Klaus Schulze ist tot. Der Musiker verstarb am Dienstagabend nach langer Krankheit, aber dennoch unerwartet, teilten Schulzes Sohn Maximilian und Frank Uhle von der Plattenfirma SPV mit.

Klaus Schulze gilt als Pionier der elektronischen Musik und als Wegbereiter der Berliner Schule, die sich von der Düsseldorfer Schule mit Acts wie Kraftwerk oder Neu! abgrenzte. Zu seinen Einflüssen gehören die US-amerikanischen Minimalisten wie Terry Riley oder Steve Reich und ebenso die klassische, spätromantische Musik, besonders die von Richard Wagner.

Schulze veröffentliche mehr als 60 Alben. Er tourte von 1973 bis 2010 unermüdlich. Er arbeitete mit so verschiedenen Acts wie The Cosmic Jokers, Arthur Braun, Steve Winwood, Al Di Meola, DIN A Testbild, Alphaville, Bill Laswell, Pete Namlook, Schiller und Lisa Gerrard. Als Labelmacher unterstützte er diverse Kolleg*innen. Etwa erschien auf seinem Label INTEAM 1984 Manuel Göttschings einflussreiches Album E2-E4.

Klaus Schulze 1975 in Tokio (Foto: unbekannt)

Klaus Schulze wurde am 4. August 1947 in Berlin geboren. Zunächst war er Drummer der Formation Psy Free mit Alex Conti. Bekannt wurde er als Schlagzeuger von Tangerine Dream um Edgar Froese. Er wirkte bei deren ersten Album Electronic Meditation mit, das 1970 erschien. Auf dem Albumcover sind als seine Instrumente Peitsche, Metallstäbe und brennendes Pergament angegeben.

Wenig später gründete Schulze zusammen mit Manuel Göttsching und Hartmut Enke die Band Ash Ra Tempel, an deren selbstbetitelten Debütalbum er ebenfalls beteiligt war. Schon bald schied er aus der Band aus. Als Grund wird genannt, dass es mit dem damaligen elektronischen Equipment kaum noch möglich war, live zu spielen.

1971 entschied sich Schulze, nur noch unabhängig von Bands zu arbeiten. „Ich war von den Diskussionen in den Gruppen, die oft länger andauerten als die Zeit, in der wir Musik machten, genervt”, erklärte Schulze 2004.

Klaus Schulze am 5.10.1976 in der Berliner Nationalgalerie (Foto: Andreas Liebold)

Auf seinen ab 1971 in hoher Schlagzahl veröffentlichten Soloalben entwickelte er einen Sound, der sich durch lange Stücke, in der Wiederholung veränderte Sequenzen, sphärische Flächen und subtil eingewobene Rhythmen und Melodien auszeichnet. Im Gegensatz zur Musik mancher Kolleg*innen sind Schulzes Produktionen vergleichsweise zugänglich und brachten ihm großen Erfolg bei einem breiten Publikum ein. Als stilprägende Alben gelten Timewind (1975), Moondawn (1976) und Mirage (1977).

In den späten siebziger Jahren beginnt Schulze, seine Arbeit noch stärker zu diversifizieren. Er nimmt einen Soundtrack für den Pornofilm Body Love von Lasse Braun auf. 1978 gründet er das Label Innovative Communication, auf dem er Acts einer neuen Musikergeneration wie Ideal, DIN A Testbild, Lorry oder Baffo Banff produzierte.

Auf der Linzer Kunstschau ars electronica spielte er ein Konzert, dessen Klänge sich aus Werksgeräuschen des Linzer Stahlwerks der voestalpine AG speisten. Seine 1980er LP Dig It gilt als das erste vollständig digital produzierte Album überhaupt. Es ist auf einem der ersten verfügbaren digitalen CRUMAR-GDS-Synthesizer entstanden. „Die Zeit der analogen Rollstuhl-Elektronik ist endgültig vorbei”, urteilte damals das Magazin Stereoplay.

Klaus Schulze bei Proben vor einem Konzert in Osnabrück am 9. Juni 2001 (Foto: Claus Cordes)

Neben seinem kontinuierlichen Output und seinen spektakulären Konzerten, etwa bei der Millenniumsfeier 2000 in Peking, sind das dritte Standbein von Schulzes nachhaltigem Erfolg seine Kollaborationen. Mit Ambient-Ikone Pete Namlook nahm er den elf Alben umfassenden Zyklus Dark Side of the Moog auf.

Ab 2007 war Schulzes Zusammenarbeit mit der australischen Künstlerin Lisa Gerrard (von Dead Can Dance) prägend, mit der er zwei Alben aufnahm und ein Konzert auf der Freilichtbühne Loreley gab. 2010 tourte Schulze durch Japan – die Auftritte dort sollten seine letzten Konzerte überhaupt werden. Zuletzt arbeitete er mit Hans Zimmer am Soundtrack zu Dune, dem Science-Fiction-Film von Dennis Villeneuve. Die Romane von Frank Herbert hatten Schulze 1979 zum gleichnamigen Album inspiriert, und auch sein letztes Album Deus Arrakis, das im Juni erscheint, bearbeitet den Stoff.

Klaus Schulze hinterlässt eine Ehefrau, zwei erwachsene Söhne und vier Enkelkinder.

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