Foto: Presse (SHDW & Obscure Shape)

Es gibt sie noch, die kleinen regionalen Phänomene, die sich in kurzer Zeit international etablieren können. In der deutschen Techno-Szene waren das in den vergangenen Jahren SHDW & Obscure Shape, die mit ihrem ebenso ausschweifenden wie ravigen Techno-Sound rapide immer größere Wellen schlugen. Die Groove-Leserschaft quittierte Ende 2016 mit der Wahl als Newcomer des Jahres und auch sonst steht es um die beiden Betreiber der Partyreihe-gone-Label From Another Mind prächtig. Neben Remix-Arbeiten für Slam und Veröffentlichungen auf Radio Slaves Rekids-Label zeigt allein der volle Tourkalender, dass SHDW & Obscure sobald erstmal nicht zur Ruhe kommen. Für ihren Beitrag zu unserem Groove-Podcast besinnen sich die beiden aber auf die Grundzutaten ihres Sounds: “Hart. Schnell. Rave!” Na dann mal los.

 


 

2014 habt ihr in der Stuttgarter Romy S. die Veranstaltungsreihe From Another Mind ins Leben gerufen, aus der 2015 das gleichnamige Label entsprang. Mittlerweile werdet ihr auch international gebucht – welchen Stellenwert hat From Another Mind da noch für euch? 
Unsere eigene Veranstaltungsreihe hat nach wie vor höchste Priorität. Es ist für uns sehr wichtig, dass wir auf den eigenen Events vertreten sind, da wir hier Künstler einladen, welche uns beeinflussen und die wir auch gerne persönlich kennenlernen würden. Das hat sich seit dem ersten Date nicht geändert. Viele Künstler, welche wir einst eingeladen haben, sind seitdem auch gute Freunde geworden. Des Weiteren bedeutet Stuttgart für uns auch Heimat, Freunde und Familie – umso bedeutender sind diese Nächte für uns. Wir sind auch ständig auf der Suche nach neuen Locations, da wir das Konzept gerne weiter ausbauen würden. Es stehen bald Events in Darmstadt und Ludwigshafen an, weitere Städte folgen noch dieses Jahr. Da wir allerdings, wie oben erwähnt, viele internationale Bookings haben, versuchen wir die Dates aus logistischen Gründen möglichst langfristig optimal zu platzieren, sodass wir genügend Zeit haben, unsere Tour und die dazugehörige Reise zu planen.

Euer Techno-Entwurf nimmt nicht selten Trance-Elemente mit auf, das Revival des Neunziger-Sounds scheint allerdings wieder abgeflaut. Wie steht ihr selbst mit etwas zeitlichem Abstand zu diesem scheinbar kurzfristigen Trend? 
Wir werden oft mit Trance in Verbindung gebracht, allerdings haben wir persönlich keinerlei Bezug zu dieser Musikrichtung. Dieser Einfluss kommt vielmehr aus unserer Vorliebe zur Film- und Ambient-Musik. Künstler wie zum Beispiel Max Richter, Clint Mansell, Ben Frost, Boards of Canada und Jóhann Jóhannsson inspirieren uns sehr. Unsere neuen Produktionen unterscheiden sich allerdings auch von den bisherigen Veröffentlichungen!

Mit der EP Himmel und Erde habt ihr 2017 auf Rekids debütiert und einen Remix für Radio Slaves legendären “Grindhouse”-Track beigesteuert. Wie kam es zu diesem Release, das nicht wie sonst auf eurem eigenen Label erschien, und wie seid ihr an den Remix herangegangen? 
Matt, Radio Slave, hatte uns einst nach unveröffentlichten Tracks gefragt. Da wir auch einige Tracks produziert hatten, welche uns sehr gefallen haben, aber nicht auf unserem eigenen Label gesehen haben, war es die optimale Lösung für uns, diese auf Rekids zu veröffentlichen. Wir haben dann um den Titel-Track „Himmel und Erde“ die Platte zusammengestellt. Wenn wir einen Remix machen, hören wir uns die originale Version mehrmals an und überlegen uns, welche Sound-Elemente für uns in Frage kommen würden und wie wir diese in unserer Version verarbeiten können. Sobald wir unser persönliches Sound-Paket erstellt haben, läuft die Produktion selbst spontan ab.

