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Motherboard: März 2023

Der französische Cellist Gaspar Claus ist in diesem Kontext immer gerne gehört, denn er kann nicht nur postrockende Neoklassik mit Pop kombinieren, auch Zeit und Raum beugende Elektroakustik gehört quasi selbstverständlich zum Portfolio. Die beiden jeweils deutlich über zehnminütigen Drones der EP Scaphandre (Infiné, 3. Februar) zerren und dehnen das Cello in mikrotonale Bereiche jenseits der Skalen zu einem dem Cover angemessen klaustrophobischen Tiefsee-(Sound)-Trip.

Zum Abschluss ein Nachtrag der immer streitbar agierenden Chris Korda: Indirect Methods (Kevorkian Records, im November 2022 erschienen) sammelt algorithmische Kompositionen in einem zumindest an der Oberfläche neoklassischen Sound, produziert mit Kordas in den vergangenen Jahren entwickeltem und eingeführtem Polymeter-MIDI-Protokoll. Diese Art des Sequencings und der algorithmischen Kontrolle sorgt (zumindest im Verständnis des musikologisch und produktionstechnisch weitgehend ahnungslosen Motherboard-Kolumnisten) für systematische Abweichungen von der Metrik und Chromatik der Elemente, die die melodischen Phrasen von Klavier und synthetischen Streichern in minimalen Inkrementen verschiebt, sodass die unabhängig voneinander laufenden Quasi-Loops zeitlich immer wieder beinahe auseinanderfallen und immer wieder beinahe zusammenfinden, aber nie vollständig. Eben exakt so konsonant und dissonant, dass ein nur ganz leicht angespannter Flow, ein leicht abschüssiger Wohlklang entsteht, der die elementaren rhythmischen und melodischen Einheiten in einen Zusammenhang rückt, der sich anhört wie Neoklassik-Ambient, nur interessanter.

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