Die von Melbourne aus arbeitende Schlagwerkerin Maria Moles setzt ihre genial eigene Vision von Jazz, freier Improvisation und tribaler elektronischer Musik in ein Spannungsverhältnis mit den Traditionen ihrer familiären Wurzeln in Tasmanien und den Philippinen. Was For Leolanda (Room40), ihr Debüt auf einem größeren Label, zu einer reichlich einzigartigen Sache macht. Nächste Verwandtschaft auf der anderen Seite des Globus ist eventuell die Texanerin Claire Rousay, die auf ähnliche Weise schwer vereinbar scheinende Welten zusammenbringt. Bei Moles sind es digital verschleifte Gongs und scheppernde Grooves, die zu einem atmosphärisch leichtflüchtigen Flow zusammenfinden, sich wieder trennen und Kontraste und Konfluenzen bilden. Immer auf eine selten gehörte Weise und in großer Schönheit.

Ganz und gar klassischer Ambient, Schönklang ohne modernistische Tricks und doppelten Boden, dafür steht der Brite Kit Grill nicht nur in seiner Funktion als Selektor und Gastgeber im NTS Radio. Er produziert diesen Schönklang auch selbst und vertritt ihn mit großer Leidenschaft zusammen mit großer Offenheit für ganz anderes, für altes wie neues. Was im Motherboard natürlich immer gerne gehört wird. Spirit (Primary Colours, 18. Februar) gibt diesen viel zu seltenen „Spirit” perfekt wieder.

Immersion, das Eintauchen und das erlaubte, erwünschte Verlorengehen in oberflächlich-statischen Unterströmen, aber extrem beweglichen Sounds, ist eine Tugend, die auf den Veröffentlichungen des australischen, von Lawrence English kuratierten Labels Room40 immer wieder in unerwarteten Varianten vorgeführt wird. Jüngst etwa von der New Yorker Laptop-Komponistin Christina Giannone, die in den produktiven vergangenen zwei, drei Jahren eine stringente wie unmittelbar ansprechende Variante immersiver, digitaler Drones entwickelt hat. Zone 7 (Room40) liefert einen Raum zum Eintauchen und Sich-Verlieren, einen, den man ungern wieder verlässt.

Einen sehr realen Raum, um sich in Sound aufzulösen, hat Erik K Skodvin für das jüngste Werk seines Solo-Alias’ Svarte Greiner in Berlin gefunden, wo der Norweger seit geraumer Zeit lebt. Der isolierte und immerkühle Gewölbekeller einer ehemaligen Brauerei dient als bunkerartiger Resonanzraum für Skodvins improvisiertes Cello und Elektronik. Die beiden jeweils etwa 20-minütigen Stücke auf Devolving Trust (Miasmah, 25. Februar) geben die eindrückliche bis bedrückende Atmosphäre dieses Auftritts und der daraus entstandenen Klanginstallation aus Cello-Loops und Echo-Fragmenten unmittelbar körperlich und lebensnah wieder.

Pjusk, mittlerweile das Soloprojekt des Norwegers Jostein Gjelsvik, hat von Beginn an mit Kälte, Raum und geologischer Zeit gearbeitet. Was in den Anfängen als Duo noch eine fragile Balance von harschem Noise und zartem Schönklang ausmachte, hat sich auf Salt og Vind (12K, 25. Februar) in ausgeruhten Ambient-Techno in gemächlichem Fußgängertempo inkorporiert. Nordischer Dub, der nicht annähernd nach Dub klingen muss, die letzten Spurenelemente von Reggae verloren hat – und sie nicht vermissen muss. Denn „Salz und Wind”, wie sich der Titel übersetzt, geben diesem Spaziergang in die freie Natur einen ganz eigenen, nordisch herben Geschmack.

Es ist immer wieder erstaunlich und unwerwartet erfreulich, wie gelungen und – ja, ich muss diesen ausgeleierten Begriff hier anbringen – nachhaltig die seltenen, ungefähr alle vier Jahre erscheinenden Lebenszeichen des Brooklyners Francis Harris doch sind. Weitab von seinen Technotracks als Adultnapper sind die Stücke auf Threshold (Scissor & Thread, 25. Februar) wie praktisch alle Produktionen auf dem eigenen Label unter seinem Klarnamen äußerst fragil erscheinende, lichtscheue Ambient-Pflänzchen, die doch so solide konstruiert und von so viel lebendiger Substanz durchwirkt sind, dass sie diese schwer zu fassende und noch schwerer aktiv herzustellende Aura des Ausdauernden wie Zeitlosen entwickeln. Eine rare Eigenschaft in Zeiten, in denen sogar Ambient-Tapes in 150er-Auflage einer gnadenlosen Vermarktungslogik des Raushauens, der Batches unterworfen sind.

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