Zuerst erschienen in Groove 170 (Januar/Februar 2017).
Als hoffnungsvolle Zukunftsmusik wird Dubstep eher selten gesehen. Vielmehr interpretierten AutorInnen die Musik Mitte der 2000er als Vorahnung der Finanzkrise und setzten sie damit in einer Sackgasse des Jetzt fest. Und doch ebnete der Sound aus London der bassgetriebenen Zukunft den Weg. In dem Fotobuch Signal The Future von Georg Gatsas finden sich schnappschusshafte Porträts von ProtagonistInnen wie Mala, Ikonika, Kode9 oder Mary Anne Hobbs, die er seit 2008 geschossen hat. Schwarz-Weiß-Fotografien von DJs oder TänzerInnen in Aktion lassen erahnen, welche Energie die schweren Klänge der Musik in Londons Clubs freigesetzt haben.
Gatsas verfolgt aber auch den Einfluss von Dubstep über dessen Zenit hinaus, indem er KünstlerInnen wie Laurel Halo, Bill Kouligas oder Fatima Al Qadiri abbildet, deren Gegenwartsmusik sich klaren Zuschreibungen entzieht. Nächtliche Aufnahmen menschenleerer U-Bahn-Stationen und Straßen kontrastieren die kollektive Erfahrung mit einer post-ravigen Einsamkeit der Großstadt, die auch in Dubstep hörbar ist.
Diese wird im Buch auch durch Texte von Mark Terkessidis, Mark Fisher, Adam Harper und Rory Gibb aufgegriffen. Sie beschäftigen sich mit der Frage, wie in einer hyperkapitalistisch organisierten Stadt wie London in Zukunft (Musik-)Leben möglich sein wird. Der Ausgangspunkt um das Jahr 2015 ist mit der Wiederwahl der konservativen Cameron-Regierung und damit der Weichenstellung für den Brexit ein düsterer gewesen. Und trotzdem haben die AutorInnen und die MusikerInnen die Vorstellung von einer Zukunft – und damit die Hoffnung – nicht aufgegeben.
Signal The Future (232 Seiten) ist anlässlich der Ausstellung ARE YOU… CAN YOU… WERE YOU? von Georg Gatsas auf Loose Joints erschienen. Die Ausstellung ist noch bis zum 11. Februar 2018 im Kunstmuseum St. Gallen zu sehen. Groove zeigt eine kleine Auswahl der von Gatsas Werkschau: