SBTRKT kam so ziemlich aus dem Nichts. Es war überraschend, dass jemand, der bisher nur wenige eigene Veröffentlichungen zu verbuchen hat, aus dem Stand als Remixer für Modeselektor, These New Puritans, Goldie, M.I.A. oder Radiohead durchstartet. Aber dass SBTRKT (kurz für „subtract“), der sich beim Auflegen hinter Stammesmasken versteckt, ein absolutes Ausnahmetalent ist, blitzte auch sonst bereits auf, zum Beispiel auf seinen 12-Inch-Veröffentlichungen für Brainmath, Numbers, Ramp oder Monkeytown. All dies war offenbar nur die Spitze des Eisbergs, so viel wird auf seinem selbstbetitleten Debütalbum von der ersten Note an klar. Offenbart der Londoner hier doch seine wahre Größe und zugleich eine selten gehörte Begabung, verspielte Melodien, gebrochene Beats und – ganz besonders prägnant – wunderbaren Gesang zu großartig sommerlichen Popperlen voller sympathisch verschrobenem Charme zu verschmelzen. Und diese fügen sich hier auch noch zu einem sowohl eigenen wie auch eingängigen Album zusammen.
Auch wenn heutzutage ja gern alles irgendwie als „Dubstep“ verortet ist, sprengt SBTRKT ganz sicher dessen sowieso schon nebulöse Genregrenzen und bastelt sich seine ganz eigene Schublade. Eine derartige Verschränkung von stilistischer Vielseitigkeit, charmantem Indietum und zugleich selbstbewusstem Popappeal hat zuletzt wohl nur Caribous Swim in dieser Konsequenz geschafft. Und auch wenn es musikalisch eher anders gelagert ist, hat SBTRKT ein ganz ähnliches Potenzial, wie Swim zur genreübergreifenden Konsensplatte diesen Sommers zu werden. Hier finden sich nämlich für verschiedenste Hörerkreise Fixpunkte zum Andocken, von eher entspannt vor sich hin summender Electronica mit vereinzelten Dubstep-Referenzen („Heatwave“) über breitbeinigen Zeitlupen-Miami-Bass („Wildfire“ mit Gesang von Yukimi Nagano) bis zu den ganz großen Popgesten wie „Hold On“ oder „Never Never“, die vor allem von der wunderbar schmachtenden Stimme von Sampha in den Popolymp gesungen werden. Und überhaupt, wenn sich etwas als Konstante durch SBTRKTs Album zieht, dann sind es die wunderbaren Ausnahmestimmen von Jessie Ware, Sampha oder Roses Gabor.
Letztere steuert mit „Pharaos“ zu einem der absoluten Hits des Albums bei, der mit seiner sonnigen Attitüde trotz oder gerade aufgrund seiner gebrochenen Beats jeden Housefloor zum Strahlen bringen kann. Die Schweden von Little Dragon haben auf dem Album ebenfalls mitgewirkt, und nicht zuletzt an deren entspannten Elektronikpop erinnert das Album zuweilen. Während Caribou immer etwas schüchtern vom Indieufer gen Diskokugel blinzelte, aalt sich SBTRKT auf seinem Debütalbum gleich selbstbewusst mit beiden Beinen so sehr in glitzernden Hooklines, dass man sich früher oder später unweigerlich beim Mitsingen ertappt. Und SBTRKT ist definitiv eins der Alben, bei dem man dafür nicht mal rot zu werden braucht.