Ihr kommt gerade von einer Tour in Australien wieder, das nicht unbedingt für seine Techno-Community bekannt ist. Wie habt ihr die dortige Szene erlebt?
Australien war für uns ein unvergessliches Erlebnis. Wir haben in Melbourne auf einem Festival mitten in der Wüste und in Sydney in einem Club unter einem Hotel gespielt. Zwei komplett verschiedene Spirits, auf die wir hier gestoßen sind. Die Stimmung war in beiden Städten voller Energie, echt klasse! Dennoch würden wir sagen, dass die Techno-Szene hier sehr offen ist und sich über jeden internationalen Künstler sehr freut. Des Weiteren findet man hier jedes Wochenende tolle Events mit einem super Booking.

Was war die Idee hinter eurem Beitrag für unseren Groove-Podcast? 
Die Idee hinter unserem Groove-Mix ist es unseren Sound, den wir spielen, binnen einer Stunde so gut wie möglich zu repräsentieren. Hart. Schnell. Rave!

Last but not least: Wann können wir euch in nächster Zeit hinter den Decks erleben und wie sehen eure Pläne als Produzenten und Labelbetreiber aus?
Wir haben in den nächsten Wochen einen sehr vollen Zeitplan. Es stehen viele tolle Shows in Holland, Irland, Frankreich, Türkei, Tunesien und natürlich in Deutschland an, wie zum Beispiel unser Debüt auf der Time Warp in Mannheim. Außerdem freuen wir uns auch wieder sehr auf unseren Gig in Kosovo, da hatten wir 2016 einer der unvergesslichsten Nächte bisher. Unsere erste Asien-Tour steht vermutlich im Mai an. Besonderes freuen wir uns auch auf unsere eigene Veranstaltung in Stuttgart mit Thomas P. Heckmann im März und unser Jubiläum im April. Vier Jahre From Another Mind! Die fünfte Veröffentlichung von uns auf unserem Label, sprich die FAM005, kommt Ende April raus, wenn alles planmäßig abläuft! Außerdem haben wir gerade einen Remix für einen Künstler aus dem UK abgeschickt, welcher nun sein neues Album veröffentlicht. Eine weitere EP von uns ist für Juli geplant.



Stream: SHDW & Obscure Shape – Groove Podcast 149

01. Lustmord – Closure (Original Mix) – [Vaultworks]
02. Secret Hero – Build Up The Pressure (Chris Liberator´s Old Skool Acid Mix) – [Stay Up Forever]
03. Vincent de Wit, Bas Mooy – Chosen (Original Mix) – [Patterns]
04. DJ Misjah – Mindrecorder (Original Mix) – [X-Trax]
05. Radial – Shinoba (Original Mix) – [Planet Rhythm]
06. Kobaya – Nucleo (Original Mix) – [Recon Warriors]
07. Sergy Casttle – Tecnosix (Original Mix) – [Xtiluxe Records]
08. Chester Beatty – Levanon A1 (Original Mix) – [Disq]
09. DJ Ogi – Obala (Original Mix) – [Patterns]
10. Stigmata – No Heaven feat. Rotersand (Original Mix) – [Modular Source]
11. DJ Lenk – Untitled (Original Mix) – [Drumcode]
12. SF2000 – Nippelwetter (Original Mix) – [Composure Records]
13. Unknown – Unreleased (Original Mix) – [Unknown]
14. Hadone – Unreleased (Original Mix) – [Unknown]
15. Legowelt – Disco Rout (Johannes Heil Remix) – [Cocoon Recordings]

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Kristoffer Cornils war zwischen Herbst 2015 und Ende 2018 Online-Redakteur der GROOVE. Er betreut den wöchentlichen GROOVE Podcast sowie den monatlichen GROOVE Resident Podcast und schreibt die Kolumne konkrit.