3 Chairs – 3 Chairs Collection 1997-2013 (Mahogani)

Fünf EPs und ein Album in 16 Jahren – mehr gibt die 3-Chairs-Diskographie nicht her. Was heute als Detroit-House-Supergroup missverstanden werden kann, war eigentlich immer nur ein loses Nebenprojekt von Rick Wilhite, Theo Parrish und Kenny Dixon Jr. Später stieß noch Marcellus Pittman hinzu. Die ersten EPs enthielten denn auch noch keine Kollabos, sondern lediglich einzelne Tracks der drei ursprünglichen 3-Chairs-Produzenten. Über die Jahre hinweg wurden die niemals nachgepressten Platten zu immer irreren Sammlerpreisen gehandelt, insofern ist diese rein digital via Bandcamp veröffentlichte Compilation mit ihren 35 Tracks mehr als überfällig.


Was heute als Detroit-House-Supergroup missverstanden werden kann, war eigentlich immer nur ein loses Nebenprojekt.


Um die 3 Chairs Collection durchzuhören, muss man eine Menge Zeit mitbringen, über vier Stunden Spielzeit stehen auf der Uhr. Diese vier Stunden sind aber vollgepackt mit einigen der absoluten Höhepunkte des samplebasierten Detroiter MPC-House-Sounds aus der Generation Parrish/Moodymann. Es besteht keine Notwendigkeit, den Klassikerstatus des hier natürlich auch vertretenen Theo-Parrish-Tracks „When the Morning Comes” in Frage zu stellen, richtig interessant wurde das Projekt 3 Chairs aber erst, als die letztlich doch recht unterschiedlichen Ansätze der einzelnen Protagonisten zusammenfanden – dies war seit der 2003 veröffentlichten EP All Over der Fall. Den kreativen Peak des Projektes markiert das ein Jahr später erschienene Album 3 Chairs. Von diesem stammen denn auch die meisten der Tracks, die den Weg auf diese Compilation gefunden haben. 

Eher wenig bekannt sind die Stücke, die bislang ausschließlich auf der Doppel-CD-Ausgabe zu finden waren, so etwa das Parrish-mäßig schlurfende „Good Kiss” oder „Next Message” mit seinen Voicemail-Samples. Ebenfalls vom 2004er-Album kommt mit „Dreamz” eines der ganz großen 3-Chairs-Highlights. Gespickt mit kleinen wie großen Samples und verzerrten Sounds, angetrieben von einer ruppigen Snaredrum und knarzenden Bässen. Wie bei J. Dilla musste auf 3-Chairs-Tracks die MPC ihren Dienst zumeist ohne Quantisierung verrichten. Da läuft der Groove gerne mal so lange auseinander, bis er beinahe auseinanderfällt. Aber eben immer nur beinahe.


Da läuft der Groove gerne mal so lange auseinander, bis er beinahe auseinanderfällt. Aber eben immer nur beinahe.


Lineare House-Tracks sind hier eher eine Seltenheit, doch es gibt sie auch. Beinahe konventionelle Detroit-House-Stücke sind etwa „Demigods”, „All Over” oder „Blue Out”. Aber in aller Regel erzählt diese Musik mehr als nur eine Geschichte pro Track. Unerwartete Wendungen und Verstöße gegen alle DJ-Konventionen sind das, was Rick Wilhite, Theo Parrish, Kenny Dixon Jr. und Marcellus Pittman in ihren Kollabos am liebsten angeboten haben.

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