Fotos: Christian Möller/MOEgrafie.de (Gerberei), B. Pommerehncke/dp Picture (restliche Bilder)
Zuerst erschienen in Groove 171 (März/April 2018).

„In mir schlummerte jahrelang der Wunsch, nach Berlin zu ziehen“, sagt Ron Albrecht. Das ging nicht, denn Ron betrieb 20 Jahre lang in seiner Heimatstadt Schwerin die Gerberei, die als einer der besten Clubs von Mecklenburg-Vorpommern galt. Vor fünf Jahren gab er den Laden auf, um sich auf seine Produktionen – wie aktuell sein Track “Several Faces” auf Fiedels Berghain-Mix – und seine Gigs, die ihn bis nach Taiwan und Korea bringen, zu konzentrieren. Und mittlerweile hat er auch Schwerin zu schätzen gelernt.

6. Club Gerberei


Zu seinen ersten Gigs in der Gerberei ist Ricardo Villalobos noch mit der Regionalbahn aus Berlin angereist. Am Anfang, 1994, waren wir zu dritt, dann nur noch zu zweit und am Ende war ich allein. Irgendwann waren alle über 40 und hatten Familie. Bei mir war das mit dem Auflegen und dem Musikmachen einfach zu viel. Und ich habe ja auch eine Tochter. Ich konnte mich nicht dazu durchringen, den Laden jemand anderem zu übergeben, nach 19½ Jahren. Da haben wir gesagt, wir machen lieber eine fette Abschiedsparty. Der Club hat mir viel gegeben. Ohne ihn würde ich heute bestimmt nicht mehr auflegen.

5. Zigarrenhaus Preussler


Den Laden gibt es schon so lange ich denken kann. Ich gehe da oft hin und hole mir einen Chai, denn da gibt es den leckersten Chai in der Stadt. Mit Matthias Fischer, dem der Laden gehört, kann man auch immer nett smalltalken. Der steht jeden Tag von morgens bis abends hinter der Theke und verkauft viele ausgefallene Sachen. Da gehe ich hin, wenn ich ein Geschenk für einen Geburtstag suche, einen geilen Whisky zum Beispiel. Und rauchen kann man dort auch.

4. Das Schweriner Schloss


Das Schloss ist das Wahrzeichen von Schwerin. Wenn du hier wohnst und das schon immer kennst, erlebst du das natürlich anders als ein Tourist. Mit der Zeit lernt man zu schätzen, wie geil das ist, dass man so was in der eigenen Stadt hat. Es gibt auch einen riesigen Park drumherum. Im Sommer gehe ich da öfter hin, nehme mir ein Buch mit, suche mir eine ruhige Ecke und chille da ein bisschen ab. Da kommen auch Kindheitserinnerungen hoch, denn als Kind habe ich hier viel Zeit verbracht.

3. Adebors Näs


Adebors Näs heißt auf Plattdeutsch des Storchens Nase. Das ist so eine Landzunge, die in das Wasser reinreicht. Von da aus hast du einen tollen Blick auf das Schloss. Das ist auch ein Ort, an den ich gehe, wenn ich abchillen und für mich sein will. Da sind auch schon gute Ideen entstanden, wenn ich zum Beispiel früher überlegt habe, wen man mal wieder in den Club buchen könnte. Und wenn Entscheidungen ins Haus standen, habe ich mir Zeit genommen und bin dort hingegangen, um nachzudenken. Das machen viele. Und im Sommer kann man da auch geil grillen.

2. Zum Freischütz


Wenn du als Schweriner in diese Kneipe gehst, triffst du immer jemanden, den du kennst. Da gehen Leute vom Theater hin und es kommen auch immer junge Leute nach. Über die Weihnachtstage kommen dann noch die dazu, die aus der Stadt weggezogen sind. Im Freischütz ist es laut, voll und man weiß nicht, wie ein Abend dort endet. Da setzt man sich nicht an einen Tisch, sondern redet mit allen möglichen Leuten, die man kennt. Früher kam auch oft Till Lindemann her, der Rammstein-Sänger. Der hatte in Schwerin mal eine Band.

1. Angler 2


Früher gab es da mal einen Anglerverein, daher der Name. Von Innen sieht dieses Lokal immer noch genauso aus wie früher, da hängen noch Urkunden von Angelwettbewerben von 1960. Da geht ein total gemischtes Publikum hin, und es gibt auch Konzerte. Ich bin da schon mit 6 oder 7 rumgerannt, weil meine Familie an dem See ein Bootshaus hatte. Wir haben da dann Mittag gegessen. Das ist cool, dass der Betreiber den Charme des Ladens erhalten hat. Viele machen alles neu. Die wissen gar nicht, was sie da weggeben.

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