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März 2024: Mixe des Monats

…[sic!] – 08/03/24 (vlan.radio)

Die bestriechendsten DJs spielen die langsameren Platten, denn: Wer auf den Kreislauf achtet, spart sich das Deodorant. Gut für die Umwelt, gut für dich. Und weil wir heute die Arme heben, also einatmend in uns gehen und alles um uns ganz wachsam wahrnehmen, passt dieser Mix hervorragend. Ins Hier. Ins Jetzt. Ins vlan.radio. Das ist ein Online-Sender aus Wien, weil dort manchmal auch was passiert – zum Beispiel am vergangenen Frauenkampftag, wo zwei Herren mit angesagter Kopfbekleidung die Möglichkeiten des Mischpults besprachen. Um daraufhin ein paar Platten ineinander laufen zu lassen. Es waren dann doch sehr viele. Aber sie kommen alle von Frauen. Was natürlich Sinn macht, wenn man bedenkt, dass immer noch zu wenige Frauen in Clubs, auf Festivals und so weiter spielen. Hier legen sie zwar noch nicht auf. Dafür landen sie dafür schon mal auf allen Kanälen. Christoph Benkeser

Byron Yeates – Truancy Volume 324 (Truants)

Byron Yeates steigt in seinen Truants-Mix mit einem Trance-Banger von Maji Na Damu von 2001 ein. Dort fängt paradoxerweise ein ungewöhnlich nüchterner, geradliniger Ansatz eine unnachahmlich berauschte, entgrenzte Stimmung ein. Diesen puristischen Faden spinnt der Macher des Labels Radiant Love weiter, indem er aus den bisweilen recht überladenen Tracks nur kurze, bisweilen gar geloopte Elemente nutzt. Von Paramida & E-Talking kommt ein psychedelisches Stimmengewirr, von Blue Noise ein einziger pulsierender, hypnotischer Ton, von Luuk van Dijk ein slicker, zurückgelehnter Basslauf mit 70s-Rock-Vibes.

Yeates’ Mix ist nicht allein so fesselnd, weil er uns auf einen ungewöhnlich stilsicheren Trance-Trip schickt. In die so effektiven wie puristischen Grooves ist von Anfang an ein Gegengewicht eingebaut, eine housige Wärme, die unerwartet unverhohlen daherkommt und nicht mal soulige Vocals scheut. Exemplarisch für diesen Pol steht im Mix „Grace Traxx (Twilo Dub)”. Das Deep-House-Stück mit Wild-Pitch-Anmutung der Murk-Mitstreiter Krome Tracks von 1996 bildet einen ersten Höhepunkt und nimmt das Spiel mit Vocalschnipseln von Paramida & E-Talking von Anfang an auf. Einen zweiten Peak bildet die derbe Tribalnummer von Onionz & Tony, hymnisch geht es auf „Fading Desires” von DJ Paradiso zu und für den gänzlich gelösten, discoiden Schluss sorgt kein geringerer als Jex Opolis. Alexis Waltz

Hannah Thurlow – 23.03.24 (RADIO SOFA)

Zu Hannah Turlows Kunden zählen laut ihrem Internetauftritt Nike Football, Givenchy oder die Art Basel. Die Britin maket aber nicht nur die ends meet, sondern betätigt sich auch außerhalb kommerzieller Sphären als Sounddesignerin und Produzentin. Zum Beispiel auf ihrer aktuellen Grip EP. Oder als DJ, wie kürzlich beim Pariser RADIO SOFA.

Dort spielte sie eine knappe Stunde lang Breaks, Bass Music und quirlige Melodien und ließ nebenbei auch die scharfen Klingen des Nicht-Genres IDM blitzen. Die Plastizität ihrer Selektion spiegelt Thurlows Berufswahl konsequent, gleichzeitig stirbt das Set nicht in audiophiler Schönheit, sondern unterhält von Anfang bis Ende. Dafür verantwortlich: Tracks wie Max Coopers „Penrose Tiling” im, ah ja, Max-Cooper-Remix, pqs melancholisches „Miniluv”, das zur richtigen Zeit Tempo rausnimmt, oder John Frusciantes „Zillion”, dem man das Prädikat Braindance aufpappen will.

Vielleicht noch wissenswert: Thurlow bildete Anfang und Mitte der Zehnerjahre zusammen mit ihrer Schwester Colette das Indie-Rock-Duo 2:54 und veröffentlichte zwei durchaus erfolgreiche Alben. Das erklärt vielleicht die dramaturgische Sinnhaftigkeit dieses Mixes. Maximilian Fritz

Woozy with EMA, Kellen303 and Sobolik – 03-06-2024 (The Lot Radio)

In New Yorks Radio-Stream-Kapsel präsentiert die in Dublin lebende DJ Ema ihre Partyreihe und ihr Label Woozy. Mit dabei sind die in Brooklyn lebenden Produzenten Kellen303 und Sobolik. Die perfekte Kombi für Bass-Enthusiast:innen. Aufgelegt wird mit Platte und CDJs, wobei abwechselnd Tracks aus dem Dubstep-Universum eingespielt werden.

Jongliert wird dabei zwischen Dubstep-Edits, neu produzierten Bass-Werken und Grime-Klassikern wie Kaijus Hunter oder Gantz’ Spry Sinister. Die Truppe hat dabei sichtlich Spaß am Auflegen und versprüht den Vibe einer vertrauten Jam-Session unter Freunden. Dadurch entstehen brillante und wunderschöne Momente, wobei die musikalische Linie erhalten bleibt – Four to the Floor wird man in diesem Set nicht wirklich finden, doch dass es auch abseits genug anderes Hörenswertes gibt, zeigt diese zwanglose Session. Vincent Frisch

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