Foto: Presse/Four Artists (The XX); Interview: Heiko Hoffmann und Hendrik Weber

Zuerst erschienen in Groove 165 (März/April 2017).

Die drei Mitglieder von The XX gelten als eher verschlossene Musiker. Anlässlich ihres neuen, dritten Albums I See You kamen wir deshalb auf die Idee, Hendrik Weber alias Pantha Du Prince als Interviewpartner dazuzuholen. The XX und Pantha Du Prince teilen nicht nur ästhetische Vorlieben und schätzen sich gegenseitig, sie kennen sich auch von verschiedenen Festivalbesuchen.

Als Hendrik Weber das Zimmer des Berliner Hotels betritt, in dem das Interview stattfinden soll, lächeln The XX, erfreut über das Wiedersehen. Genau genommen sind es zwei Drittel von The XX. Romy Madley Croft ist gerade in Amsterdam, Jamie „XX“ Smith ist von einer Erkältung angeschlagen und Oliver Sim scheint bester Laune – erst recht, als Hendrik Weber vorschlägt, zu Beginn des Interviews erst einmal zwei Minuten lang gemeinsam zu schweigen. Danach sagt Jamie xx: „Hendrik, weißt du eigentlich, dass wir auf unserer ersten Tour immer ein Pantha-Du-Prince-Stück gespielt haben, bevor wir auf die Bühne gegangen sind?“ Das Gespräch kann beginnen.

Als ich eure Musik zum ersten Mal hörte, musste ich gleich an Bands denken, die ich immer sehr mochte: Young Marble Giants oder Durutti Column etwa. Euch ist es gelungen, deren Intimität und Zurückgenommenheit in etwas zu übersetzen, das gleichzeitig auch Pop war.
Oliver Sim: Das ist interessant, dass das dein Eindruck war. Von den Young Marble Giants habe ich allerdings erst erfahren, nachdem unsere Musik mit ihnen verglichen wurde. Aber mit The Durutti Column bin ich aufgewachsen, die liefen immer auf dem Plattenspieler meiner Eltern. Bei den ersten Interviews, die wir machten, fragten uns die Journalisten immer wieder nach Dingen wie Einfachheit, Minimalismus und auch Intimität in unserer Musik. Aber mir war das etwas peinlich: Uns wurde da zu etwas applaudiert, was wir gar nicht so beabsichtigt hatten. Vieles ergab sich durch unsere eigenen Limitierungen oder auch durch glückliche Zufälle. Dass die Gitarren- und Bass-Parts so reduziert klangen, lag einfach daran, dass wir gerade erst lernten, auf den Instrumenten zu spielen. Erst auf unserem zweiten Album Coexist reflektierten wir das, was wir da machten, und dass die Leute scheinbar genau diesen Sound mochten, und beschränkten uns ganz bewusst.

Als ich anfing, eigene Platten zu machen, hatte ich vorher schon als DJ Platten aufgelegt und in Bands gespielt und hatte eine klare Vorstellung davon, wie meine Musik klingen sollte. Wie war das bei euch?
Oliver: Vieles hat sich einfach zwischen Romy und mir ergeben. Wir sind beste Freunde und kennen uns, seitdem wir drei Jahre alt sind. Und obwohl wir uns so gut kennen, war es anfangs gar nicht leicht, sich in der Musik so zu entblößen. Ich war damals nicht in der Lage, im selben Raum wie sie Musik zu machen, deshalb lief das sehr getrennt ab. Wir haben beide zu Hause an der Musik gearbeitet und sie uns dann per Mail zugeschickt. Dadurch entstanden dann Collagen unserer Ideen. Mittlerweile ist das natürlich viel entspannter. Die Musik, die wir machen, entsteht durch die Freundschaft, die wir drei haben. Wir fühlen uns einfach wohl, wenn wir zusammen sind.
Jamie Smith: Auf unserem letzten Album Coexist waren wir sozusagen hyperbewusst und achteten sehr stark darauf, was der Sound von The XX ist. Wir haben unsere eigenen Limitierungen bewusst umarmt. Rückblickend fiel es uns sehr schwer, dieses Album zu machen.

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