Interview: Gerd Janson und Heiko Hoffmann, Fotos: Lars Borges, Stoffmuster: Populo Batik
Erstmals erschienen in Groove 147 (März/April 2014)
Es gibt zahlreiche Faktoren, die ein DJ-Set beeinflussen: das Publikum, der Ort, die Zeit und nicht zuletzt die Tagesform des DJs selbst. Die Innervisions-Betreiber Dixon und Âme wissen das so gut wie kaum jemand anders, denn 2013 markierte dank etlichen Auftritten von kleinen Clubs bis hin zu großen Festivals einen vorläufigen Höhepunkt ihrer DJ-Karrieren. Gerd Janson, selbst einer der zur zeit Zeit gefragtesten Plattenaufleger, sprach mit ihnen über ihre Sicht auf das DJing.
Was macht eurer Meinung nach einen guten DJ aus?
Dixon: Für mich ist ein guter DJ jemand, der es schafft, Leute von etwas zu überzeugen.
Kristian Beyer (Âme): Von etwas, das sie nicht kennen.
Dixon: Oder auch von etwas, das sie kennen, aber nicht unbedingt gut finden und in dem Zusammenhang dann aber doch gut finden. Es geht vielmehr darum, jemanden in den eigenen Musikbereich hereinzuziehen. Die Grundvoraussetzung dafür ist natürlich, dass man überhaupt einen eigenen Musikbereich hat, den man vertreten will. Dass man also nicht nur spielt um zu befriedigen oder etwas tut, wovon man glaubt, dass die Leute das jetzt mögen würden, sondern dass man versucht, das durchzusetzen, was man selbst als Musik gut findet.
Wenn ich mir meinen DJ-Schedule anschaue, dann bin ich an den meisten Orten nur einmal pro Jahr, in meinen Lieblingsclubs vielleicht dreimal. Wenn ich dann also zum Beispiel einmal im Jahr in Lissabon bin, dann besteht meiner Ansicht nach die Aufgabe darin, an dem Abend exakt das zu vertreten, was ich gut finde. Wenn die Leute dann nach Hause gehen und sich fragen, warum sie es scheiße fanden, dann nehme ich das in Kauf. Aber ich denke, zu einem guten DJ gehört es, zu erreichen, dass möglichst wenig Leute nach Hause gehen, die sich diese Fragen stellen. Schlimmer wäre es aber, wenn ich dort Konsens-Deep-House spielen würde, nur weil ich denke, dass man das vielleicht erwartet.
Wie wichtig ist es für ein gutes DJ-Set, Hits zu spielen?
Kristian: Naja, Hits gibt in jedem Set. Ich denke, wenn man das nicht machen würde, wäre man auch ein schlechter DJ.
Dixon: In unserem Kontext ist ein Tanzflächenhit nicht ein Hit, weil er vielleicht seit acht Monaten im Radio gespielt wird, sondern weil er auf der Tanzfläche funktioniert. Er muss also noch nichtmal veröffentlicht sein.
Es gibt Platten, bei denen sich schnell herauskristallisiert, dass sie in jedem Kontext, zu fast jeder Zeit, vor fast jedem Publikum funktionieren. Ohne, dass es schon jemand kennen könnte.
Dixon: Für mich zeichnet einen guten DJ auch aus, dass er es schafft, Nummern so wirken zu lassen, dass sie mehr sind, als sie es vielleicht in den Augen von achtzig anderen DJs ursprünglich waren.