Jamies Soloalbum In Colour wurde vor zwei Jahren ein großer Erfolg. Wie hast du diese Zeit erlebt, Oliver?
Oliver: Das war seltsam. Ich hab zwar auf dem Album mitgemacht, aber ich habe mich gleichzeitig auch wie ein Zuschauer gefühlt. Machmal war ich ja sogar tatsächlich ein Zuschauer, etwa wenn ich mit Romy zu seinen Shows gegangen bin. Jamie allein da oben auf der Bühne zu sehen war fast surreal. Ich war auch stolz auf ihn, aber ich wollte dieses Gefühl mit ihm zusammen genießen können. Letztendlich hat diese Erfahrung die Türen für unser neues Album geöffnet. Seine Tracks hatten sogar ganz konkrete Auswirkungen: Die Demos, die Romy und ich machten, waren zum Beispiel oft viel schneller, weil wir dachten, dass er das mögen würde (lacht). Aber er hatte auf all diesen Dance-Festivals gespielt und war froh darüber, es musikalisch wieder ruhiger klingen zu lassen. Bei unserem letzten Album waren wir sehr angespannt und verschlossen. Wir wollten nicht, dass irgendjemand die Platte zu hören bekam, bevor wir fertig waren. Diesmal waren wir viel offener und haben anderen Musikern zum Beispiel Stücke, an denen wir gerade gearbeitet haben, vorgespielt, um eine andere Sicht darauf zu erhalten.

Ich kenne diese verschlossene Art auch von mir selbst. Das war zum Beispiel bei meinem Album Black Noise so. Meine Stücke sind etwas sehr Wertvolles für mich und wenn ich sie zu früh jemand anderem vorspiele, kann es vorkommen, dass ich sie dadurch kaputt mache. So fühle ich mich auch wieder bei den Stücken, an denen ich gerade sitze. In was für einer Umgebung habt ihr das neue Album eigentlich aufgenommen?
Oliver: Das war auch etwas, das wir diesmal anders gemacht haben. Wir sind von Ort zu Ort gezogen und haben die Musik in verschiedenen Städten in verschiedenen Studios aufgenommen. Angefangen hat es mit New York, dann Marfa/Texas, Reykjavík, Los Angeles und schließlich in London.
Jamie: An all diesen Orten haben wir auch zusammen gelebt und es war für uns eine schöne Möglichkeit, gemeinsam diese Städte zu entdecken. Wir haben zwar jeden Tag gearbeitet, aber eigentlich fühlte es sich wie ein Urlaub an, sehr angenehm. Wir konnten viele Sachen ausprobieren.

I See You klingt weniger introvertiert als die bisherigen Platten. War das eine bewusste Entscheidung?
Oliver: Nein, das hat sich einfach so ergeben. Bisher wollten wir uns vielleicht auch verstecken, jetzt klingt die Musik klarer. Wie Jamie schon sagte, bei unserem ersten Album waren wir alle noch Teenager und jetzt verfügen wir über viel mehr Erfahrung, die auch in unsere Musik fließt, und es gibt Dinge, die ich jetzt anders ausdrücken kann.


Video: The XXSay Something Loving

Eines würde mich noch interessieren. Was macht ihr eigentlich, um zu entspannen?
Jamie: Für mich ist das schwierig. Ich hab zum Beispiel gerade keinen Ort, der für mich ein Zuhause ist. Ich ziehe bald in ein neues Haus und ich hoffe, dass ich dort dann auch entspannen kann.
Oliver: Das klingt seltsam, aber ich kann am besten entspannen, wenn ich mit Romy und Jamie zusammen bin. Wir verbringen auch dann ständig Zeit miteinander, wenn wir nicht im Studio oder auf Tour sind. Die letzten Tage haben wir uns zum Beispiel gemeinsam drei Harry-Potter-Filme hintereinander angesehen (lacht).

I See You ist auf Young Turks/XL Recordings erschienen.

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