neel und Shinichi Atobe

Devi G. – The Milk EP (Pudel Produkte)

Der Mannheimer Club Milk! war in den frühen 90ern sowas wie der kleine Bruder von Tresor und Omen. Während die beiden Großen sich für straighte Beats starkmachten, gab es im Milk! Futter für die Breakdancer. In britischer Manier lief dort ein Mix aus House, Techno und vor allem Breakbeats. Das Duo Devi G. zollt dem Milk! auf der gleichnamigen EP Tribut, mit vier Tracks, die den Kernzutaten dieser Zeiten treu bleiben.

„Eden 123 (Sunday Club)” schiebt mit flüchtigen Breaktbeat-Grooves, zurückhaltenden Pads und einem Moment zum Durchatmen; „Clubbers Paradise” nimmt das ikonische Rave-Sample „We Are IE” auf und versenkt es in metallischem Rahmen, während die Stimmung heruntergekocht wird. „Holistic Heaven” mischt die Breaks mit straighter Kick, der Reese-Bass und die 303 geben hier den Ton an. „Frequency ov Truth” schlägt die Brücke zum zeitgemäßen Techno, mit schnellem Four-to-the-Floor und groovigem Acid-Riff könnte die Nummer auch vor ein paar Jahren bei Lobster Theremin erschienen sein. Leopold Hutter

Edward – Streams Of Time EP (Trelik) 

Bei Edward verläuft die Zeit nicht unbedingt linear. Sie schlängelt sich gern etwas in der Gegend herum, bevor sie ankommt. Daher passt es, dass sein Track „Time” mit sachtem Breakbeat, gesampletem Kontrabass und insgesamt eher federndem Rhythmusgerüst durch die Landschaft zieht. Ein freundlich desorientierender Auftakt. Die „Vacuum Tube” gibt sich auf den ersten Blick geradliniger, ist dabei aber mit reichlich Synkopen im Hintergrund ausgestattet und Synthesizerklängen, die vor allem perkussiv und ein klein wenig verstimmt wirken. Mithin auch hier kein business as usual. Karibisch-steeldrumselig dann das optimistisch belebte „Watch Out”, und ganz zum Schluss, mit den „Streams”, so etwas wie klassisch aufgeräumter Tech House mit filtersatten Akkorden. Tim Caspar Boehme

Nick Holder – Fruit Loops (Definitive Recordings)

Die vier Tracks von Nick Holders 1995er-EP Fruit Loops folgen einer simplen Formel: Ein Disco-Sample wird schier endlos geloopt und gefiltert, unter dieser Oberfläche arbeitet sich Nick Holder durch einen agilen 909-Beat. Was heute als Idee vielleicht ein bisschen zu platt wirkt, war damals ganz einfach noch neu. Pionierarbeit hat ein Jahr zuvor DJ Sneak mit einer Reihe von Hits wie „Disco Erotica” oder „Show Me the Way” geleistet und so den Weg für Filter-House geebnet. Doch an diesem Punkt der Geschichte sind wir mit Fruit Loops noch nicht. Knalleffekte sucht man vergeblich. Nick Holder liebte in jener Zeit ohnehin das Skeletthafte. Bei der Auswahl der Stücke baute er jedoch voll auf Klassiker. Zu hören sind „Dance, Dance, Dance” von Chic, „Running Away” von Roy Ayers, „Love Is the Message” von MFSB und „Let’s Start to Dance” von Hamilton Bohannon. Die Identität der Originale hat der Kanadier in keiner Weise verschleiert. Vermutlich findet diese EP, anders als andere von Get Physical wiederveröffentlichte Definitive-Platten, aus genau diesem Grund nicht im Streaming statt. Übrigens hat der Titel der Platte nichts mit der Software Fruity Loops zu tun. Die kam erst ein paar Jahre später auf den Markt. Namensgebend war Froot Loops, ein quietschbuntes Frühstücks-Zerealien-Produkt von Kellogg’s. Holger Klein

Neel – Disco Quarantine EP (Interdimensional Transmissions)

Der Italiener Giuseppe Tillieci mag manchen Lesern bereits als Hälfte von Voices From The Lake (gemeinsam mit Donato Dozzy) ein Begriff sein. Sein Soloprojekt Neel legt nun auf dem Detroiter Label Interdimensional Transmissions seine „Forschungen” im Bereich zwischen Techno und Disco vor. Die fünf Tracks auf Disco Quarantine sind recht abwechslungsreich und verwischen gezielt die Genregrenzen. Das Titelstück ist geradlinig und propulsiv, schwingt dabei mit einem funky Disco-Riff. „Tec Quaratine” hingegen bleept deep vor sich hin und ist für Momente tief in der Nacht geschrieben worden, während das langsame „Deep Quarantine” mit seinen knurrenden Sounds eher psychedelisch anmutet. „Tribal Quarantine” schließlich köchelt langsam und erinnert in ihrer reduzierten Beharrlichkeit an den Puristen-Techno von DVS1. „Acid Quarantine” macht abschließend seinem Namen alle Ehre und orientiert sich an frühen Acid-Cuts der 90er – ohne viel Schnörkel und aufs Wesentliche reduziert. Ein gutes Paket! Leopold Hutter

Shinichi Atobe – Ongaku 1 (DDS)  

Ein paar Namen verfehlen eigentlich nie ihre magische Wirkung. Shinichi Atobe gehört dazu. Was der japanische Produzent mit einem klassischen Genre wie House anstellt, dürfte auch die letzten Skeptiker überzeugen – in einer gerechten Welt zumindest. In Ongaku 1 führt er eine trocken-komprimierte Bassdrum allmählich mit einem Soca-Rhythmus zusammen, lässt im Hintergrund einen elegant wattig-halligen Akkord für weitere Struktur sorgen, baut kleine Acid-Arpeggien an den Rand, ohne von der Aufgabe des Ganzen abzulenken. Der Beat bleibt stets vorn, ohne penetrant zu wirken. Die Abmischung ist dabei bloß eines der Wunder dieses Tracks. Die B-Seite lockert die House-Strukturen dann mit nebelartig wandernden Dub-Jazz-Akzenten auf, besonders in den Synthesizerfiguren, die synkopierte Hi-Hat trägt das Ihre dazu bei. Shinichi Atobe scheint in beiden Fällen kaum etwas zu machen, trotzdem passiert eine Menge. Großer Dank. Tim Caspar Boehme

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