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Motherboard: August 2020

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Dass sich mit Aidan Baker, Simon Goff & Thor Harris drei gute Typen und in ihren Spezialitäten – Gitarren-Improv und Drone-Metal, Violine und orchestrale Neoklassik sowie Schlagwerk und Holz-Resonanz-Geklöppel aller Art – eigenwillige wie versierte Musiker getroffen haben, war schon klar. Auf ihrem zweiten gemeinsamen Album The Bit (Gizeh, 28. August) zeigen sie, dass sie neben abgeklärter Instrumentaldramatik zu zartschmelzender Intimität fähig sind. Ein Form des Zusammenspiels, die gerne tight genannt wird, hier aber abseits jeder Assoziation mit Muckertum oder leerer Virtuosität eine innige Bedeutung gewinnt. In die Musik des Trios ist eine bislang nur angedeutete Stille eingekehrt.

Für die interessante Kollaboration von Sam Shackleton mit dem aktuell ziemlich umtriebigen und hippen polnischen Jazz-Klarinettisten Wacław Zimpel als Shackleton & Zimpel gilt ähnliches. Der Brite mit dem ausgeprägten Sinn für die Biologie des Morbiden, für Fäulnis und Sepsis, der aus den sterblichen Überresten von Dubstep und Tribal-Techno eigenartige Eletronica bastelt, und der polnische Klarinettist, der den eher konventionellen Jazz seiner Big-Band-Vergangenheit hinter sich gelassen hat und seither von Postrock bis Modularsynth-Ensembles so ziemlich alles instrumental veredeln kann, was ihm über den Weg läuft, sind zusammen zu erstaunlich profunder Interaktion und Intensität fähig. Nicht zuletzt, weil sie auf Primal Forms (Cosmo Rhythmatic) grundsätzlich auf den unübersichtlichen, von Gestrüpp überwucherten Seitenpfaden ihrer Genres unterwegs sind.

Inventions, das in Portland, Oregon operierende Duo aus Matthew Cooper alias Eluvium und Mark Smith von den texanischen Postrockern Explosions in the Sky, gibt sich in Sound in Inhalt merklich optimistischer. Im Samplesalat taucht sogar einmal ein unmissverständliches „I don’t worry about the future” auf. Die herumschwirrenden Stimmen, die zwitschernden Analogsynthesizer, die zitierten Gospel-Choräle und die Lounge-Jazz-igen Melodielinien machen Continuous Portrait (Temporary Residence Ltd.) – ziemlich überraschend für diese Zeit – immens luftig und leicht, vor Positivität vibrierend.

Dass Drummer auch zart können, hat der oben bereits erwähnte Thor Harris wiederholt bewiesen, kommt er doch von den Lautstärke-Fetischisten The Swans. Schlagwerker aus dem Free-Jazz- und Free-Improv-Bereich versuchen das ebenfalls immer wieder. Mit gemischten Ergebnissen, was wirkliche Stille anbelangt, aber immerhin interessant und spannend (und selbstverständlich instrumental wirklich gekonnt). Etwa Berke Can Özcan vom Istanbuler Free-Improv-Kollektiv Konstrukt, der sich auf Mountains are Mountains (Bohemian Drips, 7. August) durch die Welt und die Weltmusik dengelt und sein idiosynkratisches Drumkit überall aufstellt, wo es ihm gerade passt, und begleitet, was die Umgebung ihm an Geräusch bietet.

Kaboom Karavan, das Improv-Projekt des Belgiers Bram Bosteels, gehört ebenfalls in die Kategorie stillgewordene, wilde Improvisator*innen. Oder doch eher wildgewordene, stille Improvisatoren? Jedenfalls ist The Log and the Leeway (Miasmah) ein vergleichbar welthaltiger Trip um den Globus. Freien Quietsch-Noise-Ausbrüchen nicht abgeneigt, bleibt Bosteels doch immer im Rahmen eines feingliedrigen, Klöppel-zentrierten Sounds, der New Age und Fourth World genauso gut kennt wie Evan Parker und (vermutlich) Konstrukt.

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