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Die Platten der Woche mit EM + STAV, Eversines, GiGi FM, Silent Servant und Toupaz

EM + STAV – Endless (JoyLift)

Zwei Sachen: Gibt’s was Knuffigeres als ein Producer-Couple, das trotz Kind und Kegel noch nicht so ganz loslässt vom Afterglow? Und: Kennt ihr den Moment, wenn sich so ein 14-Tonnen-Beat langsam verschiebt, um dann VÖLLIG überraschend nicht mehr schief, sondern gerade zu laufen? Ja, puh, immer diese Fragen! Aber wir sind hier nicht beim Secondscreening von irgendwelchen Netflix-Serien, sondern beim pädagogisch wertlosen Dancefloorloslassen. Also, weiß wer? Tommi in der letzten Reihe? Paula in der ersten? Niemand? Kommt schon, es gibt JA KEINE FALSCHEN Antworten! Alright, dann sag ich: Nein, natürlich gibt’s nix Knuffigeres als ein Producer-Couple, das Kind und Club hinbiegt! EM + STAV sind ja wohl ein gutes Beispiel dafür. Die grinsen so lieb auf ihren Fotos, dass man eh schon weiß, das wird jetzt eine feine Sache, da muss man nix Schlimmes sagen, aber: Krawuzikampeone, was ist das für ein BASS! Gut, grad gelesen: kommen beide aus Bristol. Da weiß man ja, was man hat. Aber, oida! Na ja, Schulterzucken-Emoji: So muss das halt mit Kid, Club und Kanone! Christoph Benkeser

Eversines – Gaze EP (Kalahari Oyster Cult)

Auf den vier straight für den Dancefloor produzierten Tracks der Gaze EP lässt Eversines mal alle Subtilitäten in der Schublade und liefert stattdessen gnadenlos ab. Vier Peaktime-Warehouse-Kracher, die sehr direkt Detroit zur Motorcity-Blütezeit referenzieren. Underground Resistance, Red Planet – you name it. Aber auch Eversines’ holländische Wurzeln scheinen durch, waren die Niederländer musikalisch doch immer schon sehr dem amerikanischen Midwest zugetan. So haben wir am Ende eine EP mit vier Dancefloor-Bomben zwischen Techno und Electro, zusammengehalten von verdubbten Chords und meterdicken Acid-Lines, die sich hypnotisch in Gehör wie auch Gehirn schlängeln. Musik, so euphorisch wie die tiefste Nacht, Musik von dunklem Glanz, mit retrofuturistischer Politur. Perfekt kickender Technohouse, angefüllt mit melancholischen Erinnerungen an die Zukunft. Tim Lorenz

GiGi FM – Kiwi Synthesis Diary Vol.2 (Sea~rène)

Zum Ende eines vollen Jahres bringt GiGi FM ihr Label Sea~rène mit einer eigenen Sechs-Track-EP an den Start. Die Franco-Italienerin führt hier ihr Projekt Kiwi Synthesis Diary von 2021 fort und schickt auf clubbige Reisen voller psychedelischer Farben. Ihre Spezialität ist dabei die Verbindung eines steten Beats mit sich ständig entwickelnden Ambient-Soundscapes, die den Tracks sowohl Tiefe als auch Drive verleihen. So gibt der Opener „Amadamushies” genügend organisch-erdende Elemente für einen gelungenen Pilztrip-Soundtrack, „Tevora” mit seiner fernöstlich angehauchten Atmosphäre repräsentiert das spirituelle Thema; eindringlicher ist „Sly Xupete Di Barcelona” mit seinen unnachgiebigen Synth-Loops, während die zweite EP-Hälfte eher in kosmischen Gefilden unterwegs ist. Mit 140 bis 150 BPM keine langweilige Angelegenheit und sowohl vielfältig wie kreativ. Leopold Hutter

Silent Servant – In Memoriam (Tresor)

Juan Mendez alias Silent Servant stand nie wirklich still. Von seinen Anfängen während seliger Synth-Pop- und Shoegaze-Zeiten und weiter zur frühen Rave-Szene der Neunziger führte ihn der Weg zu einer höchst eigenen, eigensinnigen Machart von Post-Punk-Techno, die im Club genauso funktioniert wie beim Sofa-Rave. Als Teil des sagenhaften Kollektivs und Labels Sandwell District sorgte er dafür, dass der hammerharte Birmingham-Sound in einen Bastard von düsteren, Wave-infizierten Techno mutierte.

Die neue EP von Silent Servant heißt nun nicht von ungefähr Memoriam: eine knapp 20-minütige Reise in seine mehr als 30-jährige Karriere, in der Mendez sich musikalisch an bessere Zeiten und verlorene Wegbegleiter erinnert. Tracktitel wie „M-87” oder „M-99” darf man als raumzeitliche Verortungen begreifen: früher Detroit Techno, belgischee EBM, Berliner Dub Techno – alles drin, alles hörenswert. Uwe Schütte

Toupaz – Peloid EP (Well Street)

Dem Dubstep- oder Bass-Music-Kontext noch etwas Frisches und einigermaßen Neues hinzuzufügen, daran beißen sich seit Jahren ganze Produzent:innen-Generationen die Sägezähnchen aus. Toupaz gelingt dies anscheinend mit Leichtigkeit, seine Stücke wirken völlig selbstverständlich und fast schon beiläufig. Darin könnte auch das Geheimnis dieser EP liegen – im Vermeiden von Extremen, von Überproduktion und Künstler-Hybris. Die Stücke wirken wie Dub von einem anderen Stern, auf dem das Leben anders getaktet ist und schwerelos zu abstrahierten Beats getanzt wird. Statt Wobble-Bässen prägen Bleeps und dezentes Geblubber die Tracks, dazu kommen geschickt bearbeitete Vocals im dritten Track, deren Wiederholungs-Modus man natürlich kennt, der hier aber ebenfalls nicht auf die Spitze getrieben wird und dadurch mehr Wirkung erzielt. Im abschließenden „Maudlin Lakitu” beginnt dann endgültig die Chill-Phase – selbstredend auch mit einer guten Portion Gebrochenheit. Mathias Schaffhäuser

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