Die Tracks des US-amerikanischen Produzenten Foans kommen auf dem üppigen Tape Gateway (100% SILK) nicht weniger flauschig und lauschig daher. Wie gut das ist, erschließt sich auf den 14 Tracks schon allein aus der immensen Varianz. Von Ambient über ausgeruhte balearische Chill-Beats, kickenden Flöten-House und knackenden Warehouse-Techno ist fast alles präsent und macht im Rahmen des Ganzen doch ein Album.

Post-Brexit, aber noch immer von Brighton aus arbeitet Malte Schumann alias Caldera. Sein jüngstes Tape One Last Glimpse (Noorden) für das Kölner Techno-und-mehr-Kollektiv beweist einen höchst individuellen Zugriff auf Clubmusik, die sich hier zu düsteren Clustern von Echolot-Ambient kondensiert. Was eben passiert, wenn saftiger Industrial-Techno von Moos überwachsen zu ambienter Geistermusik kondensiert.

Der Produzent SEVERED+SAID aus Jacksonville fischt auf Tragic Seeker (Not Not Fun) gerne in etwas trüberen Gewässern. Als Karte des Anthropozän spielt die Musik ästhetisch und klanglich im sumpfigen Hinterland Floridas, wo die hohe Luftfeuchtigkeit, die stete Gefahr von Stürmen und Überflutungen und die tendenziell gefährliche, aus Lebensraummangel in die Städte drängende Tierwelt das sonnige Schönwetter-Feeling Miamis in dunkles Florida-Noir verwandelt haben. Einen besseren Soundtrack dazu kann es kaum geben.

Anna Jordans zeit- und raumgreifendes Projekt The Allegorist taucht dann noch ein Stück tiefer in die Dunkelheit ein, erkundet eine postapokalyptische wie archaisch anmutende Landschaft aus düsteren Soundsplittern in maximalistischer Anhäufung. Die Mini-LP Blind Emperor (Awaken Chronicles, 25. Februar) der in Berlin lebenden Produzentin bedient sich ähnlicher Stilmittel wie Wolfgang Voigts GAS; durchlaufender Beat, Dichte, Schwere, Konzentration, Überlagerung und gegenseitige Durchdringung von Samples. Sie baut mit diesen Werkzeugen allerdings nicht den deutschen Wald nach, sondern ganz andere, außerweltliche Welten. Zudem sind die Sounds erzählend montiert, jeder Track für sich hat schon einen Spannungsbogen, ist für sich schon ein maximalistisches Mini-Epos das wiederum in der noch größeren Erzählung des Albums aufgeht. Auf alle, die in diese opaken Sounds eintauchen wollen, ihre Details näher ausleuchten wollen, wartet eine Welt.

Die koreanische Vielfach-Instrumentalistin Park Jiha (박지하) verschickt akustische und elektronische Musik zwischen zeitgenössischer Komposition und gerichteter Improvisation in ungeahnte Außenwelten. Das liegt einmal in der Wahl ihrer Instrumente: Die in archaischen Klangfarben schwelgenden Holzbläser Saenghwang (ein bizarres wie komplexes Instrument zwischen Mundorgel und Dudelsack), Piri (eine Art Bassklarinette) sowie das metallisch dröhnende Yanggeum, eine koreanische Zither, die von Park nicht nur gezupft und mit den dafür vorgesehenen Klöppeln bespielt, sondern zudem mit dem Bogen gestrichen und über interessante Mikrofonierung als Feedback-Quelle verwendet wird. Die für sich genommen schon außergewöhnlichen Klänge münden in langformatige Drone-Stücke von sehr interessanter Form. Dass die Klänge trotz ihrer tendenziellen Fremdheit oder Ungewohntheit nie schroff oder gar abweisend wirken, macht Parks zweites Soloalbum The Gleam (Glitterbeat, 25. Februar) zu einem Geschenk der besonderen Art.

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